Cirrus-Nebel einmal anders

Cirrus-Nebel einmal anders

Der in rund 1500 Lichtjahren Distanz im Sternbild Schwan gelegene Cirrus-Nebel ist das "Überbleibsel" eines in einer Supernova vergangenen Sterns. Dieses Ereignis dürfte vor rund 5000 Jahren geschehen sein, wobei dieser Stern für kurze Zeit so hell leuchtete, dass er vermutlich sogar am Tageshimmel auszumachen war. Heute allerdings, ist dieser Stern nicht mehr zu lokalisieren. Auch konnte kein Neutronen-Stern oder Schwarzes Loch im fraglichen Bereich entdeckt werden. Bei solch gewaltigen Explosíonen werden bis zu 40 % der Sternmaterie als Explosionswolke mit einer Geschwindigkeit von bis zu 600.000 km/h in den Weltraum geschleudert und beim Auftreffen auf interstellare Materie, also hauptsächlich auf molekularem Wasserstoff erhitzt und zum Leuchten angeregt.

Für uns Astgrofotografen sind solche Supernovaüberreste deshalb interessant, weil hier nicht nur der umgebende Wasserstoff leuchtet, sondern auch die in der ursprünglichen Sternhülle vorhandenen weiteren Elemente, wie zum Beispiel Sauerstoff, Kohlenstoff, etc. Einige dieser Elemente können mit Schmalband-Fotografie deutlich sichtbar gemacht werden. Hierbei verwendet man Filter, die nur Licht in jenem bestimmten, eng begrenzten Wellenlängenbereich passieren lassen, in dem diese Elemente leuchten. Das sind in der Praxis Wasserstoff bei 656 nm (zusammen mit den flankierenden Natrium-Linien), Sauerstoff bei 500 nm und Schwefel bei 672 nm. Ordnet man jeden dieser Farbauszüge einem Farbkanal für Rot, Grün und Blau zu, entstehen Farbbilder, die zwar nicht die natürlichen Farben des Objektes zeigen, dafür aber die verschiedenen Nebelanteile umso deutlicher hervortreten lassen und so ein wesentlich plastischeres Bild ergeben. Dieses als "Mapping" bezeichnete Verfahren kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Ich verwende die sog. Hubble-Palette, in der Schwefel (SII) dem roten, Wasserstoff (H-alpha) dem grünen und Sauerstoff (OIII) dem blauen Kanal zugeordnet wird.

Die Aufnahmen entstand in der Nacht vom 4.7. 2008 in der Nähe von Retz, Niederösterreich. Belichtet wurde jeweils 1 Stunde für SII, H-alpha und OIII. Als Aufnahmeinstrument kam eine FingelLakes IMG6303E an einem Pentax 75 SDHF zum Einsatz. Das gezeigte Feld ist bei der Aufnahmebrennweite von 500 mm rund 2 x 3 Grad groß. Die Nachführung erfolgte auf einer Losmandy G11 mit einer Atik 16 IC-HS an einem Nikkor ED 4/300mm als Leitrohr. Aufnahme, Kalibrierung und Stacking mit MaximDL, DDP mit Astroart und Retousche (Farbmischung, Glättung, Schärfung) mit Photoshop CS2.