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Kein Granattrichter, sondern eine Geschützstellung

Kein Granattrichter, sondern eine Geschützstellung

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Kein Granattrichter, sondern eine Geschützstellung

[Oderhänge von Mallnow, Lebus, eines der Schlachtfelder im April 1945 • 30. April 2023]

Ende April, Anfang Mai ist die Blütezeit der seltenen Adonisröschen, die hier an den Hängen wachsen.
Viele Wanderer und Naturfreunde sind heute wieder auf ihre Kosten gekommen.
Rechts neben dem Birnbaum zeigen sich ein paar gelbe Adonisröschen-Stauden.

Das Oderbruch zwischen Wriezen und Lebus, die "Seelower Höhen", war 1945 Kriegsschauplatz.
Vom 16. bis 19. April fand hier eine der blutigsten Schlachten beim Kampf um Berlin statt.
Eine Million sowjetische und polnische Soldaten kämpften 190 000 Wehrmacht- und SS-Soldaten nieder.
In diesen nur vier Tagen wurden ca. 73 000 Befreier und 80 000 Deutsche getötet oder verwundet.

Bei Mallnow durchbrach am 19. April das 25. Schützenkorps von Generalmajor Trufanow die Front.
(Trufanow war später Militärbefehlshaber in meiner Geburtsstadt Leipzig und danach in Dresden.)
Am Wegesrand entdeckt man daher noch den einen oder anderen Granattrichter.
Dieses Loch identifizierte Frank ZimmermannBB in seinem "Heimatrevier" als Geschützstellung. Danke!


Außerhalb des Naturschutzgebietes sind noch zahlreichere Spuren auffindbar, z.B. Schützengräben.
Die 78 Jahre alten Wunden sind vernarbt, aber 1200 km östlich werden neue Wunden aufgerissen.

Kommt alle gut und friedlich in den Wonnemonat Mai!

Kommentare 13

  • Frank ZimmermannBB 2. Mai 2023, 9:15

    Verfallene Geschützstellung!
    • smokeonthewater 2. Mai 2023, 10:51

      Kann auch sein. Dann sind die kleineren Löcher nebendran auch Stellungen oder doch Einschläge, die die Geschützstellung verfehlt haben?
    • smokeonthewater 2. Mai 2023, 10:54

      Im Leutzscher Holz in Leipzig sieht man entlang der Bahnstrecke nach Frankfurt/Main noch heute die Trichter, allerdings von Bombeneinschlägen. Sieht genau so aus.
    • Frank ZimmermannBB 2. Mai 2023, 15:27

      Soweit mir bekannt, war das dort ein reiner Bodenkrieg Mann gegen Mann und wo es das Relief zuließ auch mit Panzern, und auch aus der Luft, aber nicht mit Bomben. War im Gelände uneffektiv. Aber die gesamte Hangkante der Oder von Frankfurt bis hoch nach Gabow war kurz zuvor mit tausenden Geschützstellungen (Flak und andere) übersät, die mit Schützengräben miteinander verbunden waren, sieht man auch noch überall. Dort wurden v.a. Jugendliche an die Flaks gesetzt und "verheizt", die hatten nicht mal mehr alle eine "Hundemarke", wie man zu der Blechplakette in Armeekreisen sagte, weswegen sehr viele Unbekannte in Massengräbern begraben werden mussten. Die Ränder der Stellungen und Gräben haben sich dann über die Jahrzehnte verflacht. Die Hänge waren vor dem Krieg komplett baumfrei, danach keimten die Bäume (v.a. Eichen und Eschen) im feuchteren Mikroklima der Gräben und von dort breiteten sich dann Wälder und Gebüsche aus, wenn sie nicht beweidet wurden.
      Die vielen Bombentrichter in der Umgebung von Städten, so auch Berlin und Leipzig etc. zeugen von Notabwürfen, wenn die Bomber unter Flakbeschuss gerieten, nicht von Angriffsabwürfen. Die hat man auf die Innenstädte geschmissen.
  • anne47 2. Mai 2023, 0:09

    Ich hoffe, dass dort nicht noch Munition im Boden liegt. Ähnliche Stellen finden sich auch noch im Hürtgenwald.
    Wenn man diese Zahlen liest, dann kann man es sich kaum vorstellen, was dort in diesen Tagen alles geschehen ist, die Menschheit hat offensichtlich nicht viel daraus gelernt.
    Heut sieht dieser Ort allerdings sehr friedlich aus
    LG Anne
    • smokeonthewater 2. Mai 2023, 0:46

      Sicher ist da noch viel Metall im Boden, auch explosives. Und Knochen würde man auch noch finden, da die Vermisstenzahl sehr hoch war.
      Die Stalinorgeln oder Katjuschas, die sowjetischen Raketenwerfer, haben die Deutschen schwer dezimiert. Aber Stalin ließ seine Soldaten in Massen gegen den Feind anrennen, so wie es die Russen in der Ukraine immer noch tun. Deshalb sind auch deren Verluste so hoch. Nur dank der fünffachen Unterlegenheit mussten sich die Deutschen in Richtung Berlin zurückziehen, wo sie endgültig aufgerieben wurden.
      Politiker geben immer gern "der Menschheit" die Schuld. Dabei sind es immer einzelne Politiker, die nichts aus der Geschichte gelernt haben.
      LG Dieter
  • homwico 1. Mai 2023, 19:00

    Ist gut, dass die Natur diese „Wunden“ gnädig bedeckt. Vergessen dürfen wir dieses Leid, dass alle Seiten getroffen hat nie. Dafür lohnt es sich, sich einzusetzen.
    LG homwico
  • Zwecke 1. Mai 2023, 10:05

    Da kann ich mich getrost dem Ralf und Rico nur anschließen.
    Für mich ist es ein interessantes Foto, da ich viele Jahre in Seelow gewohnt und gearbeitet habe. Ich kenne den Oderbruch wie meine Westentasche und es gibt viele solche Löcher.
    Erst kürzlich war ich einmal wieder vor Ort und habe den Brückenbau über die Oder bei Kietz in Augenschein genommen.
    Der Bauleiter ist ein guter alter Bekannter von mir und hat uns zur Besichtigung eingeladen.
    Ich wünsche dir einen schönen ersten Mai,.
    Wir waren gestern im Schloss Mespelbrunn und haben das Wetter ausgenutzt, heute bleiben wir zu Hause.
    LG Horst
  • ralf mann 1. Mai 2023, 8:18

    Unerlässlich und wichtig, an diesem Maifeiertag auch wieder an das einstige und aktuelle Grauen zu erinnern. Alle mit der Ukraine verbundenen Menschen hoffen und wünschen, dass die bevorstehende Offensive des ukrainischen Militärs erfolgreich und mit hohen Verlusten der russischen Aggressoren vonstatten geht. Gruß Ralf
    • smokeonthewater 1. Mai 2023, 19:29

      Da der Westen mit seinen massiven Waffenlieferungen reichlich spät kam, konnten die Russen in aller Ruhe ihre Frontlinie befestigen. Ich habe keine großen Erwartungen an die Offensive, sollte den Ukrainern nichts Überraschendes einfallen. Statt in Nägel mit Köpfen zu investieren, wird immer nur Material und Geld für die nächste halbherzige Abnutzungsrunde rausgeschmissen.
  • RicoB 1. Mai 2023, 6:42

    Man muss den Frieden lieben. Und doch geht mir gerade durch den Kopf, dass ich ohne diese Trichter heute vielleicht in einer Nazi-Diktatur leben würde.
    LG  Rico