Schnipp

Dieses Foto zeige ich aus aktuellem Anlaß. Das Kölner Landgericht hat die Beschneidung von Jungen im Islam und im Judentum als strafbare Körperverletzung dargestellt. Das Selbstbestimmungsrecht des Kindes wiege mehr als die Religionsfreiheit. Da wir hier in keinem ethisch-politisch geprägten Forum sind, werde ich mich einer Stellungnahme enthalten.

Zum Foto: Vor vielen Jahren fuhren meine Frau und ich durch ein kleines Dorf in der Türkei. Fröhliche Musik, fröhliche Menschen und bunte Girlanden begrüßten uns von fern. Nur die kleinen Jungs schauten ziemlich „bedrebbelt“. Als wir ausstiegen, wurden wir gleich zu einem Beschneidungsfest des Dorfes eingeladen, bei dem ich auch ein paar Dias machen durfte.

Die erwachsenen Männer schauten stolz und verbargen sichtlich ihr Mitgefühl für ihre Jungs, die noch dem Messer des Beschneiders ausgesetzt waren. Die Mütter und Großmütter hielten ihren Kleinen die Hand, streichelten den Kopf und trockneten die Angsttränen.

Der Eingriff war dann professionell und schnell. Nach einer Ruhepause wurden diese Jungen dann wie die Prinzen geschmückt und den ganzen Tag gefeiert. Die tiefe religiöse Bedeutung der Beschneidung könnt ihr ja im Internet nachlesen.

Kommentare 22

  • Norbert REN 8. Juli 2012, 7:32

    Es bleibt spannend, die andere Seite hat reagiert.
    Religionsfreiheit und Elternrecht reklamiert.
    LG. Norbert
  • Elli Nast 5. Juli 2012, 10:56

    UUhhh... wie fies ist das denn?

    Ich hoffe mal, dass unser Strafgesetzt nicht nur auf die Beschneidung von Jungs begrenzt ist, sondern die Verstümmelung von Mädchen auf mit einbezieht.

    @Heidi G. K.: Waschen soll traditionell auh bei hygienische Problemen helfen. Das ist doch genauso eine Ausrede, wie "unbeschnittene Frauen benehmen sich wie läufige Hündinen". Ich denke, da kann man ruhig auf die Evolution vertrauen. Wäre der Schnippel wirklich so gesundheitsgefährend, dann wäre die Menscheit schon längst ausgstorben!

    LG elli

    PS: da Du Dir eine Kommentierung des Fotos gewünscht hast: Hast Recht, es hat nicht die übliche Qualität Diner Bilder. Finde ich aber nicht schlecht, da die leichte Unschärfe sehr gut zu der Situation passt. Ich habe dadruch den eindruck, dass Du hier nicht nur sehr gut eine Situation dokumentiert hast, sondern gleichzeitig auch gefühlmässig betroffen darüber warst, von dem was da durch den Sucher zu sehen ist. Verstärkt aus meiner Sicht die Aussage des Bildes.
  • Eva-Maria Nehring 2. Juli 2012, 23:04

    Gute Doku zum aktuellen Thema.


    Ich enthalte mich da auch.....


    LG Eva
  • ruepix 2. Juli 2012, 18:46

    @Antje: Dein Beitrag ist bedenkenswert, die Gefahr, die Du siehst, existiert tatsächlich. Traditionsbewusstsein und religiöse Indoktrination lassen sich nicht durch ein solches Gerichtsurteil aus der Welt schaffen. Aber soll man deshalb darauf verzichten, Zeichen zu setzen, die den Weg in eine humanere Zukunft weisen? Ich drücke dies so allgemein aus, da die Beschneidung wirklich nicht das gravierendste Problem ist, dem sich unsere "aufgeklärte" Welt gegenübersieht.
  • Dietmar Stegmann 2. Juli 2012, 11:55

    Liebe Fotofreunde,
    Ihr habt bisher engagiert zu dem Thema der Beschneidung Stellung bezogen. Ich würde mir wünschen, dass auch noch jüdische und muslemische Fotofreunde, die ja unmittelbar angesprochen sind und diese Diskussion vermutlich begleiten, auch noch ein Statement abgeben.
    Ich bitte um Verständnis, dass ich zum Gerichtsurteil weiterhin keine Stellungnahme abgeben möchte.

    Etwas schade finde ich, dass das Foto nur Auslöser einer Diskussion ist und bisher nicht weiter kommentiert wurde. Deshalb will ich mal meine Gedanken zum Foto schreiben: Zugegeben, technisch ist das ca. 20 Jahre alte Foto nicht so toll. Es spricht aber eine sehr eindringliche Sprache. Auch wenn man (von mir gewollt) keine Gesichter sieht, so ist es von einer unglaublichen Intensität. Das angstbebende Baby wird von der Mutter an Bauch und Beinen fixiert. Was muß das für eine Mutter für ein Schmerz bedeuten, diese Prozedur ihrem Kind angedeihen zu lassen. Die Großmutter hält beruhigend ihre Hände am Körper ihrer Tochter, vermutlich eine Tante (nicht sichtbar) streicht über den Kopf des schreienden Babys. Der Beschneider mit zweifelhaft hygienischem Lappen und einem Skalpell hat sein blutiges Werk vollbracht.

    Beschneidungen gab und gibt es bei vielen ethnisch unterschiedlichen Gruppen. Neben manch anderen untergeordneten Gründen ging es darum, durch eine Opfertat die Götter gnädig zu stimmen oder im Monotheismus mit einer symbolhaften Handlung die Tiefe Verbundenheit mit seinem Gott zu zeigen und zu festigen. „Beschneidet euch für Gott und tuet ab die Vorhaut eures Herzens” (Jer. 4, 4)

    Für mich ist bei der ganzen Diskussion der Knackpunkt, dass ich nicht glauben mag, dass mein Gott oder Allah ein Symbol verlangt, dass den Menschen quält oder ihm Schmerzen zufügt.
  • Maria J. 1. Juli 2012, 22:24

    Es ist schwer, alte Traditionen, die auch noch religiös untermauert sind, jetzt plötzlich als strafbare Handlungen zu bezeichnen.
    http://www.biblegateway.com/passage/?search=1+Mose+17&version=SCH2000
    Dennoch sieht man hier auf deinem Foto deutlich, dass einem kleinen Kind Gewalt angetan wird.
    Wenn es schon sein muß, dann doch bitte so,
    dass ein Kind dabei nicht auch noch leiden muß!
    Abraham, der erste "Beschneider" hat es ja scheinbar im Auftrag Gottes höchstselbst getan ...
    und viele tun es ihm nach ...!
    Ich möchte nicht wissen, wie viele kleine Jungen daran bereits gestorben sind ( über die Mädchen will ich gar nicht erst reden!)
    Und genau deshalb ist es höchst fragwürdig, die Ärzte jetzt in einem rechtsfreien Raum hängen zu lassen, die bereit sind, dieses Prozedere wenigstens unter hygienischen Bedingungen durchzuführen.
    Auf lange Sicht gehört die Beschneidung meiner Meinung nach abgeschafft!
    Einen Bund mit Gott kann man auch anders schließen
    ... wenn man es denn möchte ....
    oder als Erwachsener selbst entscheiden,
    wie man dieses Bündnis zu besiegeln gedenkt ...
    Schade, dass du deine Meinung dazu nicht äußern willst!!
    LG Maria
  • K.-H.Schulz 1. Juli 2012, 20:34

    Eine sehr interessante Aufnahme und eine recht gelungene demo
    LG:karl-heinz
  • Andreas_Napravnik 1. Juli 2012, 20:12

    Gelungene Dokumentation.
    LG Andreas
  • Sibille L. 1. Juli 2012, 19:23

    Ich finde es babarisch, kleinen Jungs das anzutun. Religion hin oder her, jeder Mensch hat das Recht, über seinen Körper selbst zu bestimmen. Dieses Recht wird den Kleinen hier genommen. Dafür habe ich kein Verständnis.
    LG Sibille
  • Ilse Bartels 1. Juli 2012, 18:05

    Hallo Dietmar,
    mich schmerzt der Anblick. Mehr möchte ich nicht dazu schreiben.

    LG.ILse
  • Rüdiger Kautz 1. Juli 2012, 17:16

    Sollen Menschen, die so etwas als notwendig ansehen, es auch pflegen, egal mit welchem Hintergrund.
    Aber man sollte die Kinder erst zu Erwachsenen werden lassen, damit sie darüber selbst entscheiden können.
    Danke für das Zeigen, Fotografie heißt auch, unliebsame Themen berühren.
    Gruß Rüdiger
  • Werner R. Albert 1. Juli 2012, 17:03

    Im Vergleich zur weiblichen Beschneidung,
    bei der der Frau größtenteils die Lust genommen wird
    ist das ja noch "harmlos".
    Ich finde, das sollte jeder selbst entscheiden können,
    wenn er dafür reif ist.
    herzliche Grüße
    Werner
  • AnnyMae 1. Juli 2012, 15:26

    ... für mich ist das Körperverletzung - warum könne die Jungs das nicht selber entscheiden wenn sie 18 Jahre alt sind - ich bin mir sicher das es dann kein Thema ist ...

    ... einen schönen Sonntag, Andrea
  • EL-SA 1. Juli 2012, 15:24

    Generell sind viele religiöse Gebote (nennen wir es mal so) wie: Kein Schweinefleisch essen, Hände und Füße waschen vor dem Pflicht-Gottesdienst, und eben auch die Beschneidung aus einer gewissen Notwendigkeit entstanden, die man der Einfachheit halber im Glauben verankerte, was die Einhaltung bzw. Durchführung garantierte. Was in den betroffenen Ländern durchaus Sinn macht/e, war doch die Bevölkerung zur Zeit der Gesetzgebung überwiegend des Lesens unkundig! Trichinen im Schweinefleisch bzw. Wassermangel sind /waren nun mal ein großes Problem, letzteres betrifft die Hygiene, und zur Beschneidung gibt es in Wiki Artikel darüber, für den Interessierten.
    Zum Stichwort Hygiene, wird diese auch im an Wasser und Wissen reichen Westen vermehrt wieder außer Acht gelassen, Hände waschen nach der Toilette ist scheinbar wieder unmodern geworden...

    Ich bin froh zu diesem Fall nicht 'gewichten' zu müssen, der Urteilsspruch wird jedenfalls für ausreichend Konflikt sorgen, speziell zum Thema Glaubensfreiheit, aber auch zum Begriff "zeitgemäß" (@Detlef Rüping), was alle Glaubensarten betrifft!

    Ein vorzügliches Diskussions-Pic!
    vg elsa

    Absatz: Hygienische und gesundheitlich-präventive Motive:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Zirkumzision
  • ruepix 1. Juli 2012, 14:49

    Wenn ich Dein Foto richtig "lese", scheint eine weitere Stellungnahme deinerseits kaum nötig zu sein, denn mit der Auswahl gerade dieses Fotos bleibt auch Deine Meinung nicht im Verborgenen. Sonst hättest Du ja einen der gefeierten "Prinzen" zeigen können. Traditionen mit 2000-jähriger Vergangenheit stehen bei mir unter dem Generalverdacht, nicht mehr zeitgemäß zu sein.
    LG Detlef