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Für alle Krimi-Freunde: Berlin live (8)

Für alle Krimi-Freunde: Berlin live (8)

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Premium (World), Berlin

Für alle Krimi-Freunde: Berlin live (8)

Das tragikomische Schurkenstück des Schusters Wilhelm Voigt ist in die Geschichte eingegangen.
Als verkleideter "Hauptmann von Köpenick" nutzte er den preußischen Respekt vor Uniformen aus.

Mit Eskorte rückte er am 16. Oktober 1906 ins Rathaus ein, verhaftete den Bürgermeister und nahm die Stadtkasse.
Weiteres Geld wurde vor Ort noch buchhalterisch genehmigt und von der Postbank gebracht, umgerechnet 22000 €.

Statt des Geldes erhoffte der Schuster, einen Blanko-Pass zu erbeuten, um im Ausland Arbeit zu suchen.
Ein Pass wäre die Voraussetzung für Wohnung und Arbeitsplatz gewesen. Doch das Rathaus hatte keine Pässe.

1910, anderthalb Jahre nach Haftentlassung, erhielt er einen Pass aus Luxemburg und übersiedelte dorthin.
Er arbeitete als Kellner und Schuhmacher, profitierte aber hauptsächlich von seinem Köpenicker Coup.
Bald konnte er sich ein Auto und ein Haus leisten. Doch durch die Kriegswirren verarmte er und starb 1922 mit 72.

Durch das Theaterstück von Carl Zuckmayer über den Hauptmann wurde die Person Voigts mitleidsvoll romantisiert.
Natürlich zwangen ihn Not und Verzweiflung zu diesem Coup, aber zuvor war er mehr im Knast als draußen.
Der erschütternde Monolog "Die innere Stimme", gespielt 1931 von Max Adalbert:
https://youtu.be/yYYOjB80REk?t=2479

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