Maschinensetzer


Premium (Pro), Niederkassel

Wie vor hundert Jahren

...in Farbe mutet uns das Foto dieser italienischen Schnellzuglokomotive an. Für deutsche Augen erinnert sie etwas an die pr. S 6, die allerdings die Achsfolge 2‘B hatte und von 1906 bis 1913 in knapp 600 Exemplaren gebaut wurde, welche bis 1931 in Deutschland ihren Dienst taten.

Ebenfalls im Jahre 1906 bestellten die Italienischen Staatsbahnen bei der Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft (vorm. Louis Schwarzkopff) 24 Exemplare ihrer ersten Heißdampflokomotive. Sie basiert auf der Zweizylinder-Verbund-Nassdampf-Schnellzuglokomotive der Reihe 630 und nur die für die Heißdampf- und Zwillingstriebwerksausführung notwendigen Bauteile weichen von dieser ab. Die Lokomotive hat einen Kesseldruck von 12 Atü und ist mit einem Treibraddurchmesser von 1850 mm für 100 km/h zugelassen. Interessant ist, dass – im Gegensatz zum Schieberkasten – die Innenliegenden Zylinder geneigt waren. Wegen des leichten Oberbaus in Italien, weswegen so viele der italienischen Dampflokomotiven relativ zierlich ausgeführt wurden, war der Achsdruck auf 15 Tonnen beschränkt.

Die Lokomotiven der Reihe 640 erfüllten alle Erwartungen und Schwarzkopff erhielt eine Nachbestellung über weitere 24 Lokomotiven. Insgesamt wurden ca. 170 Maschinen, später bei Breda und anderen Firmen, gebaut. Von den Verbund-Lokomotiven der Reihe 630 wurden zwischen 1927 und 1932 viele in die Zwillingsausführung mit Caprotti-Ventilsteuerung umgebaut und als Reihe 640 weitergeführt.

Am 7. April 1974 hatte 640.041 – sie muss dann eine Schwarzkopfflieferung sein – ihren Personenzug von Novara nach Domodossola gebracht und das Lokpersonal hatte in Eigenregie für die Ergänzung der Vorräte und die Wartung der Lokomotive zu sorgen. Unter misstrauischen Blicken – die Lockerung des Fotografierverbotes von Eisenbahnen hatte sich besonders in Norditalien noch nicht herumgesprochen – habe ich einen Rundgang um die Lokomotive gemacht.

Ich beschreibe die Lokomotivdaten bewusst in der Gegenwartsform, da die Trenitalia – ich glaube z.Zt. mind. zwei Lokomotiven der Gruppo 640, betreut von Eisenbahnfreunden – betriebsfähig unterhält! Sowieso ist dieses italienische System, Lokomotiven im Besitz und Verantwortung für Untersuchungen durch die Trenitalia, betreut von verschiedenen Eisenbahnfreundegruppen über‘s ganze Land, ein interessantes Modell. Vielleicht kann der Ein oder Andere näheres erläutern?

Die Dias fristeten bisher ein unbeachtetes Schattendasein in der Kiste, da sie auf einem total violettstichigen Revuechrom-Diafilm aufgenommen waren. Die Gradationskurven der einzelnen RGB-Farben im Scanprogramm sehen zwar abenteuerlich aus, doch das Ergebnis kann sich – so meine ich – sehen lassen. Also: bei farbstichigen Dias bitte nicht den Mut verlieren!

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Kommentare 7

  • Peter Semmelroch 1. Mai 2013, 2:16

    eine herrliche Maschine!
    LG Peter
  • Thomas Reitzel 7. Dezember 2011, 15:08

    Komisch, an eine S6 haben mich diese kleinen, gedrungenen Schnellzugloks nie erinnert, abgesehen vielleicht von der Form der Rauchkammertür.

    Du hast zu den wenigen Eisenbahnfreunden gehört, die sich damals dieses Netz in der Poebene mit seinem Dampfbetrieb vorgenommen haben, und ich denke, es hat sich gelohnt!

    In jenen Jahren war ich Abonnent des Lok-Magazins, dessen Herausgeber von K.E. Maedel auf Wolfgang Messerschmidt übergegangen war und der seine Leser in jeder Ausgabe mit Aufsätzen über die italienischen Dampfloks zuschüttete, was bei mir zu einigem Unmut geführt hat, weil andere, weit interessantere Länder derweil keine Beachtung fanden.
    Messerschmidt war halt durch sein Wirken bei der MF Esslingen stark auch mit italienischen Konstruktionen befaßt, war überdies mit einer Italienerin verheiratet, wundert also insofern nicht. -

    Es ist schon gut zu wissen, daß es in anderen Ländern noch Bahnverwaltungen gibt, die mit ihren historischen Fahrzeugen etwas anzufangen wissen, wozu die FS gewiß gehört.

    VG, TR
  • Thomas Jüngling 4. Dezember 2011, 21:58

    Für deutsche Augen ungewohnt, allein schon wegen der Innenzylinder. Aber das Bild, dessen Qualität nach Aufbereitung wirklich gut ist, zeigt eine stattliche Maschine - der Eisenbahner als Größenvergleich ist interessant. Schönes Lok-Porträt.

    Gruß Thomas
  • Michael PK 4. Dezember 2011, 17:45

    Was für einen wunderbaren Schatz hast Du da wieder ausgegraben,...hoffe Du holst noch mehr aus der alten Kiste raus
  • DER Didi 4. Dezember 2011, 8:10

    Mit den hohen Zylindern wirkt sie sehr skuril !
    Danke für die Mühen und fürs Zeigen !
    LG
    DER Didi
  • Klaus Kieslich 4. Dezember 2011, 7:44

    Das ist doch ein hervorragend restauriertes Foto mit einer historischen Aufnahme.....weiter so
    Gruß Klaus

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