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Schiffsmühle in Ginsheim - Rhein 1

Schiffsmühle in Ginsheim - Rhein 1

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Horst Schulmayer


Premium (Pro), Region Stuttgart

Schiffsmühle in Ginsheim - Rhein 1

Wirtschaftsfaktor Schiffsmühlen

Ginsheimer Schiffsmühlen, von denen Ende des letzten Jahrhunderts noch 17 Stück vor der Nonnenaue und der Langenaue vor Anker lagen, waren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Ginsheimer Bürger. Es hat Zeiten gegeben, da wurden von Ginsheimer Schiffsmüllern über 200.000 Zentner Getreide gemahlen.

Diese immense Mengen an Getreide stammten natürlich nicht nur aus der Ginsheimer Gemarkung: Landwirte aus dem gesamten Ried brachten ihr Getreide zum Mahlen nach Ginsheim. Da in trockenen Jahren die Bäche im Ried und im vorderen Odenwald fast ausgetrocknet waren und dort nicht mehr genug Wasser um Antrieb der Mühlräder vorhanden war, hatten zu diesen Zeiten die die Ginsheimer Schiffsmüller Hochbetrieb, denn der Rhein führte immer genügend Wasser.

Doch nicht nur die Ginsheimer Schiffsmüller provitierten von den Schiffsmühlen: da viele Bauern von weit her ihr Getreide zum Mahlen nach Ginsheim brachten und das Mehl nach dem Mahlen wieder mitnehmen wollten, besuchten Sie in dieser Zeit eine der vielen Ginsheimer Gaststätten, wo was getrunken und was herzhaftes gegessen wurde.

Doch auch Ginsheimer Handwerksbetriebe wie die Schmiede, die Wagner und die Schreiner profitierten davon und Ginsheim war in den vergangenen Jahrhunderten eine recht wohlhabende Gemeinde.

Mühlenbesitzer

Folgende Ginsheimer Bürger waren um die Jahrhundertwende Mühlenbesitzer: Georg Rauch IV., Christoph Krug, Philipp Stahl I., Georg Stahl IV., Viktor Hübmer, Georg Maus, W. Mähn, Philipp Schrepfer, Friedrich Fischer, Johann Reinheimer I., Wilhelm Werner, Philipp Ittner, Johann Ittner I., Johann Rauch, Nikolaus Guthmann, Karl Volz, Johann Merten, Nikolaus Hübner jr., Georg Stahl jr.

Wann in Ginsheim die 1. Schiffsmühle betrieben wurde, weiß man nicht mehr genau. Bekannt ist jedoch, dass bereits im Jahre 1704 mehrere Schiffsmühlen betrieben wurden. Freiherr von Schrautenbach, der zu dieser Zeit einen Gutshof am südlichen Altrhein bewirtschaftete, bekam damals die Genehmigung, "eine Rheinmühle bei den bereits vor Ginsheim liegenden Schiffsmühlen zu errichten".

Liegeplätze der Schiffsmühlen

Bis zum Bau des Steindamms 1838 ankerten die Schiffsmühlen im heutigen Altrhein umittelbar vor Ginsheim. Der Altrhein war bis zu diesem Zeitpunkt noch ein Arm des Hauptstromes, durch den der Großteil des Schiffsverkehrs lief. Da dieser Schiffsverkehr ständig zunahm, wurde dieser Rheinarm zu schmal.

Der größere und breitere Rheinarm (der heutige Großrhein) zwischen der Nonnenau und dem Laubenheimer Ufer war jedoch zu flach und der Schiffsverkehr wich daher auf den kleineren, jedoch tieferen Rheinarm aus.

Aus diesen Gründen wurde 1838 der Steindamm erbaut und der zu flache Rheinarm wurde ausgebaggert. Damit floß nun mehr Wasser durch den breiteren Rheinarm, hatte jedoch zur Folge, dass der kleinere Rheinarm (heutiger Altrhein) vor Ginsheim keine Strömung mehr hatte und sich die großen Räder der Schiffsmühlen nicht mehr drehten.

Um den Fortbestand der Rheinmühlen zu sichern, wurden diese in den neuen Hauptstrom vor der Nonnenau und der Langenau verlegt. Lediglich in den Wintermonaten wurden sie zur Überholung zurück in den Altrhein gebracht.

Obwohl sich nun die Mühlen wieder drehten, wurde die bisher schon schwere Arbeit der Müller noch schwerer. Das Getreide mußte nun vom Altrheinufer mit sog. Mühlnachen, welche mit bis zu 100 Zentnern Getreide beladen wurden, durch den Altrhein, um die Rabenisel herum und dann gegen den Strom zu den Schiffsmühlen gerudert werden. Das waren (einfach) ca. zwei Kilometer und Abends musste dann das Mehl auf dem gleichen Weg wieder zurück an das Altrheinufer gebracht werden.

Um den Müllern ihre Arbeit zu erleichtern, wurde 1889 der sog. Mühlkanal1 gebaut: ein Durchstich zwischen der Nonnenau und der Rabeninsel. Damit wurde der Weg der Müller um ca. 1 Kilometer verkürzt.

http://www.rhoischnoke.de/ginsem/chronik/schiffsmuehlen.php#prettyPhoto

Kommentare 27

  • Waltraud Zorn 3. November 2013, 21:16

    Wieder etwas dazu gelernt, das ist das Schöne an den FClern, wusste gar nicht das es solche Mühlen überhaupt gab und offensichtlich noch gibt, danke für die aufschlußreiche Doku.
    Gruss Waltraud
  • Peter Jasche 1. November 2013, 16:41

    Wunderbar vom Foto und der Info - auch die Tonung gefällt mir zu dem Motiv.
    Bei mir, in der Nähe gibt es auch noch eine Schiffsmühle, aber leider nur als Schauobjekt.
    VG. Peter
  • Bernhard Kuhlmann 30. Oktober 2013, 23:02

    Hat doch wirklich etwas Ähnlichkeit mit der unseren , oder ?
    Schön, das man versucht solche Schätze zu bewahren !
    Gruß Bernd
  • deha 30. Oktober 2013, 12:26

    eine feine Detailarbeit für die Schiffsmühlen hast Du geleistet.Klasse S/W Arbeit.
    Diese Mühle dürfte um einiges größer sein, als die Schiffsmühle bei uns in Minden.
    Klein aber fein, eben:
    Schiffsmühle in Minden
    Schiffsmühle in Minden
    deha


    VG, Detlef
  • digitovita 28. Oktober 2013, 20:04

    eine sehr gut gewählte tonung, klasse schärfe und bildaufbau. vg toni
  • Georges Vermeulen 28. Oktober 2013, 17:35

    Die Tonung machts ..!
    Gr Georges
  • troedeljahn 28. Oktober 2013, 16:13

    Danke für die Erklärungen dazu. Ein lohnendes Motiv. Klasse in Szene gesetzt.

    VG Wolfgang
  • Kerstin Stolzenburg 28. Oktober 2013, 13:02

    Interessante Geschichte! Ich glaube, eine solche Schiffsmühle vorher noch nie gesehen zu haben.
    Alternative Energie: Damals selbstverständlich, ohne große Debatten über die Realisierbarkeit!
    Das Bild hat eine sehr passende, schöne Tonung! Gefällt mir sehr gut!

    VG. Kerstin
  • Markus 4 28. Oktober 2013, 8:39

    eine sagenhafte und interessante Info zu einem Bild mit Seltenheitswert. Davon hab ich noch nie gelesen geschweige denn gehört
    Habedieehre
    Markus
  • Anne Rudolph 27. Oktober 2013, 18:22

    Informativ und interessant was Du zum Bild schreibst.
    Der Schnitt hier gefällt mir doch ein bißchen besser als beim nächsten. Die Tonung paßt
    lg anne
  • emen49 27. Oktober 2013, 18:17

    Eine wunderschöne Aufnahme mit sehr guter Tonung und eine sehr informative Beschreibung!
    VG Marianne
  • Wolfgang Zeiselmair 27. Oktober 2013, 18:10

    Wie die Mühle so das Bild - fantastisch! Die Tonung
    passt hier extrem gut.
    Servus
    Wolfgang
  • heide09 27. Oktober 2013, 17:33

    Eine äußerst interessante Dokumentation!
    Als ob die Müller nicht schon genug schuften mußten erlitten sie auch noch Rückschläge. SO ungerecht kann das Leben sein und
    in der Neuzeit will keiner mehr den Finger krumm machen .....................
    Für diese Typen würde ich gern mal für ein Jahr
    die Zeit zurück drehen. :-)))))
    Gruß
    Ania
  • Norbert REN 27. Oktober 2013, 16:34

    Danke für das Foto und die dazugehörige Info.
    Ich habe gerade viel gelernt, da ich von Schiffsmühlen vorher noch nie etwas gehört hatte.
    Die Idee macht natürlich Sinn, wenn auch die Ausführung mit sehr viel Mühen verbunden war.
    LG. Norbert
  • LichtSchattenSucher 27. Oktober 2013, 16:13

    Fotografisch starkes Werk sowie lobenswerte historische Abhandlung !
    Gruss
    Roland