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Zur Frage von Elisabeth, ...

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Wulf von Graefe


Premium (World), Ostfriesland

Zur Frage von Elisabeth, ...

... was man denn macht, wenn der Erntetermin solchen "Kulturfolgern" (hier ein Wiesenweihen-Horst mit Kleinstkindern) zu nahe rückt:

Ja, wie vermutet und ja naheliegend, sieht man zu, dass der Bauer sie nicht in den Mähdrescher bekommt. Wie der Förster auch nicht Bäume absägen sollte, wo gerade noch besetzte Nester drauf sind (was hier leider auch schon vorgekommen ist).

Für solche Bodenbrüter macht man dann eine Markierung, die der Bauer auch erkennt und (hoffentlich) akzeptiert.
Um die Wiesenweihen speziell als Greifvogel und seltene Art der berüchtigten Roten Liste ist da in den letzten Jahren viel Getöse in Zeitungen und Internet entstanden. Immerhin haben sich dadurch wohl ein paar Leute mehr aufgemacht, auch einmal rechtzeitig nach möglichen Brutplätzen zu suchen. Sinngemäß ist so etwas aber natürlich eine tierschützerische Aufgabe, die jeglichem Vogelnest, das von Verarbeitung bedroht ist, gut tun würde.

Ich hatte mich hier bislang mit Horst- und Kleinkind-Bildern eher zurückgehalten, weil hier so ein etwas unseliger Appetit auf "oh, so ein Bild will ich auch noch machen" durch die FC weht.
Wenn es nur meinte, will ich auch noch haben oder einmal ansehen, wäre dem ja leicht zu entsprechen, da womöglich Wiesenweihenkinder langsam die meist fotografierten Nestbilder mitteleuropäischer Greifvögel sind.

Jedenfalls hat der gewöhnliche Bericht und Aufruf zur Rettung meistens solche Bilder dabei, da sie ja am leichtesten zu machen sind. Von derartigem PR-Status können kleine Sumpfohreulen oder gar nackte kleine Lerchen und Pieper nur träumen.
Fakt bleibt aber, dass Trampelpfade zu Bodennestern eher nichts Gutes bedeuten und etwa bei den Wiesenweihen auch nur dann gerechtfertigt sind, wenn tatsächlich auch Zerstörung durch Maschinen droht.
Wenn es so schön weiterregnet wie im Augenblick, muss da oftmals gar nichts. Nur ist das leider nicht so durch zu organisieren wie eben andere Maßnahmen.

Unfreiwilliger Mitarbeiter der Vogelforschung
Unfreiwilliger Mitarbeiter der Vogelforschung
Wulf von Graefe

Kommentare 12

  • Roland Adam 6. Juli 2007, 11:04

    Leider betrifft es nicht nur Bodenbrüter ,auch Frauenschuh und andere seltene Pflanzen .....

    Sa muss man sagen ,,,manchmal sind "Knippser" ganz schön egoistisch , denn sie schaden nicht nur dem Objekt ,sondern der Allgemeinheit .

    Ich könnte hier tgl. Nestvögel fotografieren ,,,,,,,aber es kommt mir den Tieren zuliebe nicht in den Sinn ...

    Musste auch schon in der Vergangenheit erleben , dass mein Interesse anschliessend den Eichelhaeher auf den Plan rief

    So man kann nur Appelieren ..Verzicht ist Tier u Naturschutz .....


    Zum Foto : der kleine Reservevogel wird wohl sterben ,Oder ?
  • Wulf von Graefe 4. Juli 2007, 3:06

    @Elisabeth
    Ja, Du hast schon recht, dass man da Verschiedenes zur Horstsicherung machen kann.
    Ist auch bundesweit und in anderen Ländern schon so allerlei anprobiert und je nach Beteiligten dann manches "in Serie" gegangen.
    Bei Luzerne, wie es viel in Holland vorkommt, ist ein Elektrozaun auch sicher sinnvoll, weil die Zeit sehr lang ist, die ein solches ausgespartes Stück überstehen muss. Bei Getreide geht es aber oft nur um wenige Tage und manchmal schon um "bewegliche" Jungvögel, was dann auch Behinderung sein kann. Vom praktischen Umstand, der an so empfindlicher Stelle gemacht werden muss, mal abgesehen. Und auch die größere Auffälligkeit vor Spaziergängern ist ein Nachteil der Version.
    Grundsätzlich leben diese Tiere ja mit der Einschätzung einer klugen Nistplatzwahl und hat sich nach meinen Erfahrungen eher der geringstmögliche Eingriff bewährt. Und das sind vier Stöcker an den Ecken eines (hier üblich gewordenen) 25m Quadrates, für das der Bauer eine Entschädigung erhält.
    Je nach Zeit und Lage sollte man sich aber Varianten offenhalten und am besten bleibt, wenn es im richtigen Augenblick ein bis zwei Wochen regnet.
    lg Wulf
  • Elisabeth Hoch 3. Juli 2007, 18:58

    Bodenfeinde, meinst du Füchse? Geht da kein Elektronetz wie für Schafe oder wäre das für die Vögel selbst gefährlich? (Gegen Marder und Wiesel wohl aber wirkungslos.) Es macht mich irgendwie traurig, dass das ganze Aussparen dann doch nichts nützt. Hier bei uns sind mancherorts auch ganze Maisfelder gegen Wildschweine mit Elektrozaun gesichert.
  • Christiane v. D. 2. Juli 2007, 23:41

    Für mich ist die Aufnahme eine mehr als gute Dokumentation. Kann die Rückhaltung bei der Einstellung gut verstehen.
    LG Christiane
  • Wulf von Graefe 2. Juli 2007, 3:58

    @all
    danke Euch für das Verständnis!

    @Elisabeth
    Es ist schon bundesweit verboten, Tiere an ihren Brut- und Aufzuchtstätten zu beunruhigen.
    Aber die berühmte "Selbstwahrnehmung" vieler "theoretisch" schon dem Naturschutz verbundenen User freilebender Tiere lässt eben doch oft zu wünschen übrig.
    Naturschutzgruppen selbst rufen ja unentwegt zum Entdecken und Erleben des eben nicht nur am Wegesrand Befindlichen auf, ohne sich für die vorhersehbaren "Unbeholfenheiten" verantwortlich zu fühlen. Und eine rundum "Ganz nah ran"- Ideologie trainiert wohl auch nicht gerade Rücksichtnahme an.

    @Fabienne
    Der ganz Kleine hier ist nicht prinzipiell zu schwach oder zu spät, sondern eine ziemlich normale "Beigabe" der ohnehin unterschiedlichen Geschwistergrößen. Trotz seines hier etwas erbärmlichen Erscheinungsbildes habe ich solche auch schon zu eleganten Luftobjekten werden gesehen.
    In diesem Falle aus dem vorigen Jahr hatte aber die sehr späte ganze Kinderschar die zu lange Zeit in ausgesparter Getreideinsel nicht überlebt. Das passiert zwar auch manchmal vor der Ernte, aber gegen Bodenfeinde ist ein übriggebliebenes Stück natürlich viel empfindlicher als große gleichförmige Fläche.
    Was ja bei vielen Naturschutzbemühungen doch ein sehr wesentlicher Faktor ist.
    lg Wulf
  • Elisabeth Hoch 1. Juli 2007, 23:25

    Trampelpfade zu Bodennestern? Wie ist denn die rechtliche Lage bei euch? Also hier (Bad.-Württ.) ist es selbstverständlich verboten, Mähwiesen und Felder während der Vegetationszeit zu betreten. Ist schließlich Kulturland und Privatbesitz. Für Zwecke des Naturschutzes gelten sicher Ausnahmen, aber doch nicht für Hinz und Kunz. Kann man da nicht einschreiten? Eine satte 60-Euro-Strafe bei Anzeige dürfte manchen bekehren.
  • Fabienne Muriset 1. Juli 2007, 21:18

    Abgesehen von den interessanten Informationen zeigt dieses Bild doch die harten Realitäten der Natur. Gehe ich richtig in meiner laienhaften Annahme, dass der ruhige Winzling wohl kaum überleben wird? Die Frage nach Huhn und Ei stellt sich bei dieser Szene unweigerlich: Ist der Kleine zu schwach um zu betteln, oder ist er so klein weil er zu wenig bettelt? Oder ein Nachzügler, zu spät geschlüpft?

    Grüsslis
    Fabienne
  • Tanya R. O. 1. Juli 2007, 19:15

    schön wären hier mehr dieser Meinung.. Leider geht vielen das Foto vor dem Schützen..
    lg tanya
  • Ursula Theißen 1. Juli 2007, 18:42

    da kann ich mich nur meinen Vorschreibern anschliessen, aber es ist herrlich Dein Foto in aller "Ruhe" betrachten zu dürfen , danke!!!
    LG Ursula
  • Chris Riese 1. Juli 2007, 13:32

    hallo wulf ,
    ein sehr schönes naturdokument . der gedanke es auch ablichten zu wollen verschwindet bei diesem anblick genauso schnell wie er kam . es ist schön bilder von diesen seltenen greifen zu sehen und das sie von wissender und vorsichtiger hand gemacht sind , macht sie umso wertvoller . ich wünsche dir glück , beim behüten der kleinen und aller anderen .

    prinzipiell denke ich ......nestfotografie sollte man sein lassen , es sei denn , man ist ein sehr erfahrener naturfreund und naturkundiger , der es abwägen kann und die tiere nicht stört . beides ist hier der fall und so kann ich mich über diesen wunderbaren einblick in die kinderstube eines seltenen greifes freuen .

    liebe grüsse
    chris
  • B. Walker 1. Juli 2007, 12:10

    Bei solch einem Foto werde ich hellhörig, wenn es nicht von einem Fachmann wie hier hochgeladen ist. Denn das Fotografieren und Stören der Brut am Nest ist aus gutem Grund verboten. Und wie Du ja schreibst, hältst auch Du Dich dabei zurück.
    Aber gerade Eure Arbeit bringt uns in der Erkenntnis der Lebens- und der Verhaltensweise der Vögel weiter. Hatte mir gerade mit einem meiner Enkel Zeichnungen in einem Buch von 1843 ("Abbildungen zu Oken's allgemeiner Naturgeschichte") angesehen. Wie hat sich unsere Erkenntnis über die Arten, dank Euch, weiterentwickelt!
    LG Bernhard
  • Marianne Wiora 1. Juli 2007, 11:49

    Wiesenweihen habe ich noch nie gesehen. Erstaunlich wie unterschiedlich groß die Jungvögel sind. Hoffentlich wird das Wetter besser. Gruß Marianne