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Ausgrenzung und Vertreibung von Roma in Europa

Ausgrenzung und Vertreibung von Roma in Europa

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Johannes Zakouril


Premium (Pro), Neu-Ulm

Ausgrenzung und Vertreibung von Roma in Europa

Bettler aus Rumänien: Bedürftige oder kriminelle Banden?
Sie kommen gemeinsam, jeder steuert eine Straßenecke an und harrt aus – in der Hoffnung, dass Passanten Geld in den Pappbecher werfen. Genauso schnell wie sie kommen, verschwinden sie gemeinsam wieder. Steckt organisierte Kriminalität dahinter?


Bettler gehören zum Straßenbild deutscher Großstädte. Verboten ist Betteln grundsätzlich nicht: Sogenanntes "stummes Betteln" ist erlaubt. Doch viele Passanten beschleicht angesichts der meist aus Osteuropa stammenden Menschen am Straßenrand ein ungutes Gefühl: Werden sie ausgebeutet? Geht das gesammelte Geld gar nicht in ihre eigene Tasche? Das Gerücht von einer Bettelmafia geistert schon lange herum.
Mafia oder Familien?
Tatsächlich kennen sich viele der Bettler. Das liegt aber daran, dass sie oft aus der gleichen Familie stammen. Oder zumindest aus demselben Ort. Häufig sind es Roma. Die Bevölkerungsgruppe der Roma, immerhin die größte ethnische Minderheit der EU, ist immer noch deutlich benachteiligt: Etwa 80 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze ihres Landes, jeder Dritte hat in seiner Unterkunft nicht mal fließendes Wasser. Arbeit gibt es für die Roma in Rumänien wenig. Und wenn, dann ist sie sehr schlecht bezahlt.
Mit Bildung heraus aus der Armut
Die Folge: Die Hälfte der Roma im Alter zwischen sechs und 24 Jahren besuchen keine Schule. Dabei wäre Bildung der Schlüssel heraus aus der Armut – da ist sich zumindest Oprescu-Klein, ein gebürtiger Rumäne, der viele Jahre in Deutschland gelebt hat, sicher. Die Hilfsorganisation "Somebody Cares" gründete er gemeinsam mit seinem Bruder. Dort nimmt man sich der Kinder an, betreut und verpflegt sie. Und sie fahren die Lehrerinnen mit dem Auto zum Unterricht in abgeschiedene Dörfer.
Keine Anzeichen für Ausbeutung und Menschenhandel
Aber was ist dran an dem Gerücht von der Bettlermafia, dem organisierten Verbrechen, den Schleusern und Menschenhändlern? Vor Ort in Rumänien deutet nichts darauf hin. Die Bettler selbst erklären, dass sie das Geld komplett behalten dürfen. Auch die Polizei in Deutschland geht nicht von einem kriminellen Hintergrund aus. Bisher sind keine Anzeigen von Bettlern oder Bettlerinnen eingegangen, die gegen ihren Willen betteln müssen – das wäre das zentrale Kriterium für Menschenhandel.
Laut Werner Kraus, vom Polizeipräsidium München, handelt es sich bei den Bettlern auch nach Erkenntnissen der Beamten um organisierte Familien, die nach Deutschland kommen, weil sie hier eher an Geld kommen als in ihrem Heimatland.
Organisiertes "Betteln" stellt in Deutschland keinen Straftatbestand dar, solange keine Ausbeutung vorliegt. "Ausbeutung bei der Ausübung der Bettelei" ist dann gegeben, wenn Personen zum Betteln und zur Abgabe ihrer Einkünfte gezwungen werden.
Minderheiten wie diese Personengruppe, die ja in ihren Heimatländern meist in sehr ärmlichen Verhältnissen als ethnische Minderheit lebt, zu fördern."
Quelle: Claudia Tillack, BR24

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