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Ulbrichts Kulturbarbarei

Ulbrichts Kulturbarbarei

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Premium (World), Berlin

Ulbrichts Kulturbarbarei

Der "Lange Stall" war die Reit- und Exerzierhalle, die 1734 unter Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. errichtet wurde.
1781 ließ Friedrich II., der "Alte Fritz", eine vorgeblendete klassizistische Portalfassade nach Plänen von Georg Christian Unger anbauen.

Zusammen mit dem Langen Stall war links daneben 1730–1735 die Garnisonkirche hochgezogen worden.
Weil sie später die Grablege der beiden Preußenkönige geworden war, stellte sie Napoleon während seiner Herrschaft unter seinen Schutz.

Im Zweiten Weltkrieg wurden beide Gebäude schwer durch Brandbomben beschädigt, von der Kirche blieben nur noch die Mauern stehen.
Die Särge der Könige waren vorsorglich schon 1943 auf Umwegen in die Stammburg der Hohenzollern überführt worden.

DDR-Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht ließ die Ruine am 14. Mai 1968 gegen den Willen der Potsdamer Bevölkerung sprengen.
Nur zwei Wochen später jagte er auch in Leipzig die völlig intakte Renaissancekirche St. Pauli, die "Universitätskirche", in die Luft.

Leipzig, Paulinerkirche: 1910, 1968, 1990, 2012
Leipzig, Paulinerkirche: 1910, 1968, 1990, 2012
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Möge er für beide Untaten der Kulturbarbarei in der Hölle schmoren!

2014 wurde nach kontroverser Debatte letztlich doch der Wiederaufbau der Garnisonkirche beschlossen. 2017 soll zuerst der Turm fertig sein.
Zumindest die Gebeine des Alten Fritz kehrten schon 1991 nach Potsdam zurück: nach Sanssouci, wo er nun mit seinen Hunden begraben liegt.

Kommentare 7

  • smokeonthewater 12. November 2016, 23:11

    @Michael: Wippe der Einheit ... haben wir nicht schon genügend Denkmäler in Berlin, die an Trennung und Einheit erinnern? Eine Erinnerung an den Palast der Republik fände ich angebrachter.
  • Michael Jo. 12. November 2016, 22:25

    heutzutage sprengen die Barbaren von den Taliban & Co
    selbst von der UNESCO ' geschützte ' Kulturdenkmäler,
    https://de.wikipedia.org/wiki/Buddha-Statuen_von_Bamiyan
    wie weiland die Buddha-Figuren von Bamiyan ... ;
    heute die Barbaren des " IS " das Welterbe von Aleppo
    oder Zeugnisse urchristlicher Kultur im Zweistromland;
    in Zentalafrika selbst die Gräber von Muslimen ....

    und bei uns ist jeder umgekippte Grabstein auf jüdischem
    Friedhof Zeugnis eines Mobs, der kaum mehr Hirnmasse besitzt
    als als jene Vandalen links und rechts des Euphrat.
    Ach ja:
    vor drei Tagen jährte sich zum 78.mal die sogenannte ' Reichskristallnacht ' ... ;-(((

    Traurig stimmt mich, dass der geniale Entwurf von Sascha Waltz:
    die ' Wippe der Einheit ' nun doch nicht als Denkmal auf dem künftig
    neu gestalteten Schloßplatz realisiert werden soll ... ;-((
    Begründung. ' zu teuer ' ....

    Michael
  • smokeonthewater 13. September 2015, 13:35

    @Jometzi: Ulbricht hat damals gegen den Willen und gegen die Proteste der Bevölkerung und der Kulturverantwortlichen gehandelt. Das haben viele mit Zuchthaus bezahlt.

    Beim Palast der Republik spielte die Politik eine Rolle: den DDR-Prunkbau zu vernichten. Doch war die Gegenwehr wohl nicht annähernd so groß, und es handelte sich nicht um ein kulturhistorisch wertvolles, sondern bestenfalls historisch identifizierungsfähiges Bauwerk, das übrigens seine Existenz auch nur der Sprengung des kriegsbeschädigten, kulturhistorisch wertvollen Berliner Schlosses verdankt.

    Kohl ließ keine DDR-Bücher auf den Müll geworfen. Die Bibliotheken haben sich in eigener Initiative ideologisch entstaubt. Dazu brauchte es keiner Gesetze wie seinerzeit nach 1945.

    Und Fritz war nicht nur Kriegstreiber (was damals zum stabilen, langfristigen Überleben feudaler Staaten gehörte). Er hat Toleranz geübt und war im Rahmen seiner feudalen Machtverhältnisse ziemlich fortschrittlich. Intellektuell war er Ulbricht haushoch überlegen. Ulbricht hat ohne jede gesellschaftliche Notwendigkeit Kulturgüter vernichtet und damit sogar Sargnägel für die DDR geschaffen. Jedenfalls haben nun beide ihre ewige Ruhestätte, wo sie es verfügt hatten.
  • Jojo Metzi 13. September 2015, 13:03

    Die Sieger in der Geschichte nehmen sich immer das Recht raus zu tun und zu lassen was ihnen beliebt. Ulbricht hatte was gegen die Religion und lies gern Kirchen sprengen. Nach der sogenannten „Wiedervereinigung“ lies Kohl den Palast der Republik entfernen und Bücher aus den ddr Bibliotheken auf den Müll werfen.
    Wo der Kriegstreiber Fritz begraben liegt ist doch wohl so was von … egal.
    jometzi
  • gelbhaarduisburg 13. September 2015, 9:26

    Wenn völlig weltfremde Halunken Macht in die Pfoten kriegen...
  • smokeonthewater 13. September 2015, 1:08

    @Heidemarie: Die Sprengung der Versöhnungskirche an der Bernauer Straße in Berlin kann man nicht direkt damit vergleichen. Die Kirche war nicht mal 100 Jahre alt und kulturhistorisch nicht annähernd so wertvoll wie die Garnison- und die Paulinerkirche. Außerdem geht diese Sprengung nicht auf das Konto von Ulbricht, der 1985 bereits in der Hölle schmorte, sondern war im Einvernehmen mit der auf Ost- und West-Berlin zersplitterten Gemeinde geschehen. Die Kirche war schwer beschädigt und nur teilweise nutzbar und lag direkt an der Mauer. Die Gemeinde erhielt einen Ausgleich für das bebaute Grundstück. Die Anordnung zur Sprengung unterzeichnete Klaus Gysi, der Vater von Gregor Gysi und damaliger Staatssekretär für Kirchenfragen.
  • Heidemarie 13. September 2015, 0:45

    Und ich denke dabei auch an die Kirche an der BERNAUER ! LG Heidemarie

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