Clau.Dia´s


Premium (Complete), Im Südwesten

"Die Musik der armen Leute"

Der Leierkastenmann verkörpert das Klischee eines idyllischen Alt-Berlin
(das es wohl nie gegeben hat), ziemlich angestaubt, aber doch soooo gemütlich.
Bekanntlich lieben die Leute viele Formen von Kitsch, besonders in der Vorweihnachtszeit.
Der Herr lächelte ununterbrochen so nett, dass auch ich ihn auf einem Foto verewigte...
Gesehen in Freiburg, Dezember 2016

Kommentare 23

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  • SabineC 23. Februar 2017, 16:18

    Ach, ich hab schon noch ein paar erlebt, die gab es und dann wurde 'n Fuffziger (Pfennig) in Papier gewickelt und runtergeschmissen.
    lG Sabine
  • LIBOMEDIA 23. Februar 2017, 13:17

    Das macht Laune !!
  • Michael Farnschläder 23. Februar 2017, 11:53

    Orchestra to go
  • Anette Z. 22. Februar 2017, 21:39

    Den Gesichtsausdruck würde ich als Vorzeigelächeln bezeichnen. Wahlweise auch Bühnenlächeln ;-) Da fängt für mich der Kitsch an. Und geht links mit den Affen weiter.
    Das Handy habe ich auch schnell bemerkt und das finde ich dagegen gut. Ein krasser Gegensatz zum extremen Korn.

    Schön ist das Gerät und das Ambiente ja schon. Aber für mich auch eher eine nostalgische Doku. Gutes Handwerk.
    Gruß, Anette
  • Physiater 22. Februar 2017, 20:02

    Ja, der der Handyman macht m. E. das Foto.
    Fein!
  • Peter H. Braun 22. Februar 2017, 10:45

    Liebenswertes Lächeln! Gut finde ich, dass du mit dem/der Handyfotografierenden rechts dem Idyll etwas die Intensität genommen hast ... Auch Bearbeitung und das Korn gefallen mir. Beste Grüße Peter
  • Udo Ludo 22. Februar 2017, 8:44

    Herausgegriffen:
    "Und sieh, der Segen bleibt nicht fern,
    Denn Armuth giebt der Armuth gern."
    Danke, Träumer D.!
  • KarinDat. 22. Februar 2017, 2:20

    Schließe mich hier Maria an!
  • Maria Kaldewey 22. Februar 2017, 1:03

    Das kommt wirklich sehr sympathisch rüber. Ein Portrait wird für mich oft erst durch die Nähe und den Blickkontakt interessant. Dies Bild ist ein gutes Beispiel dafür. Der Handy-Knipser von der Seite her ist ein zusätzlicher Gag im Bild. Kompliment. Auch für die stimmige Bearbeitung.

    Liebe Grüße, Maria.
  • K.St. aus BRB 21. Februar 2017, 22:43

    Hier kann man was lernen , in Wort und Bild ..... ;=)
    schöner Schnappschuss

    klaus
  • Clau.Dia´s 21. Februar 2017, 21:35

    Sieh an! ;-)
    Danke.
  • Träumer D. 21. Februar 2017, 21:32

    Nachtrag:

    - Heinrich Seidel -
    "Die Musik der armen Leute"

    Der Herr Musikprofessor spricht:
    »Die Drehorgeln, die dulde man nicht!
    Sie sind eine Plage und ein Skandal!«
    Mein lieber Professor, nun hören sie mal:

    Ein enger Hof – kein Sonnenschein
    Fällt dort das ganze Jahr hinein.
    Da herrscht ein seltsam muffiger Duft,
    Nach Armuth riecht's und Kellerluft,
    Da blüht keine Blume, da grünt kein Laub,
    Die Kinder spielen in Müll und Staub.
    Nun kommt ein Leiermann hervor
    Und schleppt seinen Kasten durchs offene Tor.
    Den Schunkelwalzer spielt er auf,
    Da rennt es herbei in schnellem Lauf,
    Da krabbeln aus ihren Höhlen heraus
    Die Kinder in dem ganzen Haus,
    Und über die blassen, ernsten Gesichter
    Fliegt es dahin wie Sonnenlichter;
    Sie tanzen und wiegen sich hin und her
    Bei'm Schunkelwalzer – was will man mehr?
    In der Kellerthür steht ein schlumpiges Weib,
    Ihr hängen die Kleider um den Leib,
    Den Säugling hält sie in dem Arm,
    In ein Wollentuch gewickelt warm.
    Sie lässt ihn tanzen, und wie er sich regt
    Und mit den magern Aermchen schlägt,
    Ist über die vergrämten Wangen
    Ein Strahl von Mutterfreude gegangen.
    Das Mädchen für Alles im ersten Stock,
    Es fasst mit den Fingerspitzen den Rock
    Und trällert den Text und dreht sich und lacht:
    An den blauen Dragoner hat sie gedacht;
    Des Sonntags nach vollbrachtem Werk
    Im »Schwarzen Adler« zu Schöneberg – -
    Er war so unbeschreiblich flott
    Und tanzte den Walzer wie ein Gott.

    Der Leiermann hat die Blicke erhoben
    Und wartet auf den Segen von oben.
    Dann kommt – das hört ein Jeder gern:
    »Einst spielt' ich mit Scepter, mit Krone und Stern.«
    Der arme Schreiber in seiner Kammer
    Vergisst eine Weile den täglichen Jammer.
    Er lässt die kritzelnde Feder stehn
    Und seinen Blick zu den Wolken gehn,
    Die über die Dächer dahin gezogen.
    So hoch sind einst seine Träume geflogen
    Von Ruhm und Glück und Sonnenschein:
    »O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!«

    Der Leiermann dreht seine Kurbel um,
    Seine Blicke wandern rings herum.
    Ein anderes Stück nun stellt er ein:
    »Ich bitt' euch, lieben Vögelein!«
    Die Nähterin lässt die Maschine stehn,
    Und ihre Traumgedanken gehn
    Zum letzten Roman, den sie gelesen.
    Wie edel ist doch der Graf gewesen,
    Dass er das arme Mädchen nahm,
    Obgleich es doch fast zur Enterbung kam.
    Dann seufzt sie. Ach, sie weiss, wie es geht;
    Die edlen Grafen sind dünn gesät!
    Doch wenn auch kein Graf, wenn nur einer käme,
    Den sie möchte, und der sie nähme!
    Draussen schiessen die Schwalben vorbei,
    Sie blickt ihnen nach und summt dabei:
    »Ich bitt' euch lieben Vögelein,
    Will keins von euch mein Bote sein?«

    Der Leiermann aber schaut sich stumm
    Von einem Fenster zum andern um,
    Zieht sein Register und spielt mit Schall:
    »Es braust ein Ruf wie Donnerhall!«
    In seiner Werkstatt der Schuster nun
    Lässt eine Weile den Hammer ruhn.
    Er war bei Wörth und bei Sedan
    Und vor Paris und Orleans,
    Und wie er denkt an jene Zeit,
    Wird sein Soldatenherz ihm weit!
    Er klappt mit kampfgewohnter Hand –
    Mit Gott für König und Vaterland –
    Gar mächtig auf das Leder ein:
    »Lieb Vaterland, magst ruhig sein!«

    Der Leiermann aber blickt und späht,
    Damit sein Lohn ihn nicht entgeht.
    Und sieh, der Segen bleibt nicht fern,
    Denn Armuth giebt der Armuth gern.
    Bald hier, bald dort mit leisem Klapp,
    In Papier gewickelt, fällt es herab.
    Und ob auch der Herr Professor schreit –
    Hier fühlt man nichts als Dankbarkeit,
    Denn ein wenig Licht in's graue Heute
    Bringt die Musik der armen Leute.
  • Sigrid Warnke 21. Februar 2017, 20:30

    Sichtlich gern lässt er sich von dir fotografieren, das gefällt mir. Der Leierkasten ist optisch ein Hingucker, die Musik empfinde ich allerdings nicht als Genuss. Gut finde ich auch, dass du den Handyknipser mit ins Bild genommen hast.
    LG Sigrid
  • Wolfgang1694 21. Februar 2017, 20:21

    Man sieht sie immer weniger,
    aber alles kommt wieder.
    Schön präsentiert von Dir.
    LG Wolfgang
  • Lawoe 21. Februar 2017, 18:34

    nett der mann

    lg frank