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Die unbekannten KZ - Außenlagen im Westen

Die unbekannten KZ - Außenlagen im Westen

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Stefan Leukel


kostenloses Benutzerkonto, Nordrhein Westfalen

Die unbekannten KZ - Außenlagen im Westen

Die unbekannten KZ Außenlager im Westen - mitten in westdeutschen Städten errichteten die Nazis Außenlager ihrer Konzentrationslager

Die großen Konzentrationslager(Vernichtungslager) errichteten die Nazis hauptsächlich in dünn besiedelten Gebieten in Ostdeutschland, Polen und in den anderen besetzten Gebieten. Doch wer weiß, dass die Außenlager dieser KZ in welchen die Häftlinge systematisch mit im wahrsten Sinne des Wortes „erschöpfender „ Arbeit gequält wurden, auch inmitten westdeutscher Großstädte zu finden waren? Viele dieser Lager, sind bis heute leider kaum bekannt.

Der Grund für diese Lager war, dass die Zahl der Häftlinge in den Hauptlagern wie z.B. dem KZ Buchenwald zu dieser Zeit derart zunahm, dass wegen Überbelegung kaum noch Häftlinge aufgenommen werden konnten. Ein weiterer Grund war, dass viele Facharbeiter aus der deutschen Wirtschaft abgezogen wurden, da diese Kriegsdienste versehen mussten Es fehlten letztendlich Arbeitskräfte die man nun aus den Reihen der Häftlinge ersetzte.

Nach dem Kriegsende leugneten die Städte in NRW die Existenz von KZ-Außenlagern innerhalb ihrer Stadtgrenzen. Als im Zweiten Weltkrieg vor 75 Jahren die Front im Westen immer näher kam, keimte bei vielen KZ-Häftlingen im heutigen NRW die Hoffnung auf, die Hölle dieser Außenlager doch noch zu überleben. Vielfach hörten sie schon die Artillerie der Alliierten. Doch dann schickte die SS die durch schwerste Arbeit und gezielte Mangelernährung ausgemergelten Menschen auf die berüchtigten Todesmärsche. Was lange vergessen war: Die 137 Außenlager des KZ Buchenwald reichten hunderte Kilometer westlich bis über den Rhein. Die westlichsten Lager waren in Köln, Düsseldorf und Duisburg angesiedelt.

Die großen KZ der Nazis wie Auschwitz, Majdanek, Buchenwald, Bergen-Belsen, Dachau sind im Gedächtnis der Menschen gespeichert. Aber wer kennt heute noch das KZ Berta I und II in Düsseldorf, oder das KZ Messelager in Köln? Die SS hatte zum Ende des "Dritten Reichs" ihre Bedenken beiseite geräumt und in den NRW Großstädten an Rhein und Ruhr KZ-Außenlager errichtet. So kam es aber auch, das in Einzelfällen die Bevölkerung unter hohem Risiko, wie bei dem Beispiel des Witten - Annener Zeitzeugen Friedhelm R., welcher im Alter von 6 Jahren auf Geheiß seiner Oma Brotlaibe unter dem Stacheldrahtzaun des „Außenlager Gussstahlwerk“ durchschob, Lebensmittel in die Lager schmuggelte.

Die Stadt Düsseldorf leugnete die 5 KZ Außenlager

Bald konnten die SS Wachmannschaften ihrem Chef dem Reichsführer SS Heinrich Himmler berichten, dass sie die KZ Außenlager auch in NRW Großstädten betreiben konnten, die befürchteten Proteste der Bevölkerung jedoch ausblieben. Nach dem Krieg wollte man davon nichts mehr wissen. Als die alliierten Besatzer in Düsseldorf nachfragten, ob es dort ein KZ gab, lautete die Antwort: Nein! Und diese Antwort war die Wahrheit, denn es gab zusammen insgesamt 5 Außenlager von Buchenwald und Sachsenhausen in Düsseldorf!

1.Das Sachsenhausen KZ-Außenlager Stoffeln, Stoffeler Kapellenweg, Nähe Gaststätte Kolvenbach
2.Das Buchenwald KZ-Außenkommando, Bombenräumkommando Kalkum, Kalkumer Schloßallee/Kalkumer Bahnhof
3.Das Buchenwald KZ-Außenlager Berta I, ehemalig Lager Rheinmetall - Borsig, Schlüterstraße (Grafental)
4.Das Buchenwald KZ-Außenlager Berta II, Rather Straße 31 - im Keller einer Industriehalle
5.Das KZ-Außenlager Deutsche Erd- und Steinwerke, Lager Kirchfeldstraße ehemalig Lager Deutsche Erd- und Steinwerke. Das Lager befand sich in der Elisabeth-Charlotten-Schule Kirchfeldstraße 74-80 (heute Dumont – Lindemann Schule)

Außenlager existierten aber auch in Rheinland-Pfalz: Die Buchenwald Außenlager „Rebstock“ V 2 und „Stephan“ V 1 bei Marienthal zwischen Dernau und Ahrweiler.

Die Häftlinge arbeiteten dort an V 1 und V 2 Raketen. Für die Produktion von Teilen für Hitlers Vergeltungswaffen mussten dort hunderte Häftlinge Zwangsarbeit leisten. Anfänglich waren Häftlinge in Holzbaracken, später aber in Tunneln untergebracht.

Rund 1000 Häftlinge im KZ Außenlager „Messelager“ am Rhein

In Köln waren rund 1000 KZ-Häftlinge auf dem Messegelände in Deutz untergebracht. Sie mussten in den Kölner Straßen nach Bombenangriffen Trümmer räumen, Blindgänger und Leichen bergen. Auch wurden im Mai 1940 1000 Sinti und Roma aus Köln, dem Rheinland und Westfalen über das „KZ Messelager“ und den Bahnhof Deutz in Viehwaggons in die KZ und Gettos des Osten deportiert. Aus dem KZ Sachsenhausen kamen hunderte Häftlinge etwa nach Duisburg und Düsseldorf, um in den SS-Baubrigaden für die Projekte des Reichsminister „Bewaffnung und Munition“ Albert Speer zu schuften.

KZ und KZ Außenlager (AL) in Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Schwerte, Wuppertal, Lippstadt, Bad Godesberg und Büren

In Duisburg Meiderich-Ratingsee entstand das KZ Sachsenhausen - AL Ratingsee, welches aber später Buchenwald unterstellt wurde. In Essen unterhielt das KZ Buchenwald gleich zwei seiner 137 Außenlager: AL "Schwarze Poth" und AL "Humboldtstraße". In Witten Annen das „AL Gussstahlwerk“, in Lippstadt das KZ „Benninghausen“ nur bis 1933, in Gelsenkirchen Horst das „AL Gelsenberg“, in Bochum das AL „Eisenhüttenwerke“ und das KZ-Außenkommando Brüllstraße „ AL Bochumer Verein“ , in Schwerte das AL „RAW Schwerte - Ost“ und in Wuppertal das „KZ Kemna“ in welchem 1000 Häftlinge von 1933 – 1934 in einer alten Putzwollefabrik untergebracht waren, in Bad Godesberg das Rheinhotel Dreesen und Hotel Ifen für Sonderhäftlinge sowie in Büren bei Paderborn das „KZ Wewelsburg“.

Heute, ist von diesen ehemaligen Außenlagern bis auf Gedenktafeln oder wie im Fall des Lagers „Gussstahlwerk“ in Witten Annen einer Gedenktafel und Bodendenkmalen in Form von Fundamenten, Betonzaunpfählen oder eines 1 Mannbunkers so gut wie nichts mehr zu sehen.

Auch gibt es keinerlei zeitgenössische Fotos von diesen Außenlagern, da sie unter strenger Geheimhaltung der SS errichtet/eingerichtet wurden und es ein strenges Fotografierverbot gab. Und in den Nachkriegsjahren wurden die Fabrikhallen, in welchen die KZ Häftlinge oftmals eingepfercht waren, wie z.B. die Fabrikhalle der ehemaligen Lokomotivfabrik Hohenzollern in Düsseldorf mit 1000 Menschen – also das Buchenwald AL Berta I Rheinmetall - Borsig abgerissen und das Gelände eingeebnet. Heute befindet sich dort das Neubaugebiet Grafental und die Hauptverwaltung der METRO AG.

Aus diesem Grund steht das Buchenwald Außenlager Schwerte - Ost, wo zwischen 1944 und 1945 bis zu 710 Häftlinge, welche in 12 Holzbaracken untergebracht waren und in unmittelbarer Nähe im Reichsbahn - Ausbesserungswerk Schwerte – Ost Zwangsarbeit leisteten, stellvertretend und exemplarisch für die unbekannten KZ im Westen.

Denn dort befinden sich neben einer Gedenkstätte auf der mehrere Gedenktafeln an dieses Außenlager erinnern und einer beindruckenden Plastik des Dortmunder Bildhauers Horst Wegener, welcher das Thema Reichsbahn- Ausbesserungswerk und das Thema KZ Außenlager in eindrucksvoller Weise miteinander verbindet, auch noch bedeutende Teile der alten Stahlspitzen - Zaunanlage mit dem alten, originalen Stacheldraht sowie große Teile der Außenmauer des Lagers.

Kommentare 5

  • Tekla-Maria 19. Februar 2022, 23:22

    vieles ist nicht bekannt und vieles wird verdrängt.....LG Sonja
    • Stefan Leukel 19. Februar 2022, 23:55

      Ja,und die Landeszentrale für politsche Bildung NRW hat kein Interesse diese Sache in das Bweußtsein der leute zu heben! 
      Aber dann, den Slogan "Demokratie leben" und wir stehen für Erinnerungskultur propagieren - armseelige Heuchler!!! Gruß Stefan
  • Fotobock 19. Februar 2022, 21:10

    Viele kennen das KZ Dachau, wissen aber nicht von dem Außenlager in München-Allach, einem der größten  Außenlager - von ca. 169 Außenlagern - des KZ-Dachau. Über 10.000ende Gefangen mussten hier bei den großen Firmen arbeiten. Das Bild der Zäune ist sehr gut geworden- startest du nun ein Reihe über die Lager? Gruß Barbara
    • Stefan Leukel 19. Februar 2022, 23:49

      Nein, bei den"großen Lagern" hat Michael Kenna zwischen 1988 und 2000 das Maß der Dinge "manifestiert" das reicht und wäre mir auch zu reiseintensiv. Da stehen doch eher 2 andere Geschichten aus  diesem Kontext an. Gruß Stefan
  • Klaus Rohwer 19. Februar 2022, 18:39

    Vielen Dank für die informative Bildunterschrift! Sowas hat man in der Schule nicht gelernt...
    Viele Grüße: Klaus

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