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Gestiegener Bedarf...

Gestiegener Bedarf...

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Gestiegener Bedarf...

Im sogenannten "Nachtsprung" verbinden Güterzüge mit 120, teilweise sogar 140 km/h die Wirtschaftszentren und Ballungsräume der Republik. Eilige und wichtige Waren, vor allem Pakete eines bekannten Tochterunternehmen der deutschen Post, werden dabei befördert. Die Züge genießen bei DB Netz und DB Cargo eine hohe Priorität und drängen bisweilen andere vor ihnen fahrende Züge bereits etliche Kilometer vorher "auf den Rand" (sprich: In die Überholung) um selbst "freie Bahn" zu haben.

Mir selbst war es einmal vergönnt den "PIC" (Post-InterCity) 50000 von Würzburg nach Lehrte zu fahren, da dieser wegen Bauarbeiten über Hildesheim umgeleitet worden war. Mit einer Doppeltraktion der Baureihe 152 und einem über 600 Meter langen Zug über weite Strecke durchgehend 140 km/h durch die Nacht zu stürmen und zu sehen, dass andere ebenfalls "wichtige" Züge in den Überholungen stehen war eine spannende Erfahrung...

Zusätzliche Züge, obwohl durchaus bei der steigenden Paketflut der verschiedenen Versandhändler gerechtfertigt, waren daher lange Zeit gefordert worden - doch die Lkw machten meistens "das Rennen". Seit ungefähr anderthalb Jahren ist der Bedarf allerdings so groß, dass man bestimmte Transporte nicht mehr über die Straße abwickeln kann. Seitdem fährt sonntags in Tageslage ein Zug zwischen Nürnberg Hafen und Hamburg-Billwerder, welcher die bekannten gelben Wechselbrücken transportiert.

Über die "Lücke" auf den ersten Wagen hinter der Lok brauche ich mich indes nicht zu ärgern, diese ist leider - wie ich anhand von Fotos eines Freundes weiß - bei diesem Zug Standard. Zugleich ist sie vermutlich auch ein Versprechen an den Besteller des Zuges: Ja, wir haben noch Kapazitäten auf diesem Zug frei - und diese bis zum Schluss und somit sehr kurzfristig. Durch die Zunahme der Bestellungen im Internet ist es jedoch vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser Zug irgendwann restlos belegt sein wird...

Mit der mittlerweile knapp 22 Jahre alten und im Lack ziemlich "abgerockten" 152 018-8 an der Spitze konnte der Zug in der südlichen Einfahrt des Betriebsbahnhof Mecklar aufgenommen werden.

Aufnahmedatum: Sonntag, 26. April 2020 - 9:57 Uhr

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Neben dem bei Lokführern bekannten "50000" durfte ich auch schon einmal einen (Weihnachts-) Päckchen-Express fahren...

Der Weihnachtsmann kann einpacken...
Der Weihnachtsmann kann einpacken...
Patrick Rehn

Kommentare 4

  • makna 23. September 2020, 9:38

    Top-Darstellung in Text und Bild plus Kommentar-Erläuterungsanmerkung: Super !!!BG Manfred
  • Haidhauser 10. Juni 2020, 9:42

    Mit Tatzlagerantrieb 140 km/h!!
    Das muss ein tolles Fahrgefühl sein!!!
    LG Bernhard
    • Patrick Rehn 10. Juni 2020, 10:00

      Hallo Bernhard.

      Kann man so sagen, wobei es einen Geschwindigkeitsbereich bei 115 km/h (+/- 1 km/h) gibt, wo die Loks ein recht lautes Resonanz-Dröhnen haben. Darüber und darunter jedoch nicht. ;-)

      Die schnelllaufenden Güterzüge nehmen auch in Tageslagen immer mehr zu. Ich hatte gestern beispielsweise einen Containerzug mit einem 120 km/h-Fahrplan. Die lassen sich jedoch meist nur unter LZB-Führung erreichen, signalgeführt ist meist bei 110 km/h "Schluss".

      Das hängt mit der Durchschlaggeschwindigkeit und den dadurch vorhandenen Bremshundertstel der Druckluftbremse zusammen, da bei zunehmender Zuglänge in der Bremsberechnung die Verzögerung beim Anlegen und Lösen mit eingerechnet wird.

      Es gibt zwar technische Möglichkeiten dies zu verbessern und dadurch auch die Geschwindigkeit zu erhöhen (elektropneumatische Bremse - ein elektrischer Impuls, der vom Führerbremsventil ausgelöst wird steuert binnen Sekundenbruchteilen alle Steuerventile im Wagenzug an, so dass alle Bremsen im Zug gleichzeitig anlegen), bedingt allerdings erhebliche Investitionen in die Güterwagen und teilweise die Lokomotiven.

      MfG
    • Haidhauser 10. Juni 2020, 10:29

      Danke, sehr interessante Info!!
      Servus, Bernhard