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homwico


Premium (Complete), Coburg

Westfassade

Die Westfassade des Doms in einer Totalen. Gut kann man auf dieser Aufnahme, von dieser leiten sich viele der nachfolgenden Bilder mit Detailaufnahmen und entsprechenden Beschreibungen ab, die unterschiedlichen Bauabschnitte von Unter- und Obergeschoss erkennen.
In einem kurzen Überblick kann man die Elemente von den Bauausführungen in folgende Abschnitte oder in folgende markante Punkte über zwei Geschosse und drei Achsen aufgliedern:
Auf einem erhöhten Standort, den man über 11 marmorne Stufen erreicht, errichtete man dort über einen Zeitraum von etwa Mitte/Ende des 12. Jahrhunderts bis ungefähr Mitte des 14. Jahrhunderts, also über einen Zeitabschnitt von nahezu 200 Jahren, die Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta. Davor befand sich dort eine Kirche aus dem 9. Jahrhundert mit dem Bischofspalast, die dem neuen Kathedralenbau weichen musste.
In dieser Bauzeit entstand auch die wunderschöne Westfassade, die ihren Baubeginn im Jahr 1284 unter der Regie von Giovanni Pisano in einem romanisch-gotischen Übergangs-Stil der Toskana feierte, der die Arbeiten bis zu seinem Weggang 1296 auf Höhe des Kranzgesimses mit dem Architrav, sie verlaufen waagrecht hinter den drei spitzen Giebelabschlüssen der drei Portale, vollendete. Dieser Bereich wird heute allgemein als Untergeschoss bezeichnet. Drei mächtige Portale dominieren das Untergeschoss, über die man Zutritt zum Dom hat. Alle drei Portale, sie besitzen etwa zwei bis dreifache Mannshöhe, haben den gleichen Aufbau: Aufgrund des Platzmangels präsentieren sie sich als einheitliche Gruppe, die jeweils an beiden Türseiten ein gestaffeltes Band an wellenförmig angeordneten Rund- und Sechsecksäulen zeigen, auf deren Kapitellabschlüssen die Torbögen ruhen. Die Säulen zeigen an ihren unteren Enden kräftige Basen. Kapitellabschlüsse und Basen passen sich der Wellenform der Stützsäulen, die aus Platzgründen die Strebepfeiler ersetzen, an. Die Öffnungen der Portale und die Portale selbst, die bautechnisch geschuldet eng und schmal aneinander liegen, geben keinen Rückschluss auf die tatsächliche Aufteilung der dahinter liegenden Innenräume. Durch die tief gestaffelten Säulenreihen vermindern die dadurch ebenfalls stark in die Tiefe gehenden Stufenportale mit Blick auf die hübsch dekorierten und verzierten Archivolte mit ihren zahlreich gestaffelten Bögen diese Enge. Das mittlere Portal ist höher als die beiden Seitenportale mit abgerundeten Bogen. Den Unterschied glich man durch Stürze und Reliefbänder wieder aus. Die Bögen der beiden Seitenportale laufen leicht spitz zu. Über den Bögen der Portale spannen sich spitze Giebel, deren Innenflächen sich als Tympanon mit plastischen Reliefs darstellen. Die Basislinie präsentiert sich in der gebogenen Form der oberen Portalabschlüsse. Auf den Spitzen stehen links und rechts Engelsstatuen, auf der mittleren Spitze eine Staute der Jungfrau Maria. Die Giebel und die umliegenden Flächen dahinter gehen bautechnisch schon vermehrt in die stärker verspielte Form der französischen Gotik über. Eine schöne Überleitung zu dem oberen Geschoss. Zwei Turmsockel rahmen synchron links und rechts der Säulen die Seitenportale. Ihre Kapitelle binden sich in das waagrechte Kapitellband der Tore ein. An den Ecken der Fassaden enden die Sockel mit kräftigen, massiven quadratischen Pilastern.
Auf den Kapitellen streben die Ecktürme, sie sind dabei schon in der typischen leichten, nach oben zum Licht strebenden, offenen durchbrochenen Bauweise der französischen Gotik gehalten, was einen harmonischen Übergang zu der Bauweise des Nachfolgers Camaino di Crescentino, der das Obergeschoss bis etwa 1317 vollendete. Zugute kam dabei dieser Harmonie wohl, dass in der Übergangszeit die Arbeiten nach dem Fortgang von Pisano nach dessen Plänen vorerst von anderen Baumeistern weitergeführt wurden, wodurch sich der Baustil nicht abrupt wandelte. Die beiden Türme zeigen sich in ihrer Ansicht ebenfalls weitgehend synchron. Sie enden mit einer steinernen aufgesetzten Krone. Lediglich die Skulpturen und Figurengruppen sind unterschiedlich. Man hat diese auch im Rahmen von Nachbesserungen und Renovierungen, die Arbeiten am Dom endeten eigentlich nie, stetig ausgetauscht oder erneuert.
Am auffälligsten am Obergeschoss ist, dass sich die Säulen und Streben im Aufriss und von den Achsen nicht durchgängig von Untergeschoss über das Obergeschoss fortsetzen, wie es normalerweise bei diesen zeitgenössischen Kathedralen üblich ist. Dies führt neben der Gefahr einer gefährdeten Statik auch optischen zu einer besonderen Abweichung.
Der Mittelteil der Fassade im oberen Bereich, beginnend über dem Kranzgesims, zeigt wieder zentral mittig angeordnet ein mächtiges Quadrat, in dessen Mitte eine große Fensterrose eingesetzt ist. Der Okulus wird von einer großen Anzahl von Büsten von Aposteln und Propheten und der Mutter Gottes eingerahmt, die sich allesamt akkurat angeordnet um das Fenster gruppieren. Das Viereck wird links und rechts von zwei schmalen nach oben strebenden Türmen, die als Streben wirken, eingerahmt. Diese enden auf Höhe der Spitze des auf dem Quadrat mittig aufsitzenden Dreieckgiebels in reich verzierten Fialen mit einer Skulptur auf der Spitze. In der Fläche des Dreiecks ist ein großes Mosaik mit der Krönung der Jungfrau eingebracht. Auf der Giebelspitze steht als höchster Punkt ein großer Engel mit ausgebreiteten Flügeln.
Zwischen dem Mittelteil und den Türmen zu beiden Seiten sieht man zwei kleinere Mosaikdreiecke, die Spitzen sind ebenfalls mit Skulpturen bestückt. Unter der Basislinie der Dreiecke sieht man wiederum synchron je eine mit Giebeln überdachte Galerie mit fünf Arkadenöffnungen.

Aufgenommen auf der Piazza del Duomo in der Altstadt von Siena in der Toskana.

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