Monty Erselius


Premium (Pro), dem Bauch meiner Mutti

Nachts sind alle Falter grau...58

Familie: Glucken (Lasiocampidae)
Unterfamilie: Poecilocampinae
Art: Grasglucke, Trinkerin, Graselefant(Euthrix potatoria)

und deshalb möchte ich Euch mal wieder eine Glucke bei Licht präsentieren. Eigentlich gar nicht so unpassend zur Jahreszeit, da man die Raupen jetzt oft besonders leicht finden kann. Überhaupt ist die Raupe viel bekannter und häufiger zu sehen als der Falter, aber der Reihe nach...
Bei der Namensgebung hat man sich wohl sehr auf die durstigen Raupen bezogen, potator= der Trinker und der englische Name "Drinker" machte dieses mal auch keine Übersetzungsprobleme:-) Aber Euthrix weißt auf den Falter hin, wie ich gerade erfahren habe. Euthrix (gr.) "die mit den schönen Haaren", aus eu = gut und thrix = Haar. Das finde ich übrigens sehr passend. Vielen Dank auf diesem Wege mal an die Mitglieder von auxilium-online für die kompetente und rasche Hilfe:-)
Die Trinkerin kann vom Norden der Iberischen Halbinsel über Westeuropa mit den Britischen Inseln, bis hin nach Ostasien angetroffen werden. Im Süden zieht sich die Verbreitungsgrenze durch den nördlichen Mittelmeerraum und den nördlichen Balkan bis zum Schwarzen Meer.
Der mit bis zu 35mm Flügelspannweite(Weibchen) eher mittelgroße Nachtfalter stellt keine sehr hohen Ansprüche an seinen Lebensraum. Er liebt feuchte und grasreiche Weg-und Straßenränder genauso, wie feuchte Gebüsch-und Saumgesellschaften. Weiterhin ist der Graselefant im Offenland, auf Schlagfluren, Fettwiesen und Fettweiden, in Laub-und Nadelwäldern oder auch an Böschungen und Dämmen zu finden.
Trockene Gegenden und Magerrasen werden weitestgehend gemieden.
Diese Gluckenart fliegt jährlich in nur einer Generation von Mitte Juni bis Anfang September. Im Gegensatz zum Eichen-oder Brombeerspinner fliegen die Männchen nicht am Tage umher, sondern zusammen mit den Weibchen nach Einbruch der Dunkelheit. Dann kommen sie aber sehr gerne zum Licht, manchmal auch in größerer Anzahl. Durch den fehlenden Saugrüssel kann der Falter keine Nahrung mehr aufnehmen und wurde bestimmt auch deshalb von mir noch nie am Köder beobachtet.
Mitten im Sommer werden auch die Eier abgelegt, meist in kleinen Grüppchen an den Raupenfutterpflanzen. Der Falter stirbt sehr rasch nach der Eiablage.

Eier E.potatoria
Eier E.potatoria
Monty Erselius

Kurioserweise sind die Raupen im Herbst sehr selten zu finden, im Winter dagegen sehr häufig. Die Überwinterung erfolgt frei an Zweigen oder dürren Stengeln. Hier bei mir ist die Suche an Sal-und Grauweide am erfolgreichsten, aber ich hab einzelne Raupen im Winter auch schon auf anderen Laubgehölzen entdecken können. Die Raupen spinnen sich auf ihren Winterplätzen nicht an und wechseln bei milder Witterung gerne einmal den Platz, auch sonnen sie sich gern und wandern mit der Sonne um den Zweig.
Im Frühjahr wechseln die Raupen dann endgültig auf ihre Futterpflanzen. Hauptnahrung sind Gräser und Seggen. Als Beispiele seien hier Sumpfsegge, Blausegge, Rohr Pfeifengras, Schilfrohr, Rohr Glanzgras, Lieschgras, Land-Reitgras und Glatthafer genannt.
Die Raupe hat einen großen Flüssigkeitsbedarf und trinkt sehr gerne(Name). Gefressen wird häufig in der Nacht und morgens wird der Tau dann gierig aufgenommen.
Die Verpuppung beginnt im Mai und erfolgt in einem pergamentartigem Kokon, in dem zum Schutz die spitzen Haare mit eingewebt wurden. Diese Kokons werden an stabilen Grashalmen und Stengeln befestigt und entlassen nach wenigen Wochen die neue Faltergeneration. Aufmerksame Beobachter werden am unteren Bildrand einen Teil des Kokons entdecken.
Aktuell ist die Art in noch keinem Bundesland gefährdet. Trotzdem wird schon ein starker Rückgang durch das Verschwinden von Schilfzonen und nassen Hochstaudenfluren verzeichnet. Ebenso schädlich ist die oft völlig unsinnige Mahd aller Weg-und Bachränder. Aber es gibt auch positive Tendenzen- mancherorts nimmt die Art durch den immer geringer werden Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln wieder deutlich zu.

Die Verlinkung von passenden Raupenfotos ist ausdrücklich erwünscht!

Vielen Dank an Maren für das tolle Foto, jetzt ist die Vorstellung komplett.
Eine Grasglucke ....
Eine Grasglucke ....
Maren Arndt


Wow, Susann kann sogar noch mit einem Kokon dienen, damit hab ich nicht gerechnet- Dankeschöööööön.



Den etwas kleineren, aber nicht minder interessanten Ampferwurzelbohrer bekommt Ihr hier präsentiert.
Nachts sind alle Falter grau...57
Nachts sind alle Falter grau...57
KathrinJ


Kommt gut in die neue Woche:-)

Kommentare 18

  • Sylvia B. aus C. 2. Februar 2011, 16:18

    Den möchte man doch glatt knuddeln. ;)
    lg
    Sylvia
  • monashee 31. Januar 2011, 18:00

    feines Makro, hatte bisher nur die Raupe hierzu vor der Linse
    LG Bruni
  • Ulrike Wienecke 29. Januar 2011, 19:17

    Total spannend Eure Bilder mit den tollen Infos dazu!!!
    Könnte ich stundenlang lesen.
    LG Ulli
  • leau 28. Januar 2011, 20:42

    ich find, er trägt seinen griechischen Namen zu recht:
    er ist ganz schön haarig ;-)
    klasse Aufnahme!
    lg
  • Monty Erselius 23. Januar 2011, 21:55

    Hallo Gilla,
    nur zu, die Chancen stehen wirklich gut, eine Raupe zu entdecken. Für Dein Bild ist natürlich immer noch Platz:-) Schreib einfach, wenn Du noch ein paar Tips zum Suchen brauchst.
    l.g.
    monty
  • Susann Kahlcke 23. Januar 2011, 21:18

    sieh.....
  • Susann Kahlcke 23. Januar 2011, 20:52

    ein prachteil von einem falter.......die raupen zog ich mal erfolgreich durch aber die falter sind mir klammheimlich geschlüpft und einfach abgehauen......der konkon ist recht groß und irre stabil.......so eine art festung........
    lieben gruß
    susann
  • Werner Bartsch 23. Januar 2011, 20:20

    eine kleine monografie über die grasglucke !
    viel arbeit hast du investiert , die sich gelohnt hat.
    eine prächtige aufnahme des falters !
    meine 30jahre alten dias von der raupe sind irgendwo verschollen. die vom falter auch :-(
    lg. werner
  • Helga Schöps 23. Januar 2011, 19:06

    Schön, dass Du uns die Aufnahme zeigst, mir gefällt sie bestens (ich lege aber auch mehr Wert auf die Dokumentation des Falters, als auf technische Feinheiten). Sie hat so eine ganz eigenen Gestalt! Und die Information ist wie immer ganz fein dazu!
    VG Helga
    Grasglucke
    Grasglucke
    Helga Schöps
  • Monty Erselius 23. Januar 2011, 18:54

    @Ronny,
    mit "grob"liegst Du völlig richtig. Es war eines meiner ersten Falterfotos überhaupt, mittags und in praller Sonne. Ich war so glücklich, einen frisch geschlüpften Falter gefunden zu haben, dass ich jegliche fotografischen Grundsätze vergessen habe. Ich wollte die Aufnahme trotzdem mal zeigen, weil hier wenigstens ein Stück vom Kokon zu sehen ist.
    Vielen Dank für die ehrliche Kritik.
    v.g.
    monty
  • håggard 23. Januar 2011, 17:18

    Aufnahmetechnisch finde ich es dieses mal etwas "grob", aber danke für Deine Infos. Das Motiv an sich habe ich noch nie gesehen..... toll und spannend.
  • Charly 23. Januar 2011, 16:59

    @ Monty: Ich kann z. Z. so schlecht gehen, und die
    Stelle mit den Raupen ist so weitläufig. Mal sehen, ob
    der Frühling mir bessere Gesundheit beschert *g*
  • Monty Erselius 23. Januar 2011, 16:51

    @Maren,
    vielen Dank, ich freue mich wirklich sehr.
    @Charly,
    wie schon geschrieben, die Chancen auf Raupenfunde sind jetzt sehr groß- ich finde fast auf jedem Spaziergang welche. Du weißt ja, die Erste ist immer die Schwierigste:-)
    v.g.
    monty
  • Charly 23. Januar 2011, 16:48

    Da hatte ich letztes Jahr die Gelegenheit für Raupenfotos,
    und keines ist mir so richtig gut gelungen. Naja, vielleicht
    sehe ich dieses Jahr ein paar von ihnen. Aber auch das
    Endprodukt in Form des Falters hätte ich gerne mal so
    schön fotografiert wie du es hier ziegst. Große Klasse!
    LG charly
  • Maren Arndt 23. Januar 2011, 16:43

    Ha Monty, während ich hektisch nach meiner Grasgluckenraupe suchte hast du mir eine Anmerkung geschrieben - *freu* ;-)
    Eine Grasglucke ....
    Eine Grasglucke ....
    Maren Arndt

    Und meine Raupe habe ich gefunden und freu mich diebisch, Dir endlich eine solche verlinken zu können...
    In der Hoffnung auf viele Raupenfunde im kommenden Sommer schicke ich dir
    augenzwinkernde Grüße
    Maren
    P.S. Bild und Text wie immer TOP.