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Uwe-Günther


kostenloses Benutzerkonto, Dresden

Nie wieder

Nie wieder einen 13. Februar 1945

Betreuerungskarte, Scan aus privater Sammlung –
„Deine Auffangstelle 53. Volksschule Pfotenhauer Str. 77 (Sportecke Fiedlerstr.)“ heute noch zu lesen am Thomas-Müntzer-Platz –
„LSR“ für Luftschutzraum heute noch immer zu lesen an einigen Häusern in Dresden, z.B. Kesselsdorfer Str.169 oder Am See am alten Fernmeldeamt –
Teil eines Grabsteines, entdeckt auf dem Neuen Friedhof Bremer Str. –
Leichenverbrennung auf dem Altmarkt, Scan aus privater Sammlung

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„ Wir wohnten in der Rampischen Straße 15 gleich an der Frauenkirche, ... ein massives Barockhaus mit vielen Verzierungen, mit herrlichem Stuck in den Zimmern ... mit festen und tief liegenden Kellergewölben. An der Frontseite der Zigarrenladen, in der Rampischen der Milchladen“

„Es war furchtbar all die brennenden Menschen ... man wusste nicht ob man über Steine oder verbrannte Menschen steigt“

„Es war Faschingsdienstag ... der 13. Februar ... ich habe meine Kinder immer angeschäuselt und wenn es ein altes Betttuch für den Bäcker war oder mit Blutflecken wie es damals war - für den Fleischer.“
„Die Bombe kam ganz langsam die Treppe runter gepurzelt – ich habe immer instinktiv das Richtige gemacht – ich nahm meine Kinder C. 4, R. 3 Jahre alt und den Kleinen ... gerade 4 ½ Monate und stieg schleunigst in den Keller. ... ... Die wuchtige Explosion krachte schon als wir noch durch die Kellerdurchbrüche krochen ... bis zur Nr. 19 ... immer den Kleinen im Arm und vor der Brust. ... das war zum zweiten Angriff“
(Der zweite Angriff begann um 1.23 Uhr und endete gegen 1.55 Uhr.)

„Zum ersten Angriff fielen die ersten Bomben um 22.13 Uhr.
Erst nach 25 Minuten war das Pfeifen der Geschosse, das Beben des Boden und das durch alles durchgehende Krachen vorbei, ... wir hatten es da unten gut überstanden.“

„ ... ... Irgendwann bohrten sich Helfer durch das verschlossene Kellerfenster und versuchten uns nach draußen zu ziehen. ... Ich reichte mein eingepacktes Kleines nach oben, als ich vom Helfer -Die Lebenden zuerst- vernahm ... er legte das Paket beiseite und ich verspürte in mir einen alles zerreißenden Schmerz .... .... ..... Endlich draußen angekommen strampelte der Kleine als wäre nichts Besonderes geschehen und die Helfer freuten sich mit mir. ... Der Rauch war fürchterlich ... Irgendjemanden sah ich einen Schlauch zusammen rollen – dann liefen wir ins Albertinum und ich konnte fast nichts mehr sehen. Hier im Keller wurde Allen ein Teller mit Wasser gereicht. Es war nur ein Teller für alle und es waren viele zusammen gekommen. Es reichte nur um die Zunge anzufeuchten ... wann ich das erste Mal wieder gegessen habe weiß ich nicht mehr. So richtig war es wohl erst in Meißen. Dort sind wir 3 Tage später hin - von der Auffangstelle aus ... wo die war weiß ich nicht mehr ...
schon 14 Tage später zog es mich das erste Mal wieder zurück nach Dresden.“

Herzlichen Dank an Frau Kühne aus Dresden, die mir diese Erinnerungen im Jahre 2001 erzählte und eine Weiterverwendung erlaubte

Kommentare 21

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  • Gisela Schwede 15. Februar 2010, 19:34

    das ist eine aufrüttelnde Dokumentation, sehr gut gemacht,
    LG Gisela
  • Der Frosch 15. Februar 2010, 1:13

    *
  • Phönix 14. Februar 2010, 12:46

    besser kann man diese Thematik wohl nicht umsetzen … die Zerstörung der Stadt, das viele Leid was über die Menschen kam, die unzählig vergossenen Tränen und die Tragik die viele noch nach Jahren immer wieder erlebten und erleben, es gibt Dinge die man kann nicht vergessen … und man wird sie nicht vergessen … danke, für dieses Zeitzeugnis,
    lg, M.
  • Ernst Seifert 14. Februar 2010, 12:32

    Das ist eine, mich tief berührende Erinnerung an die Ereignisse im Februar 1945. Die perfekte Montage und Dein Text, die Erzählungen von Frau Kühne, sind eine beeindrucke Art, auf die Geschehnisse aufmerksam zu machen.
    VG Ernst
  • ursch 12. Februar 2010, 20:02

    nie wieder
    lg uschi
  • wundertüte 12. Februar 2010, 19:21

    Vor den Frauen, die diese Zeit so erlebt haben und danach noch die Kinder oft ohne Vater und ohne Hab und Gut groß gezogen haben, ziehe ich heute noch den Hut. LG anett
  • Ilse Bartels 12. Februar 2010, 18:08

    Schön, dass Du Uwe-Günther an diese grausame Zeit erinnerst. Es ist Deine Stadt, die nun wieder lebt. Aber vergessen darf man niemals,damit sich nichts wiederholt.
    Die Atbeit ist super gelungen.

    LG.ILse
  • Toni van Weiden 12. Februar 2010, 18:03

    Ein Werk ,in absoluter Klasse und ein dickes XXXL !!! G. Toni
  • matthias vom blauen wunder 12. Februar 2010, 16:35

    muß mich da etwas korrigieren. das "verhindern" war wohl zu sehr die wut aus dem bauch. was mir fehlt , ist ein eindeutiges, zweifelsfreies handeln dieser stadtpolitiker nach dem vorbild von leipzig und jena. diese nazis am neustädter bahnhof loslaufen zu lassen ist ein skandal.
    http://www.neustadt-ticker.de/nachrichten/gedenktafel-am-bahnhof-neustadt/
    gruß matthias.
  • Margareta St. 12. Februar 2010, 16:27

    Ja, Horst Weingärtner hat wohl Recht.
    Auch heute begehen Menschen schlimme
    Grausamkeiten. Dein Bild ist ein Dokument
    wider das Vergessen. Würzburg musste das
    gleiche Schicksal wie Dresden erleiden.
    Jahrzehnte noch konnte man viele Ruinen sehen.
    Grüße Margarete
  • Horst-W. 12. Februar 2010, 15:45

    Matthias, verstehen, begreifen tu ichs schon ... nur das Gefühl weigert sich manchmal mitzuspielen ...
    Wenn wir wieder zulassen würden auf Andersdenkende - und sei es noch so abstrus - pauschal mit Verboten oder gar Gewalt zu reagieren, wäre das der Anfang vom Ende ... wären wir kein bisschen besser als die ...
    LG Horst
  • matthias vom blauen wunder 12. Februar 2010, 15:16

    ja sicher, aufstehen, immer wieder.
    doch auch wenn ich die antwort auf dieses"warum?" kenne,
    bleibt es für mich unbegreiflich.
    gruß matthias.
  • Horst-W. 12. Februar 2010, 14:20

    @Matthias: Weil wir ein Rechtsstaat sind - "Recht", nicht "Rechts" - und der beste Beweis ist, dass selbst "die" von diesem Recht vor Willkür geschützt werden .... leider, ist man manchmal versucht zu sagen ...
    Aber wir selbst, jeder einzelne, können durch unser Verhalten sehr viel dagegen tun. Das erlebe ich gerade in unserer Region sehr stark, wo seit einigen Jahren Rechte einige Gemeinden regelrecht zu überrollen versuchen durch ungezählte Aktionen und Aufmärsche ... und die Leute stehen auf dagegen, immer wieder, immer wieder ...
    LG Horst
  • matthias vom blauen wunder 12. Februar 2010, 14:01

    es ist nur einer von vielen tatsachenberichten aus dieser grauenvollen nacht. dennoch lassen mir solche aufzeichnungen immer wieder einen eiskalten schauer über den rücken laufen.das blut stockt förmlich in den adern.
    deine collage ist behutsam und doch sehr eindringlich gestaltet.
    warum ist diese stadt - dieses land nicht in der lage die jährlichen neonaziaufmärsche zu verhindern?
    warum?
  • Horst-W. 12. Februar 2010, 12:09

    Furchtbar das ... und in den anderen Städten, egal wo, war es nicht anders ... Unsere Familie stammt aus Würzburg ... der große Angriff hat alles zerstört ... ich selbst wohnte als Kind in einer Kleinstadt, in dem Viertel stand noch Anfang der 50er Jahre nur das Haus in dem wir wohnten und zwei Häuser rechts davon, ansonsten alles kaputt ... ich wuchs in einer Ruinenlandschaft auf ...
    LG Horst

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