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.... fette Beute ....

.... fette Beute ....

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Neydhart von Gmunden


Premium (Basic), Hamburg

.... fette Beute ....

Moin. Als ich gestern Mittag aufgestanden war und so zwischen den
Welten auf meinen Balkon mit der kleinen Wildnis trat, erblickte ich
dieses Schwebfliegenpaar. Ach, dachte ich, das ist doch was für die
liebestrunkenen jungen Wilden hier und holte rasch meine kleine Cam.
Derweil hatte sich ein Spinnlein eingefunden, welches die Liebenden
aus seinen Spinnenaugen beäugte. Plötzlich: blitzeschnelle springen-
des Spinnlein, Sturzflug, alle drei in die Tiefe und dann, Spinnlein im
Wasser für die Vögel, die Fliegen auf und davon, splitterfasernackt.
Schon packte ... nein ... schon ritt ... mich lyrische Lust !

Ein Fliegenpäärchen, oh wie verzückend,
im Liebsakt sich ganz der Welt entrückend.
Sie gibt sich ihm hin, er ist ihr ganz nahe,
so wie es bestimmt, wenn man sich paare.
Als Mensch mit besonnenem Verstande,
staun ich nicht schlecht, der engen Bande.
Was sich dort meinem Auge zugeführet,
mein erinnernd Herz, wie zugeschnüret.
Ach seufzt ich, ach, wie so lange schon,
vermisse ich diesen feuchtjauchzend Ton.

Im Liebsrausche, tief in sich gekehrt,
sehen sie nicht, wer sich leise nähert.
Ihr glaubt es mir nicht, ihr lieben Leute,
ein neugier Spinnlein wittert fette Beute.
Leise, ganz leise zieht es seine Bahnen,
das Liebspaar scheint nichts zu ahnen.
Kann ich, soll ich, ich weiß es bei nichte,
der Liebestolle flüstert jetzt Liebesgedichte.
Das Spinnlein mit großen weiten Augen,
sieht, jetzt fängt er an ihrem Ohr zu saugen.

Das Spinnlein verfolgt dieses Verkehren,
bald, weiß es, ist‘s vorbei sich zu erwehren.
Mit leisem Schritte umkreisend schnelle,
das Liebspäärchen „klebt“ auf der Stelle.
Jetzt, die Schritte schneller und schneller,
den Liebenden geht die Kraft in den Keller.
Mit flinken ach so kraftvollen Spinnenbeinen,
das Fliegenmädchen so glücklich am weinen.
Das Spinnlein flux die Liebenden anspringt,
das Liebespaar mit dem Tode jetzt ringt.

Mit letzter Kraft, ihr ahntet es schon,
heben sie ab mit verstimmtem Ton.
Das Spinnlein mit ihnen in steilen Lüften,
beginnt zu umkreisen sich an den Hüften.
Im Fluge sich drehend immer schneller,
das Spinnlein wird plötzlich zum Propeller.
Es dreht sich um die eigenen Achsen,
die Angst in ihm beginnt zu wachsen.
Dann lässt das Spinnlein verzweifelt los
und fällt ins Vogelwassermütterleinsschoß.

So ist die Natur und die Natur ist so,
dies alles zu sehen, war ich sehr froh.
Ach, da läuft mal wieder diese Maus,
die da ruft: Geschichte jetzt aber aus !

Kommentare 61

  • Michael Jo. 4. Juli 2020, 0:04

    welch spannende Lyrik - und die schon zu
    fast noch schlaftrunkener Vormittagszeit ,
    -  Chapeau !!!

    Beim Liebespaar scheint es sich um die Gattung
    Wespenfliege zu handeln, auch ' Schwebfliege '
    oder ' Schwirrfliege ' benannt, eine wohl eher
    nützliche Fliegenart (?), die sich mit diesem Muster
    Fressfeinde vom Leibe halten möchte.
    Doch die Spinne macht da keinen Unterschied;
      - ob sie schon zuvor einen Signalpfaden gezogen
     hatte ?
    Die vielen kleinen schwarzen Punkte auf dem Rohr
    deuten auf Fliegenschiss oder die Eiablage von Fliegen
     hin; also eine vielversprechende Jagd' location '
    für die Spinne !

    Soweit meine Phantasie zu diesem potentiellen Tatort;
    -  zu Deiner Poesie fällt mir momentan nichts ebenso
     spannendes ein  - ich kann nur schmunzelnd Deinen
    liebestollen wasauchimmerfür-wespigen Fluginsekten
    einen hoffentlich unversehrten Abgang wünschen ;-)))
     -  und das Spinnentier möge sich künftig mit für unsereiner
    lästigen Stubenfliegen beim Frischluftsonnen begnügen .. !

    Lb. Gruß zur Nacht,  Michael
    • Neydhart von Gmunden 4. Juli 2020, 10:57

      Lieber Michael,
      danke für Deinen mitternächtlichen Besuch. Ich habe aus
      den Wespen nun richtigerweise Fliegen gemacht. Danke
      für Deine Hilfe !
      Du musst auch nicht zu allem etwas sagen, ich freue mich
      auf jedes Wort von Dir und sei es noch sooooooo klein.
      Lieber Morgengruß,
      Neydhart
  • Yuri ARTWORK 3. Juli 2020, 22:56

    Ein Akt der gestreiften .... :-))

    LG Yuri
    • Elke Wisniowski-Virano 10. Juli 2020, 12:36

      NEYDHART!!!!!!!!!!!!
      Wo bist du????????
      Ich hab schon sooooooooo lange nichts mehr von dir gehört!!! 
      Geht es dir gut????
      Brauchst du uns, ... MICH???
      Eine Tasse Tee, eine Massage???
      HUHUHUH!!!
      Ein Lebenszeichen bittteeee!!!
      L.G. Elke
    • Neydhart von Gmunden 10. Juli 2020, 13:58

      Liebe Elke und Kleeblätter,
      danke für Dein Kümmern und Sorgen .... :))
      Ich bin nicht so sehr der Nachtmensch und kann auch nicht so
      oft an Euren abendlichen Fachsimpeleien teilnehmen.
      Als alter Sack bin ich dazu einfach zu müde und auch gewohnt,
      als ordentlicher Deutscher so ab 22:00 Uhr mich der Nachtruhe
      zuzuwenden. Das Arbeitsleben hat sozusagen mich durchge-
      tacktet und es ist schwer, diesen Rhythmen wieder zu durchbre-
      chen. Im Moment habe ich ein Fotoprojekt in einer alten Ziegelei
      laufen, welches sehr anstrengend ist. Die unendlich vielen Ein-
      drücke erdrücken meine Sinne und erfordern eine hohe Konzen-
      tration. Die Bildergebnisse habe ich mir auch etwas anders vor-
      gestellt, so das weitere Besuche notwendig sind.
      Gestern und heute immer vor dem Monitor sitzen und Varianten
      durchzuprobieren, um ein Motiv ins "rechte Licht" zu rücken, ist
      verdammt aufwendig und ich .... hasse .... diese Arbeit. Aber ich
      habe eine Zusage gegeben, tolle Bildergebnisse zu liefern.
      Der selbst gewählte Druck ist sehr groß.
      Soweit in aller Kürze.

      Lieber Mittagsgruß,
      Neydhart
    • Elke Wisniowski-Virano 10. Juli 2020, 14:37

      Lieber Neydhart, wie schön von dir zu hören!  Das ist doch kein Problem, daß du früh zu Bett gehst! Ich bin auch  schon auf deine neuen Bilder gespannt! Wollte einfach mal schauen wie es dir geht!!
      Bis bald!!!
      Un abbraccio forte!!
      Elke
    • Jens Snuggle Beier 10. Juli 2020, 18:14

      Morscheeeee :)
      nen bissel gewundert hab ich mich auch, dass es sehr ruhig um Neydhart geworden ist.
      Hab mir dann aber gedacht, dass er uns Jungvolk mal machen lässt und kopfschüttelnd vor dem Rechner sitzt, wenn er unsere Beerendurchzechten Abende liest :)

      Das du nun aber ein Projekt am Laufen hast ist interessant und da kann ich es nachvollziehen, dass es Zeit raubt...und nerven ^^
      Ich bin auch nicht immer zufrieden mit den Ergebnissen ^^

      Aber eine Zugabe geben, tolle Bilder abzuliefen ist bzw. kann ein unmögliches Unterfangen werden.
      Immerhin liegen Geschmäcker oftmals weit auseinander und was für einen perfekt ist, ist für den anderen "Schrott"....es sei denn, man liegt auf einer Wellenlänge oder man hat gewisse gleiche Prioritäten im Ziel.

      Ich drück dir aber mal ganz fest die Daumen, dass das Ziel erreicht wird und vielleicht sehen wir ja auch hier ein paar Ergebnisse :)

      LG
      Snuggle
  • -ansichtssache- 3. Juli 2020, 22:50

    Ich bin sprachlos ob deiner Spontanpoesie. Das ist einfach großartig!
    Könntes du mir mal einen deiner Hüte leihen, damit ich selbigen dann vor dir ziehen kann?
    Großes Kompliment!
    Verehrende Grüße, Danny
    • Neydhart von Gmunden 4. Juli 2020, 10:59

      Liebe Danny, vielleicht solltest Du den Meridian wechseln,
      aber auch auf die richtige Höhe achten. Die schwebenden
      Worte und Gedanken neigen immer abzuheben .....
      Lieber Gruß,
      Neydhart
  • Jens Snuggle Beier 3. Juli 2020, 18:51

    Moin Neydhart,
    ich will auch etwas von dem Zeug was du nimmst ;)
    Bei dir scheinen sofort jegliche Verknüpfungen zu rattern, wenn du irgend etwas siehst und du schaffst es immer wieder ein nettes Geschichtlein daraus zu machen.
    Sehr schön, wie du ins diesen kurzen Moment in Worten festgehalten hast....Ich konnte es mir bildlich vorstellen ;)

    LG
    Snuggle
    • Neydhart von Gmunden 4. Juli 2020, 11:01

      Lieber Snuggle,
      das Geheimnis ist recht einfach:
      bist du für alles/vieles offen, bist du sozusagen nicht ganz dicht.
      Also greifst du nach allem und jeder Gelegenheit, um zu dichten.
      Versuchs mal !
      Lieber Morgengruß,
      Neydhart
  • peju 3. Juli 2020, 10:25

    Die spinnen, die Spinnen!
    Nicht immer hat der Jäger Glück, mancher Schuß geht nach hinten los... zum Glück.
    • Neydhart von Gmunden 3. Juli 2020, 11:22

      ...ja, das dachte ich auch, im Nachhinein.
      Für mich war es nicht ersichtlich, was sich da gleich in
      Bruchteilen von Sekunden abspielen wird. Es ging extrem
      schnell. Vielleicht hatte die Spinne gehofft, wenn beide so
      ermattet sind, das sie nur noch Kraft für einen haben, dann
      hat sie ein leichtes Spiel. Aber, es ist dann ganz anders ge-
      kommen; wie wenn leidenschaftliches Jagdfieber blind macht.
      Die Spinne habe ich dann aus dem Wasser gefischt und ihr
      die Möglichkeit für neue Erfahrungen geschenkt, wie ein Gott.
      Lieber Gruß,
      Neydhart
  • E. W. R. 3. Juli 2020, 8:41

    Eigentlich genügen diese beiden Spezies bereits zum Nachweis, dass hinter der Schöpfung kein Gott steckt. ;-)
    • peju 3. Juli 2020, 9:47

      Hinter der SCHÖPFUNG(!)...
      Der Biologe und Schriftsteller Maarten 't Hart hat das ebenso empfunden.
      Aufgewachsen in tiefreligiösen Niederländischen Kreisen wo sich alles um Gott und die Kirche drehte begann er angesichts der Parasiten, die er untersuchte zu zweifeln.
      Das geht bis ins Vierte, soweit man weiß. Ein Lebewesen wird von Parasiten befallen, und die wiederum ebenso ... bis auf Zellebene...wobei wir bei Corona wären.
      Würde ein liebender Gott sich so was ausdenken um die Lebewesen, die er selbst geschaffen hatte (Schöpfung) zu quälen bis aufs Blut?
      Und wenn er denn ein Böser wäre, was hätte er davon?
      Das funktioniert allerprächtigst auch und mit Sicherheit ohne jede lenkende oder schöpfende Kraft dahinter.
      Gerade die geschlechtliche Vermehrung, die wir hier sehen und Neyharts Text dazu, sie ist alleine die Folge des Parasitismus, dem alle ausgesetzt sind und dem die Evolution im ständigen Kampf dieses Mittel gegeben hat sich dagegen zur Wehr zu setzen.
      Die Parasiten indes sind nicht faul und mutieren ständig auf ihre Art. So bleibt alles im Fluß. Panta rhei... oder so
      Nachdenkliche Grüße
      Peter
    • Neydhart von Gmunden 3. Juli 2020, 11:17

      Lieber Eckhard, vielleicht hat Gott gerade zugeschaut, weil es
      ihm gefallen hat.  
      Bei mir auf dem Balkon habe ich kaum Insekten gesehen, ob-
      wohl die wilden Blumen und der Salbei mit schönsten Blüten
      lockten. So gesehen wird es Zeit, dass die Insekten wieder an
      Zahl zulegen.

      Lieber Peter,
      vielleicht betrachten wir den "Parasiten" zu oft aus rein medizi-
      nischer Sicht, als etwas schädliches, bedrohliches.
      Vielleicht ist der "Parasit" ja so etwas wie eine Ampel, ein Warn-
      signal, ein Hinweis darauf, das ein sich selbstregulierendes Öko-
      system gestört ist und sich selber nicht mehr regulieren kann.
      In der Natur, also in Gottes Schöpfung, hat alles seinen Sinn und
      seinen Platz und wenn das (ökologische) Gleichgewicht stimmt,
      also funktioniert, spüren alle das große Ganze und wissen, es ist
      gut und alle profitieren davon.
      Es ist der Mensch, und immer der Mensch, der meint, sich über-
      all und oft ungefragt einmischen zu müssen, seinen Stempel auf-
      zudrücken. Er merkt oft nicht, was für einen Schaden er anrichtet,
      solange sein Tun seiner Bedürfnisbefriedigung dient und sie auch
      erfüllt. Und manchmal müssen da auch kleine wehrlose Mädchen
      und Jungen her, wenns der eigenen Lust dient und befriedigt.
      "Corona" ist eine grellrote Ampel, die uns sagen will: Mensch, än-
      dere dein Leben, grundlegend und rasch, sonst ist es zumindest
      für dich zu spät. Die Natur bringt neue Über-Lebensformen hervor,
      sie passt sich an, weil sie es kann und mit wenig zufrieden ist.

      Habt ihr beiden Alten, ein Wochenende zum gestalten,
      Neydhart
  • † Foto-Volker 2. Juli 2020, 22:45

    Sex mal Sex ist Sexunddreißig!

    Ich habe es ja immer gesagt, Spinnen tragen menschliche Züge (oder umgekehrt?),
    Es wird hinterrücks überfallen um fette Beute zu machen. 
    VG Volker
    • Neydhart von Gmunden 3. Juli 2020, 10:58

      ... Du wolltest jetzt aber nicht auf Sigmar Gabriel andeutungs-
      weise hinweisen, lieber Volker ?!
    • † Foto-Volker 5. Juli 2020, 16:05

      aber ja und dazu die anderen, die nie genug bekommen.
      War die SPD nicht mal eine Arbeiterpartei?
      August Bebel würde sich im Grabe umdrehen, würde er davon erfahren.
      Neulich las ich, dass die neue Vorsitzende 10.000€ als Abgeordnete bekommt und für ihre Funktion noch einmal 900€
      Ihr Kollege von der Doppelspitze hat keine Auskunft gegeben.
      Und wenn ich dann den fast leeren Bundestag sehe......, es sollen ja mittlerweile 700 Abgeordnete sein.
      Altkanzler S. hat seine Frau Doris im Landtag untergebracht und vom Franz M. die Frau hat auch einen Posten in der Politik bekommen.
      Eine feine Gesellschaft.
      Dagegen waren Die SED-Bonzen ja Waisenknaben.
    • Neydhart von Gmunden 5. Juli 2020, 22:04

      .... lieber Volker,
      bleib cool, die Zeiten ändern sich mit den Menschen.
      Hab einen schönen Abend (gehabt),
      Neydhart
  • Yvis Welt 2. Juli 2020, 19:48

    Lieber Neydhart, 
    manchmal frag ich mich wieviel Wörter es eigentlich in Deinem Kopf gibt...
    Unfassbar was da immer wieder aus Dir rauspurzelt. Faszinierend!
    Klasse wie Du Dein Bild damit umrahmst.
    Und Szene im Bild hast Du perfekt festgehalten...
    liebe Grüße Yvi
    • Neydhart von Gmunden 3. Juli 2020, 10:57

      Liebe Yvonne,
      danke für Deine anerkennenden Worte und Gedanken.
      Ich sehe mich mittlerweile eher als Medium. Vielleicht lebe ich
      auf einem Meridian der schwebenden Worte und Gedanken.
      Ich erblicke etwas was mich interessiert und die Worte und Ge-
      danken sind da, bedrängen mich wie ungestüme junge Hunde
      und verlangen von mir losgelassen zu werden.
      Manchmal kann ich diesem Stürmen und Drängen noch eine
      Richtung und einen Rahmen geben, aber nicht immer.
      Lieber Morgengruß,
      Neydhart
  • Elke Wisniowski-Virano 2. Juli 2020, 18:47

    Hallo lieber Neydhart,  Meister der Poesie!
    Sehr interessant dein Bild mit der Spinne (ein Juve - Fan  ), auf dem runden Rohr mit Rostflecken drauf, alles in dieser schönen warmen Tönung!
    Die Kommentierung des Restes überlasse  ich "den liebestrunkenen jungen Wilden"  !!
    L.G. Elke :-))
  • Marion Jäger 2. Juli 2020, 16:45

    Das Bid ist toll. Und der Text sowieso.

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