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Reichsbahnausbesserungswerk XII

Reichsbahnausbesserungswerk XII

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blind lense


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Reichsbahnausbesserungswerk XII

Vorbemerkung:

An dieser Stelle muß ich zumindest für’s erste die Serie über die Hauptuntersuchung einer Schlepptenderpersonenzuglokomotive abbrechen. Die weiteren Bilder sind auf einem externen Speicher, den ich aufgrund eines abgebrochenen Kontaktes am Stecker nicht mehr öffnen kann. Vielleicht gelingt es mir irgendwann dieses Problem zu lösen.

Text zum Bild:

Neben dem Führerhaus, Kessel, Rahmen und Fahrwerk gehört auch der Tender zu den untersuchungspflichtigen Teilen. Hier steht der Aufbau noch auf seinen Drehgestellen, aber nicht mehr lange. Wie man sieht haben einige Arbeiten am Aufbau bereits begonnen. So sind die Tenderbühne und die Tenderstößel sind bereits entfernt worden. Das Auswechseln der Feder, die dafür sorgt, daß Lok und Tender eine feste aber flexible Verbindung eingehen, kann jetzt erfolgen.

Warum ist die Verbindung Lok - Tender anders als zwischen Lok und Wagen? Die typische Schraubenkupplung und die üblichen Puffer sind hier nicht vorhanden und das hat seinen Grund in der Physik. Wie man weiß, bewegen sich bei einer Dampflok die Kolben vor und zurück. Das führt zu einer ständigen Verlagerung des Schwerpunktes. Und diese Änderung bedingt eine permanenten Bewegung der Lok, die man Zucken nennt. Je schwerer nun die Lok im Verhältnis zu den Kolben wird, um so geringer fällt dieses Zucken aus. Also versucht man durch eine verhältnismäßige starre Lok-Tender-Kupplung das Lokgewicht künstlich zu erhöhen.

Wie sieht nun diese Verbindung aus? Dazu müssen wir uns das Bild noch einmal genauer ansehen. Wir erkennen auf der „Pufferbohle“ des Tenders zwei runde kleine und ein großes längliches Loch. Durch letzteres kommen die Kuppeleisen und werden, wie man sieht, durch eingesteckte Bolzen gehalten. Damit erreicht man noch keine starre Verknüpfung, sondern nur eine auf Zug beanspruchbare Verbindung. Die Starrheit kommt durch eine Feder und zwei Stößel zustande. In die beiden runden Löcher werden passende Stößel gesteckt, die auf der Tenderseite in ein Federpaket greifen. Nach vorne ragen die Stößel etwa 150 mm heraus und haben einen dachförmigen gehärteten Abschluß. Am Lokomotivrahmen ist für die Kuppeleisen die gleiche Konstruktion vorgesehen. Anstelle der Stößel sind hier am Rahmen entsprechende gehärtete Pfannen ausgebildet, in die die Stößel eingreifen. Durch richtiges Bemessen der Feder und Stößellänge wird zum Kuppeln von Lok und Tender eine Federvorspannung von 9 Tonnen erreicht. Dabei beträgt der Abstand zwischen Lok und Tender exakt 100 mm. Wie wichtig diese starre Verbindung ist, haben wir gemerkt, als wir die Lok von einem namhaften Ausbesseungswerk nach Abschluß einer HU zurück bekommen haben. Da fehlte die Vorspannung fast vollständig. Ab 50 km/h standen Lokführer und Heizer bis zu den Knien in der Kohle. Vielleicht sollte man das als Patent für eine automatische Kohlenvorzieheinrichtung anmelden.

Kommentare 10

  • Wolfgang Graßl 10. Januar 2012, 19:56

    Um die Verbindung Lok-Tender hab ich mich nie besonders gekümmert. Dank Deiner detaillierten Beschreibung blick ich da jetzt voll durch. Herzlichen Dank!
    Viele Grüße, Wolfgang
  • blind lense 7. Januar 2012, 20:51

    So, in der Zwischenzeit habe ich eine Buchse aufgetrieben (es war die letzte im Lager!), eingelötet und alles funktioniert wieder.

    Die Serie geht weiter.
  • blind lense 7. Januar 2012, 17:34

    Hallo zusammen,

    erst einmal danke für die Anmerkungen zum Bild und zum technischen Problem.

    Letzteres habe ich schlecht beschrieben. Jetzt zur Klarstellung:

    Es ist eine externe Platte mit nur einem enzigen Kontakt zu Außenwelt. Und das ist eine Mini-USB-Buchse, so wie sie auch in einem Handy eingebaut ist. Da hilft leider kein Adapter oder eine ähnliche Lösung. Denn in dieser Buchse ist ein Kontakt abgebrochen. Ich habe schon in diversen Katalogen nach Solchen Einbaubauchsen gesucht aber bisher noch nichts gefunden. Ich werde mal ein Elektronikbastelladen, den ich noch von früher kenne, aufsuchen vielleicht kann der mir so etwas besorgen.

    Sorry, daß ich mich erst so spät melde, aber ich war viel Unterwegs. Kaum saß ich vor dem Komposter, da mußte ich schon wieder weg.
  • Thomas Reitzel 7. Januar 2012, 15:49

    Der Einfachheit halber hier an dieser Stelle an BP:
    Das müßtest Du mir bitte näher erläutern!
    Alternativ käme eben ein neues Verbindungskabel in Betracht.
    Dank im Voraus,
    Tom
  • Andreas Pe 6. Januar 2012, 17:01

    Deine Erklärung der technischen Hintergründe ist ja wieder ganz hervorragend.
    Falls es sich um eine externe Platte mit Anschlusskabel handelt, an dem der Stecker abgebrochen ist, müsste sich das Problem eigentlich relativ einfach lösen lassen.
    VG Andreas
  • Thomas Reitzel 6. Januar 2012, 15:42

    Schon als Bub habe ich meinen Vater über das Kuppeln von Tendern mit der Lok befragt, aber wenig erhellende Antworten bekommen, weil es ihm wohl zu kompliziert und unverständlich schien, einem Sechsjährigen das näher zu erläutern.
    So hat man sich dann später über Abbildungen ein genaueres Bild gemacht, das aber im Detail doch vage blieb.

    Hier nun ist es näher erklärt einschließlich der physikalischen Hintergründe. Danke!

    Im Übrigen steht bei mir auch eine externe Festplatte, auf die ich wegen genau desselben Problems derzeit keinen Zugriff habe. Ein neuer Stecker muß her oder ein Spezialist, der mir die Daten dann umschaufelt. Der steht dann wenigstens wegen zu loser Kupplung nicht bis zu den Knien im Datensalat...

    VG, Tom
  • Dieter Jüngling 6. Januar 2012, 11:47

    Sehr schön. Nicht nur das Foto, sondern auch deine Erleuterungen dazu. Wann bekam man schon mal einen Tender aus dieser Sicht geboten. Und die P8-Tender waren doch immer etwas Edles. Eben Länderbauart.
    Gruß D. J.
    P.S. Ähnliches Missgeschick hatte ich mit meiner ex-Festplatte auch. Meine Computerfachfirma hat mir die Daten retten können.