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Kein Interesse an Geschichte

Kein Interesse an Geschichte

7.404 9

homwico


Premium (Complete), Coburg

Kein Interesse an Geschichte

Ein kleiner „Stubentiger“, wobei er wohl sicher nicht als dauerhaft im Haus lebend angesehen werden will. Er ist auch nicht an den historischen Ereignissen, die sich um diese Stätte ranken, interessiert – eine Maus ist ihm lieber.
Gesehen in Sovana in der Provinz Grosseto im Südosten der toskanischen Maremma an der Cattedrale dei Santi Pietro e Paolo.

Es hatte anfänglich nicht den Anschein, dass zwischen dem damals weltlich regierenden König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. Unstimmigkeiten aufkommen würden. So wollte im 2. Jahr seiner Inthronisation Gregor VII. persönlich mit einem Heer in Byzanz intervenieren, wobei König Heinrich IV während der Abwesenheit von Gregor VII. sogar die Leitung der westlichen Christenheit übernehmen sollte. Der „Kreuzzug“, von manchem Historiker wird er als erster Aufruf zu einem Kreuzzug angesehen, fand jedoch aufgrund politischer und kirchlicher Ablehnung nicht statt.
Erst mit einer aktiven Italienpolitik von Heinrich IV, die den Interessen von Gregor VII. entgegenlief, eskalierten zum Jahreswechsel 1075/76 die Ereignisse:
Der Papst beschwerte sich in einem Brief an Heinrich IV. über die Geschehnisse und forderte Gehorsam. Heinrich IV. veröffentlichte die Briefe, was einem Affront gleichkam. Als Antwort auf weitere Vorhaltungen und Eingriffe des Papstes verfasste Heinrich IV. ein Abdankungsschreiben, in dem er ihn mit den Worten „descende, descende“ (steige herab, steige herab) zum Abdanken aufforderte. Dies wurde argumentativ mit dem Hinweis, dass der Papst von Menschen gewählt, und nicht wie ein König von Gott durch seine Geburt in sein Amt berufen werde, untermauert. Es gipfelte abschließend darin, dass Heinrich Gregor vorwarf, dass dieser niemals rechtmäßiger Papst gewesen war, da er entgegen den Vorschriften des Papstwahldekrets in das Amt gelangte.

Die Antwort kam prompt und kompromisslos:
Gregor VII. belegte Heinrich IV. und die ihm folgenden Bischöfe mit dem Kirchenbann, ein noch nie dagewesener Schritt. Der Kirchenbann zur damaligen Zeit war gleichbedeutend mit einer Absetzung des Königs und seiner Exkommunikation. Der Papst begründete seinen Schritt mit der Darstellung Heinrichs als „Verächter des christlichen Glaubens“ einen „Verwüster der Kirchen“ und bezichtigte ihn zur Anstiftung zur Ketzerei. Er ließ jedoch ein Hintertürchen mit einer Frist zur Umkehr bis zum 1. August 1076 offen.
Heinrich IV. blieb, um seinen Status zu behalten, nichts anderes übrig, als klein beizugeben. Der König reiste dem Papst, der nach Deutschland unterwegs war, entgegen, um Abbitte zu leisten. Sie trafen in der Burg Canossa zusammen. Dort hob nach einem dreitägigen Bußgang der Papst am 28. Januar 1077 den Bann wieder auf.
Dieses Ereignis ist weltbekannt unter dem sprichwörtlichen Begriff „Gang nach Canossa“.

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