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Ein trauriger Ort

Lange diente die felsige Insel Spinalonga vor der Einfahrt zum Hafen von Elounda auf Kreta dank ihrer strategischen Lage als Verteidigungsbollwerk. Schon im Altertum hatten die Venizianer erstmals eine Festung darauf gebaut, und im Mittelalter wurde sie durch zusätzliche starke Mauern geschützt.

Nach der Eroberung durch die Türken Anfang des 18. Jahrhunderts wurden Wohnhäuser auf der Insel errichtet, und Spinalonga entwickelte sich zu einem Handelsknotenpunkt. Ende des 19. Jahrhunderts lebten dort etwa 200 Einwohner in zweistöckigen Gebäuden, die architektonisch einen gelungenen Mix aus griechischer und türkischer Baukunst darstellten.

Anfang des 20. Jahrhunderts brachte man dann erstmals Leprakranke auf die Insel, weil sie dort komplett von der Bevölkerung isoliert werden konnten. Sie erhielten eine kleine Rente vom griechischen Staat, mussten sich auf der Insel aber weitestgehend selbst organisieren. Sie hatten einen eigenen Arzt, Pflegepersonal, einen Priester und eine Finanzverwaltung; es gelang ihnen sogar, auf dem kargen Boden landwirtschaftliche Produkte anzubauen. Manche von ihnen heirateten und bekamen Kinder, die gleich nach der Geburt untersucht wurden. Waren sie bereits infiziert, durften sie bei ihren Eltern bleiben; die gesunden Kinder jedoch wurden ihren Eltern weggenommen und in Waisenhäuser auf dem Festland gebracht. Bis die Kolonie im Jahr 1957 aufgelöst wurde, ereigneten sich dort unzählige menschliche Dramen, und die Gebäude auf dem Eiland verfielen, weil niemand sich dort ansiedeln wollte, wo derart viel Leid geschehen war.

Heutzutage werden die Gebäude nach und nach restauriert, da die Insel mittlerweile von vielen Touristen besucht wird. Es ist aber schon ein beklemmendes Gefühl, wenn man in dem großen, teilweise verfallenen Versammlungssaal steht und sich vorstellt, wie die Leprakranken hier gestanden und auf die in schönstem Blau leuchtende Bucht geblickt haben, die sie vom Leben auf dem Festland und ihren Familien -oder auch ihren Kindern- getrennt hat.
(Quelle: Faltblatt Besucherinfo)

Kreta im September 2020

Kommentare 42

  • Alfred Photo 9. Oktober 2023, 19:01

    Da ist ja eine Fassade und Fenster in schöner Kombination.
    Es ist immer interessant wie solche Orte und Schicksale zu einander kommen

    VG
    Alfred
  • redfox-dream-art-photography 4. Februar 2021, 23:36

    Traurig, ja....... aber das Bild ist sehr schön.
    Wunderbar das Licht und die Farben.
    Klasse Schnitt.

    glg, redfox
  • Gisela57 19. Dezember 2020, 16:57

    Ein still und nachdenklich machendes Zeitdokument hast du hier erschaffen. Die Bauweise dieses Ortes lässt erahnen, in welchen Verhältnissen die Kranken gelebt und mit welcher Sehnsucht, sie nach Kreta geblickt haben. Was für Schicksale haben sich hier zugetragen? Was für Leid? Das Tageslicht vermag den Raum nicht wirklich zu erhellen; darin sehe ich Aussage- und Symbolkraft ... das heitere Sonnenlicht war sicher auch damals nicht in der Lage, das Leben der Leprakranken zu erhellen. Dennoch ... mir gefällt der Blick ins Lichte sehr. Er erzählt von Hoffnung und Zuversicht. Ich denke bzw. hoffe auch, dass die Menschen damals von dieser Hoffnung und Zuversicht getragen wurden. 
    LG Gisela
  • Eifelpixel 1. Dezember 2020, 11:17

    Ein Ort der viel traurige Geschichte aufweist.
    Bit dem Bild gut daran erinnert
    Weiter viel Spaß an der Fotografie Joachim
  • inga.rienau 27. November 2020, 16:32

    Danke für deine bewegende Schilderung zu diesem eindrucksvollen Foto, das durch den Ausblick in die sonnige Landschaft eigentlich Hoffnung vermitteln sollte ... Was für eine Geschichte dieser armen, verlorenen Seelen! Lieben Gruß, Inga
  • Tante Mizzi 26. November 2020, 9:57

    Eine sehr schöne Aufnahme, die Infos dazu sind sehr klasse !!!
    Ich wünsche Dir einen schönen Tag und bleib gesund!
    Liebe Grüße
    Mizzi
  • Margret u. Stephan 23. November 2020, 7:53

    Auch ich dachte für den ersten Moment, welch schöne Aussicht hier - und dann diese traurige Geschichte....sie berührt mich. Es macht alles so nachdenklich.
    Die Darstellung vom Ausblick aus dem Dunklen in die helle Natur gibt Hoffnung
    und ist dir gut gelungen.
    Liebe Grüße,
    Margret
  • BunteWelt 17. November 2020, 16:57

    Was für eine Geschichte, die 1957 erst aufgelöst wurde ....... unglaublich.
    Das Fenster hast Du bestens ins Bild geholt.
    LG Conny
  • Lily-Rose 15. November 2020, 18:03

    "Ein Fenster zur Welt";
    Ein schönes Foto in einem optimalen Rahmen.
    Küsse.
  • Jürgen Guhlke 15. November 2020, 12:42

    Klasse gestaltete sehr schöne Aufnahme!
    MfG
    Jürgen
  • Blula 14. November 2020, 19:47

    So wunderschön das Bild, so traurig ist die Geschichte dazu. Gut, dass Du sie hier so ausführlich wiedergibst. Sie geht einfach unter die Haut !!
    Zum Foto... das ist ausgezeichnet. Kompliment, wie Du das so überaus schwierige Licht in den Griff bekommen konntest !!
    LG Ursula
  • troedeljahn 14. November 2020, 18:53

    Danke für den Text dazu. Das wusste ich nicht. aber es zeigt sich wieder..... Der Mensch ist grausam. Die erde wäre ein toller Planet, wenn nur nicht die Menschen wären.
    Ein wirklicher trauriger Ort.
    eine tolle, dem Thema widersprüchliche Aufnahme. Gefällt mir sehr gut.
    Viele Grüße   Wolfgang
  • Simone Slosharek 14. November 2020, 16:14

    Im ersten Moment denkt man: Was für ein wunderschöner Blick ins Freie...Danke für Deine Erläuterungen dazu. Wirklich ein trauriger Ort. Aber Dein Blickwinkel bei dieser Aufnahme ist wunderbar gewählt. Trotz allem: eine sehr schöne Aufnahme. Lieben Gruß Simone
  • emen49 13. November 2020, 21:56

    Beeindruckend die Geschichte dieses Gemäuers und auch deine Aufnahme.
    Wünsche Dir noch einen guten Abend und auch ein schönes Wochenende.
    Viele Grüße
    Marianne
  • Alfred Schultz 13. November 2020, 18:25

    Beim Anblick dieser Innenaufnahme
    kann ich nichts trauriges erkennen.
    Gut also, dass diese dunklen Zeiten
    Geschichte sind.
    Gruß - A.