Michael Jo.


Premium (Pro), aus Purer Lust

' schwangere Auster ' ,

den Namen gaben ihr die Berliner umgehend schon vor der ersten Fertigstellung 1957.
Als Kongresshalle zur Internationalen Bauausstellung glänzte sie damals als Warzeichen der Moderne im Nachkriegs(West-)berlin.
Architekt: der US-Amerikaner Hugh A. Stubbins
(mitwirkender deutscher Architekt: Werner Düttmann).
Die Kongresshalle war ein Geschenk der Amerikaner an das freie Berlin.

Gefeiert wurde der Bau damals auch wg. seiner kühnen Konstruktion:
zwei geschwungene Dachträger, nur an den beiden Endpunkten gelagert, halten das zwischen ihnen liegende Spannbetondach und gleichzeitig den darunter hängenden, 800 Plätze fassenden grossen Saal.

1980 stürtze die Dachkrempe während eines Ärtzekongresses ein,
z. Glück ohne gravierende Folgen - meine Schwester war als angehende
Fachärztin zu dieser Morgenstunde (wie die meisten Kongressteilnehmer) noch nicht im Gebäude.
(ich glaube, ' nur ' ein Toter war zu beklagen und einige eher
Leichtverletzte ?).

Zum Glück stürzte die gesamte Dachkonstruktion nicht mit ein
- das wäre eine Katastrophe gewesen - sondern im Saal nur Teile der
Deckenverkleidung.
Die südliche Krempe vergrub Teile der äusseren Balustrade und diese Freitreppe.
Wie an gespannten, geknickten Gummiseilen hing die Dachkonstruktion
noch über dem Halbrund der Fassade.
Die Einsturzursache wurde der Öffentlichkeit nie genau erklärt.
ich vermute: eine fehlerhafte Berechnung der wirkenden Kräfte in der Stahlarmierung der äußeren Dachkrempe;
möglicherweise auch der falsche oder zu wenig Stahl ? Temperatureinwirkung vielleicht auch noch ?
oder damals auch schon Pfusch am Bau ??

Nach langem Hin&Her entschied sich der (West-) Berliner Senat
für den Wiederaufbau.
Nach der Wiedereröffnung (und dem Bau des ICC am Funkturm in Charlottenburg) folgte auch ein neues Nutzungskonzept:
statt Kongress- und Tagungsort,
seit 1989 nun als ' Schaufenster' für die weltoffene Stadt:
als ' Haus der Kulturen der Welt' .
Seitdem haben alle möglichen Kulturen hier ein internationales Forum
mit Ausstellungen, musikalischen Veranstaltungen, Tanz, Perfomances,
Filmarbeiten, Literatur-Diskussionen u. dgln.
(Träger ist seitdem der Bund, siehe Wikipedia-Link !)

Früher - vor der Wiedervereinigung noch - eines der beliebtesten
Fotomotive,
heute ist dieser Bau angesichts anderer markanter Bauten und ' Sehenswürdigkeiten' in direkter Nachbarschaft
(die ' Bundeswaschmaschine' Kanzleramt und das Reichtagsgebäude)
für Turisten und Berliner zu Unrecht eher uninteressant geworden ...


Schwangere Auster aber, der Name ist im Volksmund geblieben
- passt ja auch irgendwie, oder ?

die grosse Dachkrempe
die grosse Dachkrempe
Michael Jo.


kein moderner Entlüftungskamin,
kein moderner Entlüftungskamin,
Michael Jo.


--- ----- ---

und noch eine artverwandte, wenn auch
weitaus kompliziertere Betondach-Konstruktion:
Tempodrom ( II.)
Tempodrom ( II.)
Michael Jo.


http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_der_Kulturen_der_Welt

Kommentare 13

Das Foto befindet sich nicht in der Diskussion. Deswegen kann es aktuell nicht kommentiert werden.

  • Bricla 22. Juni 2012, 14:39

    So habe ich das Gebäude auch noch nicht gesehen.
    Die angeschnittenen Teile fordern das Auge heraus,
    ihre Ergänzung im Wasser zu finden. Sehr geschickt.

    Die Treppe allein mit ihren Licht-und Schattenwirkungen
    zu fotografieren stelle ich mir auch interessant vor.
    Gruß Bricla
  • deha 15. Mai 2012, 19:40

    ja, wunderbar. Ich mag Spiegelungen, gefällt mir gut.

    Viele Grüße, D. Hamann
  • Johannisbeere 10. Mai 2012, 14:18

    Eine wirklich schöne Spiegelung und den Schnitt finde ich auch gelungen, einfach das oberhalb der Wasseroberfläche Geschehende abschneiden - das macht das Bild besonders spannend, dass man das vollständige Bild in der Wasseroberfläche erahnen muss.
    Lg Johanna
  • E-Punkt 6. Mai 2012, 14:29

    Die vergißt man
    durch die vielen
    Sehenswürdigkeiten Berlins
    immer mehr...

    ...

    dabei ist sie doch so fotogen..
    vorausgesetzt der richtige Fotograf
    zeigt sie und verleiht ihr Abwechslung
    wie z. B. diese hervorragende
    Spiegelung.


    LG Elfi
  • Karl-Dieter Frost 1. Mai 2012, 21:20

    Was war das nach der Erbauung für eine achitektonische Besonderheit in Berlin! Heute verblasst der Bau im neuen Umfeld und dennoch schafft Du es durch geschickte Bildgestaltung dem Bauwerk weitere Akzente zu geben!
    Gruß KD
  • Hans-Joachim Maquet 1. Mai 2012, 9:41

    Michael, zuerst einmal tolles Foto mit Spiegelung und
    dann ein sehr informativer Textteil - danke, das wusste
    ich so nicht. Der Nickname passt auf jeden Fall.
    LG Hans-Joachim
  • Nora F. 30. April 2012, 21:54

    stark mit der spiegelung !
    lg, nora
  • Klaus-Günter Albrecht 30. April 2012, 20:29

    Na, die Skulptur im See paßt doch zu dem Spottnamen. Wird wohl mit dazu beigetragen haben. :-)
    Pfusch am Bau war sicherlich ein Grund, ich kann mich noch an entsprechende Zeitungsmeldungen erinnern.
    Liebe Grüße Klaus
  • Andreas_Napravnik 30. April 2012, 19:37

    Sehr schön mit der Spieglung
    Danke für deine ausführliche
    Information zum Thema.
    LG Andreas
  • E. W. R. 30. April 2012, 18:47

    Gut gespiegelt! Eckhard
  • Biggi Oehler 30. April 2012, 17:47

    Klasse Schnitt und super mit der Spiegelung.
    LG.
    Biggi
  • Micha.K. 30. April 2012, 16:44

    Oft gesehen und doch immer wieder schön,
    die Spiegelung der "Auster".

    -gruß micha-

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Blende 5
Belichtungszeit 1/50
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ISO 160