Deportiert aus Endenich!
Am 9. November 1938 fing es mit dem Pogrom an, und was dann folgte, war noch grausamer!
So erging es der Familie Strauß:Sie wurde 1941 von der Gestapo aus ihrer Wohnung vertrieben und mußte ins jüdische Sammellager Endenich bei Bonn umziehen, nur mit dem Nötigsten versehen. Nach einem Jahr leidvollen Lebens dort wurden sie in ein Vernichtungslager nach Polen deportiert.
Letzte Nachricht der Familie Strauß:
"Wir sind ganz ruhig und nicht aufgeregt. Es geht uns.... (unleserlich). Für Großvater haben wir eine Flasche Spiritus besorgt. Morgen fahren wir weiter. In drei Tagen sollen wir dort sein.
Herzliche Grüße
Rosa und Erna
Lebewohl!
Großvater"
Diese Karte wurde am 19. oder 20. Juli 1942 bei einem kurzen Aufenhalt unterwegs von Rosa, Erna und Bernhard Strauß geschrieben.
Das waren der Großvater und die Tante sowie die Cousine meines verstorbenen Mannes.
Seine Verwandten (der Großvater war schon über 80 Jahre alt!) wurden im Vernichtungslager Maly Trostinez in Polen umgebracht.Wir haben es durch den jüdischen Verein an der Synagoge in Bonn erfahren und die Unterlagen auch dort eingesehen. Dem Onkel gelang die Flucht nach Antwerpen, wo er leider verstarb. Wir haben sein Grab 1996 auf dem jüdischen Friedhof in Putte (Flandern) besucht.
Das Foto der Tante mit Cousine war zum Zeitpunkt des Abtransports schon älter, aber da kein aktuelleres mehr vorhanden war, wurde es 1997 so für die Ausstellung des Vereins zur Verfügung gestellt.
Mein Mann war nach den Rassegesetzen des NS-Staates als "Halbjude, Mischling 1. Grades" eingestuft worden.. Er wurde mit seinen Eltern (die Mutter war Jüdin) noch im September 1944 ebenfalls aus der Wohnung vertrieben. Sie mußten, wie auch andere Familien, in ein sog. Judenhaus umziehen.Von dort sollten sie nach Köln-Müngersdorf ins Sammellager gebracht, um abtransportiert zu werden.Ihnen gelang die Flucht. Es gab noch anständige Deutsche, die ihnen halfen.
Heute ist die Mahnung "Wehret den Anfängen!" wieder sehr aktuell!
Kommentare
17
Das Foto befindet sich nicht in der Diskussion. Deswegen kann es aktuell nicht kommentiert werden.
Hubert Haase 2. Dezember 2018, 12:40
Es ist hier schon alles gesagt,was es zu sagen gibt.Mancheiner der älteren Mitbürger hat an die 3 bis 4 Herrschaftssysteme durchleben müssen, immer darauf bedacht zu sein ,überleben zu wollen.
https://www.fotocommunity.de/photo/bussgang-hubert-haase/40402672
† smokeybaer 23. November 2018, 18:15
ein e Collage zum Nachdenken gr smokeymincki 21. November 2018, 19:20
Eine sehr ergreifende Geschichte, zumal sie auch dich und deinen verstorbenen Mann, persönlich betrifft.Es ist heute unverständlich, wozu Menschen imstande sind, wobei es in anderen Ländern ja leider immer noch so grausam zugeht.
Möge diese Zeit uns nie wieder einholen bzw. erneut aufleben.
Deine Collage mit den einzelnen Bildern ist nicht nur eine Mahnung, sondern auch eine hoffentlich lehrreiche Erinnerung.
Tschüss
Sabine
Frank G. P. Selbmann 21. November 2018, 16:48
mich hat deine sehr persönliche familiengeschichte ergriffen, liebe irene. es war eine sehr schlimme zeit der deutschen geschichte, insbesondere für unsere jüdischen mitbürger. natürlich hat das für die unmittelbar betroffenen noch einmal eine ganz andere qualität. ich sehe es wie du, neue anfänge einer solchen entwicklung heute müssen unterbunden werden. deine dokumentarische collage zur ausstellung gefällt mir sehr gut.liebe grüße franK
Alfred Schultz 13. November 2018, 17:15
Ein wirklich unrühmlicher Teilder deutschen Geschichte.
Gruß - A.
Rumtreibär 13. November 2018, 12:22
das Mahnen darf nie enden - gut soGruß Dieter
K.-H.Schulz 12. November 2018, 19:01
Eine sehr interessante DOKULG:karl-Heinz
Misme 12. November 2018, 15:45
O Deutschland, bleiche Mutter!Wie haben deine Söhne dich zugerichtet
Dass du unter den Völkern sitzest
Ein Gespött oder eine Furcht!
Bertold Brecht
Gegen das Vergessen, für die Erinnerung!
LG Misme
Brisme 11. November 2018, 20:54
Das ist eine schöne und lehrreiche Collage! gefällt mir sehr gut. Auch wenn das Thema jetzt nicht zur Freude anregt. Ich finde es ausgezeichnet, dass sich zum Jubiläum so viele Menschen so viele Gedanken gegen das Vergessen gemacht haben.Ich habe eben noch im Radio gehört, der erste Weltkrieg war vor 100 Jahren. Da weiß ich nicht, ob das gut oder schlecht ist, dass wahrscheinlich keine Menschen mehr da sind, die sich da noch dran erinnern. (Und wenn, dann sind sie wirklich sehr alt)
Hoffen wir, dass auch dieses Jubiläum eines Tages nur noch in den Geschichtsbüchern steht und keiner mehr da ist, der noch immer darunter leidet.
LG Britt
picture-e GALLERY70 11. November 2018, 13:23
was bleibt, sind erinnerungen. wenn auch nicht immer gute. lg elmarSteini_76 10. November 2018, 14:13
Das war schrecklich und darf sich niemals wiederholen. Eindringliche Mahnung Dein Bild. LG UliAntje Görtler 10. November 2018, 12:56
An diese schreckliche Zeit kann gar nicht oft genug erinnert werden.Nachdenkliche Grüße
Antje
Eifeljäger 10. November 2018, 11:42
Sollte doch zum nachdenken anregen und wachrütteln.Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
Gruß, Franz
Heide G. 10. November 2018, 7:36
eine schreckliche Zeit, und das Schlimmste ist, dass ich nicht sicher bin, wieviel und ob überhaupt sich etwas in den Köpfen der Menschen geändert hat ...Klaus Kieslich 10. November 2018, 7:35
Wohl wahr und gut,daß Du dieses Thema als eine Betroffene hier anschaulich deutlich machstgruß Klaus