Münsters Gute Stube - Der Prinzipalmarkt mit St. Lamberti in vorweihnachtlicher Stimmung

Münsters Gute Stube - Der Prinzipalmarkt mit St. Lamberti in vorweihnachtlicher Stimmung

Ich könnte so viel Historisches auch mit Zahlen zu diesem Bild schreiben und erzählen. Als Münsteraner ist man hier tausend Mal schon gewesen. Das Herzstück der Innenstadt ist es, einst noch von regem Busverkehr bis in die 2000er-Jahre schwer frequentiert. Nun fahren dort nur noch wenige, Autoverkehr ist verboten. Zum Wohl der flanierenden Touristen und Shoppinghungrigen. Hier unter den Arkaden am Rathaus (rechts mit den hohen Giebelspitzen) befinden sich die angesagtesten Traditionshäuser der Stadt, wer was auf sich hält kauft dort ein oder bewundert die hochwertigen Auslagen in den Schaufenstern. Hier radelt auch oft Wilsberg mit seinem Rad zu seiner Buchhandlung, seinem Antiquariat, welches auch in Wirklichkeit eines ist, nur mit anderem Namen. Auch Thiel und Börne vom Tatort passieren hier zumeist entweder mit BMW oder Vadderns Taxi den Platz. Dieser Platz ist die Hauptschlagader Münsters, alles läuft hier zusammen, eben auch der Westfälische Frieden von 1648, oder auch jüngst der G-8 Gipfel. Markt wurde einst hier betrieben, das Marktrecht wurde mit dem Sendschwert bekundet, gleichermaßen aber auch mit ihm Strafe den Dieben angedroht. Das schwert befindet sich heute noch zu Kirmeszeiten (hier: Send) am Rathaus an der Wand aufgehangen. Es sei denn, es wird mal wieder von eienm Fußballfan gestohlen.
Verbrechen, ja, die gab es hier auch. Verderben und Heuchelei, Verrat und Brutalität. Nicht nur Frieden eben. So hatten zu Pest- und Krisenzeiten (Belagerung der Stadt durch die Katholische Kirche) einst die "Wiedertäufer" unter Jan van Leiden hier Einzug gehalten und ihre "Religion" verkündet. Wie es so kommen mußte hielt diese Episode nicht lang und die Verräter und Heiden mußten sterben, am Marktplatz vor St.Lamberti wurden ihnen mit glühenden Zangen die Extremitäten weggebrannt. Die leidenden und sterbenden Verbrecher stellte man in Käfigen aus, die später in den damals noch nicht neugotoschen Turm nach Kölner Dom-Vorbild gehangen wurden. Raben, Krähen konnten ihr Übriges leisten. Heute hängen Repliken der Käfige oben im Turm, wo auch Deutschlands einzige Turmbläserin abends noch ihren Dienst versieht. Über ihrer Kammer ist die Himmelsleiter zu sehen, ein Projekt einer Künstlerin, die damit Trost spenden will in Kriegs- und Krisenjahren. Energiekrise? Ja, defintiv, während auf teure Weihnachtsbeleuchtung verzichtet wurde auf dem Prinzipalmarkt und dessen Umgebung, so hat der Baum vor St. Lamberti nur 60 LED-Birnen statt mehr als doppelt so viele, so verbraucht das Kunstwerk pro Abend auch gerade mal 50 Cent an Strom. Jegliche andere Beleuchtung ist ausdrücklich LED betrieben und auch zeitlich stark eingeschränkt. Wer aber nicht die Himmelsleiter hinaufsteigen möchte um den Mond zu berühren, der kann in der Überwasserkirche den City-Advent geniessen. Dort ist das Thema: Der Mond ist aufgegangen. Zu der Melodie des Liedes leuchtet ein riesiger Himmelskörper über den Sitzreihen und strahlt Ruhe und Geborgenheit aus. Im Hintergrund flackern derweil die Lichter der Opferkerzen wie kleine Sterne am Himmelszelt...
Ich lade Euch ein, in die Zeit der Blauen Stunde: Laßt Euch von der Athmosphäre dieses ortes vorweihnachtlich einstimmen. Weiterhin eine schöne Adventszeit, Euer Matteo70

PS: Entstanden ist dieses Foto freihand ohne Blitz am 2.12.2022