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Gekappte Möglichkeiten...

Gekappte Möglichkeiten...

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Gekappte Möglichkeiten...

Über viele Jahre hatte die Deutsche Bahn den politischen Auftrag die Börsenreife zu erreichen. Im Zuge der betriebswirtschaftlichen Optimierung wurde dabei viel "verbrannte Erde" hinterlassen...

Mittlerweile hat man zwar eingesehen, dass diese Richtung über mehr als zwei Jahrzehnte der falsche Weg war - doch es wird Jahre, wenn nicht eher Jahrzehnte dauern bis man die Sünden der Vergangenheit wieder rückgängig gemacht haben wird.

Zu einer dieser Sünden zählt das optimierte Bestandsnetz, bei welchem nicht zwingend notwendige Gleise und Weichen entfernt, stillgelegt und abgebaut wurden. Sollten die Zugzahlen dereinst wieder steigen wird es auch mehr Kapazität im Streckennetz brauchen um beispielsweise langsame von schnelleren Zügen überholen zu lassen oder bei Störungen die Züge bis möglichst nah an den Problempunkt heranfahren lassen zu können - und nicht bereits hunderte von Kilometern vorher "abzufangen".

Im Bahnhof Godenau begegnete mir vor vier Wochen die 187 118-5 mit dem EZ 51194 von Maschen nach Nürnberg. Der Zug fuhr nach einem knapp 50 Minuten dauernden "Zwangshalt" wieder an, nachdem bei diesem eine Unregelmäßigkeit festgestellt worden war. Im nur noch zweigleisigen Betriebsbahnhof stand der Zug dabei allerdings etwas "unpraktisch", da Züge Richtung Süden diesen auf dem noch freien Gleis der Gegenrichtung umfahren mussten - und mancher Nordfahrer am Einfahrsignal warten musste, bis er wieder durchfahren konnte. Der im Planum des einstigen Überholgleis stehende Auslegermast für das südliche Ausfahrsignal des Gegengleis steht dabei symptomatisch für Fehler in der deutschen Verkehrspolitik vergangener Dekaden...

Aufnahmedatum: Dienstag, 17. März 2020 - 12:15 Uhr

Kommentare 5

  • makna 15. April 2020, 13:28

    Sehr dynamisch dargestellt - der Traxx 3 ist bestens im Bogen eingefangen !!!

    Die Sünden der Vergangenheit ... da unterstreiche ich auch Toms Worte, dass
    dies eine eklatante Schädigung des Volksvermögens war ! Neoliberalismus
    als seit dem Ende der 80er Jahre sich pandemisch ausbreitende Form
    des Turbo-Kapitalismus hat dazu geführt ... Dürr und Mehdorn sind
    da "nur" Erfüllungsgehilfen einer Wirtschaftsideologie, die von
    Milton Friedman und Friedrich August von Hayek ins
    Rollen gebracht wurde und allerorten zur sog.
    "Deregulierung", zur Privatisierung und
    zu unermesslichen Reichtümern
    der Investmentbanker führte
    - während das Vermögen
    des Volkes dahin
    schmolz:

    Das sieht man jetzt sehr deutlich in der Corona-Krise am gesamten Gesundheitssystem:
    Auch in Deutschland wurde privatisiert, oder es wurden die kleinen Kreiskrankenhäuser
    geschlossen - in Bayern wollten jetzt zur Pandemie-Vorsorge einige Landkreise ihre
    vor nicht allzu langer Zeit geschlossenen Hospitäler, da die Bausubstanz noch gut
    und keiner anderen Verwendung zugeführt worden ist, vorsorglich wieder in
    Betrieb nehmen - die nötigen Zuschüsse hat die (trotz aller markigen
    Worte des Landesherrn Markus im Grunde neoliberale CSU-)
    Staatsregierung aber verweigert ! Dabei geht es hier
    zu Lande mit dem Gesundheitssystem nach
    der neoliberalen Deregulierung sogar
    noch besser gestellt wie in
    Italien, Frankreich
    oder Spanien !

    Das neoliberale System hält jetzt, in Krisenzeiten, die Hand nach Staatsgeldern auf -
    Gewinne wurden schon immer privatisiert, Verluste sozialisiert - gelernt hat daraus
    noch keiner, nämlich die staatliche Daseinsvorsorge voran zu stellen ! ! !

    Dass der Staat bei der Daseinsvortsorge besser gestellt ist, sieht man auch daran,
    dass die zwar aktienrechtlich "privatisierte", aber zu 100 % dem Staat gehörende
    Deutsche Bahn AG eben weiter fährt - im Personenfernverkehr der DB fahren
    3/4 der Fernzüge - nur manche Verbindungen ins Ausland sind aufgrund der
    dort herrschenden Grenzschließungen gestrichen, ebenso touristische
    Züge und die vor allem von Geschäftsreisenden genutzten Sprinter.
    Hingegen hat "Flixtrain" seine Zugverbindungen eingestellt - dass
    die DB großzügig Flixtrain-Fahrkarten anerkennt, kann man
    nur mit Hochachtung feststellen !

    Vielleicht ist unter der jetzigen Regie der DB AG es möglich, nach und nach
    die Sünden der Vergangenheit wieder rückgängig zu machen.

    BG Manfred
    • Thomas Reitzel 15. April 2020, 15:41

      Du bringst die Dinge auf den Punkt wie kein anderer und kannst auch die wahren Verursacher benennen, Chapeau und danke!
  • Thomas Reitzel 15. April 2020, 9:06

    Mir gehts wie meinem Vorschreiber, er hat alles gesagt.
    Dein Bild ist alles, was man zum Rückbau der Bahn-Infrastruktur wissen muß;
    in meinen Augen war das verbrecherisch und eine eklatante Schädigung des Volksvermögens und damit der Daseinsvorsorge!
    Die Herren Manager deuten auf den politischen Willen, keiner wird zur Rechenschaft gezogen... - nein, sie bekommen hohe Abfindungen, eine weitere Schädigung!
    BG, Tom
  • Basi70 14. April 2020, 22:11

    Ob diese Fehler, angefangen von einem Herr Dürr bis zu einem Herrn Mehdorn jemals wieder rückgängig gemacht werden können? Ich habe da so meine Zweifel. Die ganze Infrastruktur hat ja gelitten und zwar erheblich. Da wo früher Gleise und Rangierbahnhöfe waren stehen heute Einkaufsparadiese und FastFood-Restaurants. Ich kann Dir nur Beipflichten.

    VG Michael
  • HG-Foto 14. April 2020, 12:54

    den Moment gelungen festgehalten und passende Erklärung mit geliefert
    lg Hans Georg