Maschinensetzer


Premium (Pro), Niederkassel

Eisenbahn und Natur

Am letzten Wochenende war Weinlese und nun verbringe ich täglich etwas Zeit im Gewölbekeller meines Bauernhauses von 1898, um den Gärverlauf des inzwischen schon Federweißen (Mostes) zu überwachen.
Der Einsatz der Feldbahn war nicht erforderlich, da ein rassiges Mädel ;-) mitgeholfen hat!
So hatte die Deutz-Diesel-Gruben-Lokomotive mit ihrem herrlich klingenden liegenden Einzylindermotor ein ruhiges Wochenende.
Die Bauart MAH 914 ist eine Konstruktion aus dem ersten Weltkrieg und wurde wegen der schlagwettergeschützten Auspuffanlage auch in Munitionsdepots eingesetzt! Der äußerst robuste Motor mit Verdampferkühlung kann mit Allem betrieben werden, was fließ- und zündbar ist, also vom Petroleum über Salatöl und altem Frittenfett bis zum schwärzesten alten Motoröl vom letzten Ölwechsel. Er wurde (oder wird noch immer?) als Lizenzbau mindestens bis zur letzten Jahrtausendwende z.B. in Ägypten hergestellt, u.a. zum Antrieb von Pumpen zur Bewässerung.
Diese Lokomotive wurde 1951 von der Ziegelei Kappertz in Broichweiden bei Aachen direkt bei Deutz gekauft. Die Ziegelei arbeitete zwar nicht im Untertagebetrieb, doch die Leistungsdaten der kleinen Grubenlokomotive stimmten, und auf andere "Eigenarten" des Typs konnte man in den schwierigen Nachkriegsjahren mangels Alternativen nicht schauen.
Einen solch robusten Vielstoffmotor mit Verdampferkühlung müsste man zwingend zum Antrieb eines Generators für die Stromerzeugung und das Kühlwasser für die Brauchwassererwärmung nehmen, und schon wäre die Strom-, Gas- und Ölpreissteigerung kein Thema mehr! Gegen eine solche dezentrale Energieversorgung haben allerdings einige wenige große Energieversorger und deren Lobbyisten an den Hebeln der Politik bisher viel Energie aufgewendet!

"Fährst Du einen Deutz-Motor? – Der fährt dich bis vor's Himmelstor!"

Kommentare 3

  • Klaus Kieslich 18. Oktober 2012, 9:19

    Das is ja echt ein Allesfutterer......klasse Beschreibung der Schmuckstückes
    Gruß Klaus
  • makna 18. Oktober 2012, 8:08

    Diese Deutz-Grubenlok kann also nicht nur in Munitionsdepots, sondern auch nahe der alkoholischen Gärung eingesetzt werden ... und wenn der Most zu Sauerampfer-Alk verkommt, könnte der Deutz-Motor wohl auch damit betrieben werden ;-)

    Richtig ist auch, dass die "Big 4" der Stromerzeugung hier zu Lande nahezu alles verhindern, was mit ökologisch wie ökonomisch für die Volkswirtschaft wesentlich sinnvollerer dezentraler Energieversorgung - seien es Blockheizkraftwerke, Biomassekraftwerke etc. - ihre Marktposition gefährden könnte. Gut, dass es noch dezentrale Energieversorger gibt, die neue Wege beschreiten: http://www.swl.de/site/swl/de/geschaeftskunden/regenerativ/biomasse/biomassekraftwerk/main.htm
    Das nur beispielhaft (ist ja auch noch nicht der Stein des Weisen; und es gibt ja auch andere Kommunal-Betriebe und/oder -Gremien, die vor lauter Dumpfbackigkeit auch Bestgemeintes in den Sand setzen, z.B. im Kreis Düren) - aber mit ein bisserl Experimentierlust und technisch kompetentem sowie zugleich verantwortungsvollem Entwickler-Geist könnte man vieles besser machen und unser Land voranbringen: http://www.ludwig-boelkow-stiftung.org/projekt/projekt1.html
    Der "Technosoph" Ludwig Bölkow, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre, hatte hierzu manche Anstöße gegeben, die in seiner Stiftung weiter verfolgt werden.
    Aber zurück zu Deinem netten Bild:
    Danke für die ausführliche Story zu dieser bemerkenswerten Jahrgangs-Vetterin von mir.
    BG Manfred
  • Thomas Reitzel 17. Oktober 2012, 23:57


    Herrlicher Komplementärkontrast.

    ...und mit Deinem Text - völlig d´accord!

    VG, Tom