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Wie weiland der Heiland

Wie weiland der Heiland

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Klacky von Auerbach


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Wie weiland der Heiland

Kali Orexi wollte bescheiden im Ort eintreffen, daher entschied er sich für einen Esel und nicht für ein rassiges Pferd.
Er wollte es gemächlich angehen lassen und nicht den Berg hinauf- und in die Stadt hineinpreschen.
Es ließ sich auch alles gut an, zunächst.
Schritt für Schritt und Stufe für Stufe trottete das Eselchen bergan. Doch so ganz schien im die Sache bzw. die Last nicht zu behagen, denn immer mal wieder ging es ganz nahe an die Mauer, vor allem, wenn dort Kakteen standen, riesige Opuntien. Kali Orexi mußte sich dann immer wegducken und hatte Mühe, nicht den Halt zu verlieren. Das Eselchen hatte wohl Erfahrung, wie man leidige Last los wird.
Doch nicht mit Kali Orexi, dem geschulten Reiter der Universitätsreitschule.

Währendessen lief unten in der Bucht, unbemerkt von Kali aber nicht von dem Kameltreiber, hier halb links im Bild, ein Kreuzfahrtschff ein, hier ganz rechts im Bild. Auf einmal hatte der Kameltreiber es eilig, denn er witterte neue Kundschaft. Also nahm er seinen Stock, noch nicht im Bild, und hieb auf das arme Eselchen ein. Dieses nahm Fahrt auf, mächtig sogar, seine Schritte wurden schneller aber auch ungerelmäßiger, denn bei jeder zweiten oder dritten Stufe geriet es aus dem Takt, was ihm zwar wenig ausmachte, dem Reiter schon. Und noch eins und noch eins bekam das arme Tier übergezogen, bis es an einer der Stufen jäh Halt machte. Damit konnte auch der erfahrenste Reiter edler Pferde nicht rechnen. Ein Esel- oder Kamelreiter hätte das vielleicht vorausgesehen. Doch in diesem Fall verließ die göttliche Vorausahnung den Kali Orexi, und er nahm den direkten Weg über des Esels Kopf hinweg auf das harte Pflaster der Treppe.
Peng!
So landete er auf dem Boden der irdischen Tatsachen und des Weges. Welche Schmach! Zudem hörte er das zwar verhaltene aber deutlich vernehmbare Lachen der Göttergattin Kali Mira, die hinter ihm ritt, hier nicht im Bild. Das war dann Schmach Nummer zwo. Hinterher gestand sie ihm, daß sie laut rausgelacht hätte, aber ihre Sorge galt mehr der Kamera, die Kali Orexi im Rucksack hatte, und nicht so sehr ihm. Das war dann Schmach Nummer drei.

Kali, aufgerappelt, abgeklopft, wieder aufgesessen und weiter ging es, diesmal unfallfrei bis hoch zum Ort, wo dann die Winker mit den Palmwedeln und die Hüteindieluftwerfer fehlten. Das war dann Schmach Nummer vier.

Am Abend in der Taverna ließ Kali Orexi den Tag noch einmal revue passieren, und ein déjà vu stellte sich ein. Hatte er damals während seines Praktikums in der Universitätsreitschule nicht für zehn Reitstunden bezahlt aber dafür acht Flugstunden bekommen? Seine Vergangenheit hatte ihn eingeholt. Schmerz überkam ihn.
Das war dann Schmach Nummer fünf.

Kein guter Tag für Kali Orexi, überhaupt kein guter!

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