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Ein bayerisches Schmankerl

Ein bayerisches Schmankerl

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Thomas Reitzel


Premium (World), Fountain, RP

Ein bayerisches Schmankerl

...hat sich dieser Herr als Vorbild für sein eindrucksvolles Modell gewählt:

Es ist das Modell der seinerzeit größten Tenderlok der Bauart Mallet in Europa,
gebaut in 15 Exemplaren für die Königlich Bayerische Staatsbahn als Gattung Gt 2x4/4,
später Baureihe 96, in den Jahren 1913/14,
denen nach dem 1. Weltkrieg nochmals 10 Maschinen in verstärkter Ausführung folgten.

Diese Vierzylinder-Verbundloks waren bei einer Achslast von lediglich 15 t in der Lage, auch die schwersten Züge über die bayerischen Steilrampen zu befördern, also
Laufach - Heigenbrücken,
Ludwigsstadt - Probstzella und
die bekannte Schiefe Ebene.
Allerdings war ihr tatsächlich vorgesehenes Einsatzgebiet der Schubdienst auf diesen Rampen,
wozu sie auch mehrheitlich eingesetzt waren.

1948 wurden die letzten Maschinen ausgemustert.
Im Lauf der Jahre waren gleichstarke, aber weniger komplizierte Loks gebaut worden
wie z.B. die preußische T20(später Baureihe 95), oder die Einheitsloks der Baureihen 84 und 85.

Leider blieb keiner dieser Giganten erhalten.

Jahrelang konnte sich ein verklärender Mythos halten,
der behauptete, daß eine dieser Maschinen irgendwo in einem Schuppen hinterstellt sei... leider nur Wunschdenken!

Umso schöner, eben dieses beeindruckende Modell auf den langen Strecken in der Messe Sinsheim seine Kreise ziehen zu sehen!


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Kommentare 11

  • Sigbert der Eisenharte 8. Januar 2022, 18:45

    Der Ochse vom Spessart und vom Frankenwald. Was wäre das heute für eine Museumsmaschine! Aber immerhin das sie ihre 4 Zylinder en miniature mit Dampf befüllen. 
    Und ich werde mal in meinem Schuppen nachsehen ;-)
    VG DIrk
  • tennschter 8. Januar 2022, 18:35

    Hallo Thomas,
    viel zu schön um der Nachwelt erhalten bleiben zu können.
    VG vom tennschten
  • makna 8. Januar 2022, 14:42

    Die Gt 2x 4/4 bay ist ein Mythos, ein Gigant, eine herrlich anzusehende Lok !
    Auch im Modell - noch dazu solch' ein Echtdampfmodell: Einfach Klasse !!!
    Das hast Du hiermit auch wieder eindrucksvoll ins Bild gesetzt !

    Zum Mythos der "überlebenden" Lok: In Oberfranken erzählte man sich,
    dass unter dem Kohlebansen oder unter tief unter den Löschegruben,
    also zugeschütteten Bombentrichtern, im Bw Hof eine 96 wäre ... ;-)
    ... Wunschdenken natürlich - als das Dampflok-Bw Hof abgeräumt
    und die moderne Diesel-Triebfahrzeug-Behandlung samt dem
    Triebwagenschuppen an die Stelle des alten Bw gebaut
    wurde, war klar, dass die Sage nur eine Sage war !

    Zur betrieblichen Bewährung: Als Schublok waren die 96er ungeeignet -
    durch die beiden selbständig arbeitenden Triebwerke, das vordere
    natürlich beweglich gelagert, kam es aufgrund der verschiedenen
    Dampfzufuhr-Stöße bei Heißdampf- und Nassdampf-Zylindern
    zu Unregelmäßigkeiten derart, dass die Lok (wenn man sie
    nicht absolut vorsichtig bewegte, d.h. über viel mehr als
    nur Schrittempo hinauskam) auf den letzten Wagen
    des zu schiebenden zuges auffuhr und diesen
    zum Entgleisen brachte ... ;-(

    ... so mir berichtet von dem Enkel eines Dampflokführers,
    der im Bw Pressig-Rothenkirchen gelernt hatte.

    Daher war man auf der Frankenwaldrampe (ebenso wie auf der
    "Schiefen Ebene" und in Laufach) froh, dass die 95er kamen !!!
    (Die DR-Loks BR 84 und 85 waren nie dort im Schiebedienst)

    Die 96er wurden für Zug-Dienste eingesetzt, dafür dann auch
    mit drei Lok an das Bw Brügge abgegeben (Westfalen - für
    die Rampe nach Lüdenscheid), und im 2. Weltkrieg dann
    auch nach Belgien (nicht ans dortige Brügge ... ;-)

    ... aber noch kurzzeitig für die Rampen um Aachen. In Eger
    waren die Loks hingegen länger stationiert, für die Strecke
    Marktredwitz - Eger ebenso wie für Dienste nach Hof
    über Rehau (mit 15 t Achslast ging das gut).

    Nach dem 2. Weltkrieg verblieben zwei Lok im Bw Probstzella,
    96 002 und 96 024, die dann zum Bw oder AW Stendal
    kamen, nicht repariert , aber buchmäßig noch bis
    1954 nachgewiesen wurden.

    Bei der Reichsbahn in den westlichen Besatzungszonen waren
    die 96er dann nur noch in Bayern (US-Zone) zu finden -
    die Brügger Maschinen 96 001, 003 und 005
    waren schon nach Ende ihres Einsatzes
    dort Ende der 30er Jahre von der
    Ausmusterung betroffen -
    96 002, 004, 006, 008-
    012 und 016-025:

    Diese 20 Maschinen wurden bereits 1948 als Splittergattung
    von der DR/US-Zone (also noch vor der Gründung der
    Deutschen Bundesbahn) ausgemustert.

    96 015 war nachweislich Kriegsverlust, 96 007 war dann ab
    1939/40 Heizlok Bw Schweinfurt, wurde 1942 auf Teil des
    Fahrgestells des festen Triebwerks zu Klimaschneepflug
    DRB Au 700 645 aufgebaut, der Rest zerlegt. Der
    Schneepflug wurde ab 1945 bei der ÖBB
    zum Gerät 985.110 und bald zerlegt.

    96 013 war ab 1940 dem Bw Ingolstadt zugeteilt und wurde
    dort 1948 ausgemustert und in Desching verschrottet;
    96 014 war 1937 mit allen Achsen in Eger
    entgleist, wurde wohl wieder instand
    gesetzt, kam 1946 als Schadrück-
    führlok nach Ingolstadt und
    wurde auch 1948 zerlegt.

    BG Manfred
    • Thomas Reitzel 8. Januar 2022, 15:06

      Die geschilderten Schwierigkeiten beim Einsatz als Schublok scheinen nachvollziehbar. Es gibt auch ein Bild(Bellingrodt?) einer 96 VOR einem Güterzug auf der Frankenwaldrampe, was diese Erzählungen der Personale untermauern würde.

      Eine Rampe hast Du bei Deiner - wie immer sehr dankenswerten - Doku vergessen, aber das betrifft nur die Baureihe 85, nämlich Erkrath - Hochdahl, wo zum Schluß noch die 85 007 als Schublok tätig war, wohl auch nur deshalb dem Schneidbrenner entkam und heute noch in Freiburg, ihrer eigentlichen Heimat(Höllentalbahn!) vorhanden ist. Ob die Pläne, sie wieder betriebsfähig zu machen, vor allem angesichts der Pandemie, je Wirklichkeit werden?
  • Stefans Fotograffe 8. Januar 2022, 13:45

    Ein schönes Stück, selbst als Modell. Und schön beschrieben.
    Bisher kannte ich Vierzylinder nur als Ami-Modell. Das sowas in Deutschland auch gebaut wurde war mir neu.
    Gruß Stefan
    • Stefans Fotograffe 8. Januar 2022, 19:09

      BigBoy der Union Pacific - die war's die ich meinte.
      Die Harzer fährt mit Mallets?! Hab schon Bilder davon gesehen aber darauf hab ich nicht geachtet. Konnt ich mir auch nicht vorstellen... Noch ein Grund mehr da mal hin zu fahren.... ;-)
      Danke der Nachhilfe, bin zwar interessiert aber kein, wie sagt man? Profi-Spotter?
      Gruß Stefan
    • Thomas Reitzel 9. Januar 2022, 10:14

      Das macht nix - kannst es ja gerne noch werden! Viel Spaß dabei, und wenn Du Fragen hast, gerne; übrigens auch zu den amerikanischen Lokomotiven ganz allgemein.
    • Basi70 9. Januar 2022, 12:20

      Wobei ein BIG BOY ja keine Mallet ist, sondern eine Simple-Articuleted ist. D.h. ALLE Zylinder werden mit Frischdampf gefüllt!

      VG Michael
    • Thomas Reitzel 9. Januar 2022, 13:59

      Michael, das stimmt natürlich, genaugenommen. Aber im allgemeinen Sprachgebrauch redet man eben von Malletloks, meint aber, wie Du richtig schreibst, meist die Aritculated-Lok, also jene mit teilweise beweglichen Triebgestellen. Dazu zählen dann aber auch Garratt- Kitson-Meyer- und Meyer-Loks, die dann eben keine Mallets sind...

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Kamera NIKON D300
Objektiv 16.0-85.0 mm f/3.5-5.6
Blende 5.3
Belichtungszeit 1/200
Brennweite 58.0 mm
ISO 800

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