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Ein Afghane in Osnabrück?

Ein Afghane in Osnabrück?

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Ein Afghane in Osnabrück?

Das Containertragwagen echte "Allzweck"-Wagen sind muss ich nicht betonen, dass weiß man vermutlich mittlerweile auch so. Doch selbst ich bin immer wieder überrascht, was es dabei alles für "Spielvarianten" gibt.

Die obige Aufnahme zeigt den Tragwagen 33 68 4557 232-8 der VTG AG (Bauart Sgns 7), welcher mit zwei Oberleitungslegeeinheiten der Deutschen Bahn beladen ist. Der Wagen trägt dabei die Immatrikulierung der ehemaligen Ahaus Alstätter Eisenbahn Cargo AG, welche ihre Wurzeln in einer im Münsterland gelegenen Kleinbahn von Ahaus nach Enschede hatte. Das Unternehmen wurde 1989 gegründet und nutzte dabei die bestehende Konzession der Kleinbahn aus dem Jahr 1899, war jedoch von Anfang an auf die Beschaffung und Vermietung von Güterwagen ausgerichtet. In Spitzenzeiten ließ das Unternehmen, welches auf den ersten Blick ein "kleine Privatbahn" war, 30.000 Waggons verschiedenster Gattungen über Europas Gleise rollen. Seit Anfang 2015 gehört sie zur VTG AG.

Eine Besonderheit verbirgt sich noch hinter dem Ländercode des Wagen, der dritten und vierten Ziffer der Wagennummer: Die 68 steht dabei seit 2007 für Afghanistan und ist auf das internationale Fahrzeugregister zurückzuführen, wonach jedes Eisenbahnfahrzeug eine einzigartige Nummer erhält. Diese setzt sich aus dem sogenannten Austauschverfahren bei Wagen oder dem Typenschlüssel bei Triebfahrzeugen (1.+2. Ziffer), dem Ländercode (3.+4. Ziffer), einer vierstelligen Baureihennummer (Ziffern 5 bis 8), einer dreistelligen Ordnungsnummer (Ziffern 9 bis 11) und einer Selbstkontrollziffer (12. Stelle) zusammen. Ergänzt wird die Nummer um eine Buchstabenkombination aus dem internationalen Ländercode (z.B. DK für Dänemark, F für Frankreich, D für Deutschland, ...) und einer bis zu fünfstelligen Buchstabenfolge, aus welcher sich der Halter bzw. Eigentümer des Fahrzeuges ableiten lässt.

Bis 2006 gab es die Praxis mit den zwölfstelligen Nummern nahezu ausschließlich nur bei Personen- und Güterwagen, Triebfahrzeuge erhielten meistens nationale Bezeichnungen die komplett aus Zahlen oder teilweise auch Buchstaben- und Zahlenkombinationen bestehen konnten. "Große" Privatbahnen oder Waggongesellschaften konnten sich eigene Kodierungen für das Eigentumsmerkmal ihrer Waggons geben lassen. Zusammen mit der Bentheimer Eisenbahn ließ sich die AAE die Codierung 68 reservieren, welche heute auch noch vereinzelt an Waggons zu finden ist.

Aufgenommen wurde der Wagen, welcher Gesellschaft vom an DB Fahrwegdienste vermieteten Vectron X 4 E-644 (alias 193 644-2) und der 212 036-8 erhält, im Bereich des Bahnhofsteil Schinkel des Osnabrücker Hauptbahnhof.

Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/AAE_Ahaus_Alst%C3%A4tter_Eisenbahn & eigene Aufzeichnungen

Aufnahmedatum: Dienstag, 31. März 2020 - 13:20 Uhr

Kommentare 3

  • Dieter Jüngling 30. April 2020, 20:21

    Interessante Eisenbahntechnik.
    Gruß D. J.
  • makna 30. April 2020, 13:23

    Wieder sehr interessante Ausführungen zum Code "68" für die "AAE" !
    Dazu natürlich auch noch diese Oberleitungslegeeinheiten: Toll !!!

    Natürlich habe ich nun mal geschaut, ob es in Afghanistan überhaupt
    einmal Bahnen gegeben hat oder gibt ... ;-)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schienenverkehr_in_Afghanistan

    ... auch das ist interessant !

    BG Manfred
    • Patrick Rehn 30. April 2020, 14:45

      Ich war selbst erstaunt, wie tief man da bisweilen in diese Themen bezüglich Wagennummern und -gattungen einsteigen kann. Da gibt es fast Nichts, was es nicht gibt...

      Dein Link zu den Eisenbahnen in Afghanistan ist ebenfalls sehr interessant, ergänzend sei dabei auf die Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen (OSShD) hingewiesen, welche die verschiedenen Neu- und Ausbauvorhaben in Afghanistan betreut:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_f%C3%BCr_die_Zusammenarbeit_der_Eisenbahnen

      Ich gehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar davon aus, dass es unwahrscheinlich ist einmal einen echten "68er" Wagen in Deutschland zu sehen - komplett ausschließen möchte ich das aber nicht. Immerhin ist auch die Codierung 72 für Serbien an immer mehr Waggons anzutreffen, in größerem Stil rollen seit einiger Zeit auch "ladenneue" Containerwagen mit der 52 für Bulgarien über Deutschlands Gleise.

      MfG