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In Memoriam Südbahnhof

In Memoriam Südbahnhof

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C. Kainz


Premium (Pro), Wien

In Memoriam Südbahnhof

Gestern, vor 5 Jahren verliess der letzte Zug den Wiener Südbahnhof. Danach wurde er mitsamt aller Anlagen abgerissen,

und durch den neuen Hauptbahnhof ersetzt. In den letzten Tagen und Wochen herrschte damals ein sehr unangenehmes,

kaltes Winterwetter, mit einem eisigen, schneidenden Wind, der sehr viel Überwindung gekostet hat, die nicht mehr lange bestehende

Kulisse ausführlich zu dokumentieren. Der Einsatz der blutorangen 1142 682 war aber Motivation genug. Ein weiterer unermüdlicher

Fuzzi soll den Faktor "Mensch" im Bahnhofs-Umfeld repräsentieren, dessen emotionale Bedürfnisse in der Konzeption des neuen

Hauptbahnhofes leider keine Berücksichtigung finden. Nach meinem Verständnis sollte ein Bahnhof nämlich eine grosszügig angelegte

Begegnungs-Stätte sein. Ein Ort an dem man nicht nur gerne ankommt und abfährt, sondern auch gerne verweilt, um das bunte Kommen und

Gehen und Treiben zu beobachten. Bekommen haben wir einen Bahnhof, der einen Haupteingang mit einem leeren, grau gepflasterten Platz,

ohne jede öffentliche Verweilmöglichkeiten hat. Auch im Inneren gibt es zwar hundert Geschäfte, aber nur wenige Verweilmöglichkeiten

in unübersichtlichen Nischen. Es ist schade, dass der neue Hauptbahnhof nur viele aneinandergereihte Konsum-Möglichkeiten bietet,

aber in seiner nüchternen Funktionalität und Architektur keine emotionale Anziehungskraft, als Ort an dem man sich wohl fühlt, schafft ...


Um sich selbst ein Bild zu machen: Ein anschaulicher 360 Grad Panorama - Rundgang durch den Wiener Hauptbahnhof:

http://www.kaemena360.com/360/Wien-Hbf-Panorama-Tour/


Hauptbahnhof Sunset
Hauptbahnhof Sunset
C. Kainz

Kommentare 7

  • 94 2105 16. Dezember 2014, 21:27

    Der Bahnsteig wirkt verlassen, von dem Eisenbahnfuzzi im Vordergrund abgesehen. Mit dem Text zusammen, kommt sehr viel Wehmut auf, fand ich es doch immer spannend das es in Wien nie einen Zentral- bzw. Hauptbahnhof gab sondern wie aus Länderbahnzeiten üblich, mehrere Fernbahnhöfe. Den neuen Wiener Hauptbahnhof kenne ich zwar nicht, aber deine Schilderungen sind sehr ernüchternd. Das ist typisch für die heutige Architektur. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wenn es in Leipzig heute noch alle 6 Fernbahnhöfe gäbe und 4 davon zu einem Zentralbahnhof vereinigt würden...
    Zum Glück haben wir 1915 unseren Hbf bekommen. Die Blutorangene 1142 ist hier natürlich das Highlight.

    VG Felix
  • Roni Kappel 15. Dezember 2014, 20:57

    Hallo!

    Also bitte, dafür kannst du dich jetzt in Desigual-Wäsche bei Starbucks aufwärmen... ;-)

    lg,
    Roni
  • S. Kainberger 15. Dezember 2014, 16:48

    Nicht nur dass einem Wehhmut überkommt, dass man solch ein Bahnhofsflair nicht mehr genießen kann, auch fast wütend wird man bei diesem Anblick, dass man selbst die damals noch so gewöhnlichen Züge bald kaum mehr hat. Jedenfalls eine gespenstische, wunderschöne Impression von dir, an die man immer denken sollte, wenn man den Hbf betritt...

    LG Stephan
  • makna 15. Dezember 2014, 8:37

    Kathedralen des Reisens - sie werden weniger ...
    Wobei: "Heimelig" war Wien Süd auch nicht ... ;-)
    Aber der neue "Hbf" ist eben scheußlich !
    Nur Grafik-Spielereien gehen dort mit
    den vielen Ecken und Kanten ganz gut ...
    ... aber "Wohlfühlen" beim Reisen? Fehlanzeige !
    BG Manfred
  • Michael Bleckmann 13. Dezember 2014, 19:01

    Guter Text und tolle Aufnahme! Die Warnwestenfuzzies sind doch überall...

    Gruss Michael
  • Bernd Freimann 13. Dezember 2014, 18:45

    Es hat sich leider überall so entwickelt, dass die Bahn im eigenen Haus nur noch ein Produkt unter Vielen ist.
    Irgendwo zwischen McDonalds, Saturn, H&M, verschiedenen Bäckerei- oder Drogerieketten taucht auch mal ein DB oder hier ein ÖBB auf.

    Den eigentlichen "Reisebedarf" muss man manchmal schon suchen.

    Schön aber auch mal einen anderen Fotografen bei "der Arbeit" abzubilden.

    Gruß aus Berlin
    Bernd Freimann
  • Thomas Reitzel 13. Dezember 2014, 14:48


    Du sagst es - seit wann ist denn noch der Mensch und seine Bedürfnisse gefragt?

    Es geht um "Abfertigung" - und ich wundere mich immer mehr, wie selbstverständlich, besonders im Flugverkehr, aber auch bei anderen Verkehrsträgern, dieser während unserer Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn verpönte Begriff benutzt wird und natürlich auch den Tatsachen entspricht. Denn mehr als "abgefertigt" wird man als Nutzer von Verkehrsmitteln heute nicht mehr.

    Ein Kunde wird nicht bedient, nein, er wird abgefertigt.
    Fertig!

    Nebenbei: Ein schönes Bild, das die Atmosphäre der alten Bahnhöfe noch rudimentär wiedergibt und auch mit der 42er an bessere Zeiten erinnert. Wobei Ihr bei der ÖBB noch ganz gut "bedient" seid!

    LG, Tom