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Im Gebirge, Nepal

Im Gebirge, Nepal

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Heidi Schneider


Premium (Pro), Goldau

Im Gebirge, Nepal

Nach 5 Wochen wandern bis auf 5400 Meter durch ständig wechselnde Landschaften, zu unterschiedlichen Volksstämmen, Spielen mit Kindern und ausharren im Zelt bei Minustemperaturen und gefrorenem Wasserbeutel der Blick zurück.

Stehst du am Fuss eines gewaltigen Bergmassivs, so weißt du noch lange nichts von dessen Vielfältigkeiten, ahnst nicht, welche Höhen hinter seinem Gipfel oder hinter dem, was dir als Gipfel erscheint, auftragen, ahnst weder die tückischen Abgründe noch die bequemen Ruheplätze, die zwischen den Felsen sich verbergen. Allmählich erst, während du emporsteigst und weiterschweifst, enthüllen sich nur die Geheimnisse der Berglandschaft, vermutete und überraschende, wesentliche und bedeutungslose, auch diese alle nur je nach der Richtung, die du nahmst; und niemals werden alle dir offenbar.

Einer menschlichen Seele gegenüber ergeht es dir nicht anders. Was dir, so nah du seist, im ersten flüchtigen Anblick vor Augen steht, ist noch nicht die Wahrheit, gewiss nicht die ganze. Auf dem Wege erst, wenn du scharfe Augen hast und nicht Nebel dir den Blick trüben, erschliesst sich dir allmählich und immer nur teilweise das innerste Wesen jener Seele. Und auch darin ist es das Gleiche, dass dir, während du dich allmählich aus dem durchforschten Gebiete entfernst, all die Vielfältigkeit, die du auf deiner Wanderung erlebtest, wie ein Traum verblasst, und dass du, wenn du vor endgültigem Abschiednehmen noch einmal zurpückschaust, wieder nichts anderes erblickst als jenes Massiv, das dir trügerischerweise so einfach erschien, und jenen Gipfel, der es gar nicht war.

Nur Richtung ist Realität, das Ziel ist immer eine Fiktion, auch das erreichte - ; und dieses oft ganz besonders.

Arthur Schnitzler

Kommentare 3

  • Herbert Rulf 1. Mai 2005, 16:54

    Der etwas vom Sturm zerzauste Baum passt hervorragend zu der grandiosen Kulisse mit Wolken und Gipfel. Die Blautonung gibt dem Bild etwas Kaltes, passend zu der Region und der Höhe.
    Gruss, Herbert
  • Helmut Schadt 29. April 2005, 17:11

    Eine gelungene Kombination von Bild und Text.
    Ich kam diesmal nur bis Nagarkot an diese Riesen ran:-)
    LG, Helmut
  • Arnd U. B. 28. April 2005, 20:42

    Dein Bild zeigt eine bizarre Welt und der Schnitzlertext
    passt haargenau dazu.
    LG
    Arnd

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