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das Wimpfener Dreieinigungsklo ...

das Wimpfener Dreieinigungsklo ...

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das Wimpfener Dreieinigungsklo ...

am letzten Wochenende war ich mit der genialen Petra unterwexs. Wir unternahmen etwas kulturelles. U.a. sahen wir das Wimpfener Dreieinigungsklo, es stand einst im Obergeschoss des Wimpfener blauen Turmes, heute im Reichsmuseum der Stadt Bad Wimpfen.

Das Dreieinigungsklo, ein Instrument um Beschlüsse der Stadt voranzubringen. Auf dieser Kiste saßen vor Jahrhunderten der Schultheiß, der Gerichtsbürgermeister und der älteste Gerichtsälteste mit nacktem Hinterteil. Die drei bekamen reichlich essen und zu trinken und konnten ihre „Geschäfte“ in eine darunter stehende Schüssel erledigen. So saßen sie zunächst bis zu 24 Stunden.

Eine bewusst unbequeme Art und Weise, um den Einigungswillen zu befördern. An der Ecke ohne Klodeckel saß der Gerichtsschreiber, um das Beratungsergebnis zu protokollieren.

War nach 24 Stunden keine Einigung erreicht, legte man in die Schublade darunter je einen großen Stein, der durch Feuer erwärmt worden war. Daher kommt auch der Spruch „Feuer unterm Hintern machen“. Es ist kein einziger Fall überliefert, wo durch dieses Procedere keine Einigung erzielt wurde.

Nach einer im Jahre 1563 ausgestellten Rechnung des Wimpfener Stadtbarbiers Philipp Marci heißt es auszugsweise: … wegen des s.v. [= salva venia, mit Verlaub] Arsches des Ratsverwandten Heinrich Dieffenbacher musste ich 7 Tage alle Obacht und Sorgfalt walten lassen. Schmierte seinen Arsch morgens und abends, da dieser gar arg verbrannt war durch das Sitzen auf dem Ratsklo, mit heilenden Tinkturen ein. Wegen den hohen Alter hätte schlimmstenfalles ein Zufall [=Sterbefall] eintreten können. Wegen meiner Mühe berechne ich dem Rat der Stadt Wimpfen wegen des Arsches der Ratsverwandten Dieffenbacher 24 fl.[Gulden] 43 xr. [Kreuzer]…

Quelle: „Das Wimpfener Ratsklo und vom Zwang sich zu einigen“. Ich bedanke mich herzlich bei Dr. Hube Lubedei, Hannover für die Erlaubnis aus seinem Aufsatz zu schöpfen.
In Wimpfener Geschichtsblätter Nr. 65 (2006, Seite 107 – 113)

jo ist denn schon karneval ? :-))
jo ist denn schon karneval ? :-))
Petra-Maria Oechsner

Kommentare 58

  • Vitória Castelo Santos 24. März 2024, 16:45

    I LIKE IT
    PLEASE DON´T CHANGE MY NAME:-))))
  • Gerlinde Weninger 3. März 2024, 16:11

    Das waren aber dann nur halbe Sachen, die da beschlossen wurden!
    *g*
    Mit dem Bier siehts eher wie ein Kotzbehälter nach dem übergroßen "Durscht" aus!
    ;-)
    Ein Servus von Gerlinde
  • Marina Luise 28. Februar 2024, 7:27

    Ich hab' mal ne Firma geschickt, die das Teil leert! ;)
  • Klaus Duba 14. Februar 2024, 22:25

    Mann...........Mann............Mann was ihr alles so entdeckt ;-)) Habe mir offen gesagt erst einmal den Text durchgelesen bevor ich mir das Bild näher betrachtet habe. Fast am intereressantesten finde ich den Begriff Feuer unterm A.......Pardon Hintern zu machen!
    Ich stelle mir gerade vor dass aus unserer Ampel ein Herr L, , ein Herr S. und ein Herr H. dort sitzen müssten bis eine vernünftige Einigung dabei herauskommt. Wobei vernünftig wahrscheinlich eher der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass ein verbrannter Hintern nicht zielführend gewesen wäre*gg
    Aber die drei auf dem Brett, das wäre schon eine Auslösung wert ;-))))
    LG
    Klaus
    • Günter K. 15. Februar 2024, 10:09

      genau klaus, wir sind bei unseren fototouren immer knallhart am ball. decken missstände und skandale auf. man könnte es in berlin evtl. auch mal mit nem koalitionsklo versuchen. soviel wie eben gerade müsste immer rauskommen dürftiger geht eben nicht ;-).
      solche kleinen ausflüge in die vergangenheit bringen oftmals erstaunliche ergebnisse ;-), 
      LG Günter
  • nenirak 12. Februar 2024, 8:56

    so ein Toilettengang damals zu dritt muss eine geräuschvolle unterhaltsame Sache gewesen sein
    • Günter K. 12. Februar 2024, 9:58

      aber man hat immer jemanden zum unterhalten, mal von einem unerwarteten getöse  abgesehen ;-)
  • Anne Berger 11. Februar 2024, 12:13

    Man konnte, wie ich sehe, die Exkremente dann bequem mittels einer Schublade entsorgen. :-) 
    Ich wüsste da so Einige, die man auf dieses Klo zwecks Einigung setzen sollte.
    Aber ich wüsste auch gerne, für was das Ding da tatsächlich diente. :-)
    Was für eine köstliche Geschichte! :-)))
    LG Anne
  • Marina Luise 8. Februar 2024, 11:56

    Ich war ja auch schon mehrmals in Wimpfen, aber diese Rarität ist mir entgangen! :)

    Erstaunlicher Brauch, aber offenbar sehr zielführend und sicher soviel mehr als so mancher Wumms! Sollte man vielleicht nochmal überdenken! :))
    Aber eklig ist das ja schon - und wie!! Und mir tut der Schreiber leid! :)
    Und zu all dem fiesen Kopfkino dann auch noch das lapperige Biergläschen -sofern das keine Urinprobe darstellen soll ... Man weiß ja nie !
    Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die Minimalisten und 'Zurück- zur-Natur-Anhänger' welche Luxusbadezimmer designen wieder zu solchen Entwürfen kommen - ist ja auch nachhaltig und platzsparend, plastikfrei und kommunikativ!
    Zurück in die Stein!zeit sage ich da nur!
  • Suze 8. Februar 2024, 11:14

    Oh, durch lauter Staunen über das Foto und dieser Geschichte sowie das Lesen der zahlreichen Anmerkungen, hätte ich jetzt beinahe selbst das Anmerken vergessen. Was es nicht alles gibt ;-))) Ihr habt immer ein sicheres Gespür für die unglaublichsten Geschichten. Viele Grüße Suze
    • Günter K. 8. Februar 2024, 13:41

      dann danke ich dir sehr ;-) ja sachen oder vorgänge gibt es, da kommt man nicht aus dem staunen heraus! fast hätten wir bauklötze gestaunt ;-)
      lg günter
  • Ev S.K. 8. Februar 2024, 10:18

    Kulturelles mal von einer Seite die man sonst nicht zu sehen bekommt. Ich muss schon sagen - ihr beide seid, was solche Geschichten anbetrifft echte Pfadfinder oder in diesem Fall Klogeschichtsfinder. Interessant dass es den Öberschten dort nicht zu eng wurde.
    Liebe Grüsse Evelin.
    • Günter K. 8. Februar 2024, 13:44

      unsere vorfahren waren eben in er regel körperlich noch fitter und ohne übergewicht. halt eine besondere art der problemlösung, unbequem, aber zielführend ;-)
      LG Günter
    • Ev S.K. 8. Februar 2024, 15:09

      Zielführend, das kann man so beschreiben.
  • Rob. Mueller 8. Februar 2024, 0:14

    Interessante Idee:-) Wäre auch in der heutigen Zeit ev. hilfreich:-)
    Gruß
    Robert
    • Günter K. 8. Februar 2024, 13:31

      manchmal schon, wenn man etwa an das monatelange gezerre an das "heizungsgesetz" denkt!
      gruß günter
  • Petra-Maria Oechsner 7. Februar 2024, 20:28

    sachen gibt`s, die gibt`s gar nicht ;-)))
    dieses teil scheint ja so ziemlich einmalig zu sein...nur im deutschen museum
    in münchen steht noch eins,...sagte uns ein alteingesessener bad wimpfener...
    das gelage am anfang mit essen und trinken hat ja bestimmt noch spaß gemacht...
    aber wenn der zarte popo an zu glühen fing, war schluss mit lustig
    am meisten tut mir aber der gerichtsschreiber leid, der diese duftorgien aushalten musste...
    hoffentlich durfte er wenigstens was starkes trinken, um sich etwas zu betäuben :-))
    zumindest war es mal ein interessanter, kultureller ausflug mit dir am samstag :-)
    lg petra
    • Günter K. 7. Februar 2024, 21:42

      unvermutet kommt oft, auch kulturelles  ;-) 
      ja, ein äußerst seltenes, wie soll man sagen, stück möbel für einen noch ungewöhnlicheren  zweck ;-)
      im deutschen museum steht noch so ein teil.
      man hat es erst im guten probiert zu einer einigung zu kommen, wenn das nichts fruchtete, griff man zu stärkeren mitteln.
      der gerichtsschreiber konnte ja aufstehen und ein anderer schreibkundiger konnte einspringen,
      die hygiene wurde damals kaum beachtet, man schüttete nachttöpfe einfach auf die straße, kanalisation gab es nicht.
      ja, es war ein  unterhaltsamer und relaxter ausflug mit dir ;-)
      LG Günter
  • Ruth U. 7. Februar 2024, 20:12

    So wie Du das alles erdacht und geschrieben hast, hört sich das völlig normal und richtig an, Günter, eine schöne Geschichte ist das zu Deinem ungewöhnlichen Bild .. nett, das Du Dr. Hube Lubedei aus Hannover erwähnst und endlich weiß ich, woher der Begriff "Feuer unterm Hintern machen" kommt :-))
    LG Ruth
    • Günter K. 7. Februar 2024, 20:34

      tja, die jungs hatten nichts zu lachen ;-)
    • Marina Luise 8. Februar 2024, 11:55

      Den Ursprung kannte ich auch nicht!  - Danke! :)
      Da ich aber immer den Schalk bei dir im Nacken aufblitzen sehe (vor meinem geistigen Auge :) ) habe ich nochmal nachgeguckt und eine etwas weniger anrüchige! Version gefunden:

      "Feuer unter den Hintern machen – In den Burgen waren nur die wenigsten Räume beheizt. So konnte man sich nur wärmen, wenn man ein Sitzfass hatte. Das wurde gefüllt mit heißen Steinen und so lange wie man darauf saß, hatte man Feuer unterm Hintern" .27 déc. 2016 -
      Tomburg Ritterhttps://tomburgritter.de › ...
    • Ruth U. 8. Februar 2024, 18:52

      Danke, Marina! :-)
  • Klacky von Auerbach 7. Februar 2024, 14:57

    Lecker Bierchen neben dam Falloch.
  • DoroS 7. Februar 2024, 14:51

    Wer hatte damals den größten Hintern?
    Das können auch nur Männer sich ausdenken, die stehen ja heute noch ganz selbstverständlich zusammen beim urinieren. Habe ich gerade gestern so im TV gesehen und mir was dabei gedacht.
    Gruß Doro
    • Günter K. 7. Februar 2024, 15:55

      das war damals eine "reine" männerwelt.  die handhabung wirkt  schon recht eigensinnig und eigenwillig ;-) so schweinigel die keinerlei hemmungen haben, finden  sich immer wieder;-)
      LG Günter
  • sofra.rauris 7. Februar 2024, 13:20

    durchaus brauchbar, diese Beschleunigungsmethode, leider sind die Parlamentsstreithanseln gegen so ziemlich alles "immun".

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