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Carsten Mundt


kostenloses Benutzerkonto, Oberstaufen

Der Spinner

http://www.youtube.com/watch?v=ICbjPBekNGg


Ich laufe den Bahnsteig lang und weiss nicht,
Ob ich hier wegfahre oder was?
Da kommt ein Schnellzug und fährt weiter.
Ein Bulle von der Bahn taucht auf.
Ich halt' den Brief in meiner Hand fest,
da steht: Du fühlst dich tot wie Stein!

Und dass du Dir jetzt einen Wald suchst,
um Dir im Moos ein Bett zu bauen.
Dein Riesensaxophon ist natürlich auch da,
und Flöten, Flöten sollen auf der Wiese wachsen.
Die alte Frau bezahlt mit Kleingeld,
wir warten auf den nächsten Zug

Ich frage die Alte wo der Wald ist,
sie sagt, mein Udo ist schon lange tot.
In meiner Tasche klebt ein Bonbon.
Wir steigen ein in unseren Zug.
Bei Wertheim gab es Salamander,
ich bringe Dir einen mit ins Moos.
Als ich in Hamburg aus dem Zug steig
laufe ich durch Strassen bis zur Elbe hin.
DOWN TO THE RIVER!

Da seh' ich dich am Ufer stehen!
Ich fass' dich an und so, du hörst nichts.
Du sagst, du musst zum andern Ufer.
Die Fähre fährt am nächsten Tag.
Ich dachte, dass du tief im Wald wohnst.

Ich wusste nichts von Deinen Ufern.

Kommentare 10

Das Foto befindet sich nicht in der Diskussion. Deswegen kann es aktuell nicht kommentiert werden.

  • E. W. R. 23. Mai 2010, 14:13

    Na ja, irgendwer regt sich natürlich immer auf. Und es war ja auch ein langer Weg zur öffentlichen Toleranz in dieser Frage, um die es letztlich geht, so dass der Idiot jedenfalls in dieser Frage in der Öffentlichkeit keine Stimme mehr hat. Eckhard
  • Kerstin Stolzenburg 23. Mai 2010, 9:12

    Lieber Carsten, was DAS andere Ufer betrifft, werden sich darüber - wenn überhaupt - dann die üblichen Kleingeister aufregen, die eben hinter der Gardine auch die Nachbarn beobachten und auch sonst wenig Sinnvolles mit ihrem Leben anzufangen wissen. Prinzipienreiter, Samstagmorgenumhalbachtrasenmäher ...

    Bei einer gewissen Toleranz und einem Blick auf das Leben und die Welt, das von Interesse, Sinnhaftigkeit und Verantwortung geprägt ist, dürfte das - wie auch anderes - kein Thema sein, solange Andere/Anderes dadurch keinen Schaden nimmt.

    Und so sehe ich die Ufer, die Nina Hagen besingt, auch nicht nur im Zusammenhang mit DEM anderen Ufer, sondern betrachte die Ufer symbolisch für innere Zustände (Wasser ist ein Symbol für das Unbewusste schlechthin und die Ufer sind demnach Festland, das bewusst betreten werden kann), Ziele, Ideen, Einstellungen ...

    Manchmal muss man dabei wohl auch sinnbildlich ein Spinner sein - jedenfalls könnten andere Leute das denken -, wenn man etwas Neues probieren will, etwas leben möchte, was nicht in den Normenkatalog passt.

    Man sollte allerdings aufpassen, dass man nicht am ausgeworfenen Spinner anderer Leute oder Gruppierungen hängenbleibt, der ja auch ein Angelzubehör darstellt, und so als Fisch geangelt wird.

    Grüße. Kerstin
  • Carsten Mundt 23. Mai 2010, 7:41

    Und das ist gut so :)

    Aber ist es tatsächlich so, dass sich darüber niemand mehr aufregt ?

    http://www.aliceschwarzer.de/publikationen/blog/?tx_t3blog_pi1%5BblogList%5D%5BshowUid%5D=36&tx_t3blog_pi1%5BblogList%5D%5Byear%5D=2010&tx_t3blog_pi1%5BblogList%5D%5Bmonth%5D=05&tx_t3blog_pi1%5BblogList%5D%5Bday%5D=07&cHash=805decdea7

    Die Pille geht mich nichts an, und "die Schwarzer" ist extrem (ist sie es ??) ... aber notwendig.

    Dafür mag ich sie.



  • E. W. R. 22. Mai 2010, 23:22

    Lieber Carsten, "vom anderen Ufer" sein bedeutet, homosexuell zu sein. Darüber regt sich heute auch niemand mehr auf, jedenfalls nicht in Deutschland. Anderswo steht die Todesstrafe darauf, was uns zeigt, dass vielerorts das Mittelalter fröhliche Urständ feiert. Eckhard
  • Carsten Mundt 21. Mai 2010, 17:49

    Lieber Eckhard,

    die Biographie der Hagen war mir natürlich bekannt, obwohl sie heute niemanden mehr aufregt, auch wenn sie das gerne immer wieder einmal versucht.
    Erst neulich geschehen, denn wie man den einschlägigen Boulevardmagazinen entnehmen konnte, hat sie neuderdings Jesus für sich entdeckt.

    Ob in "Der Spinner" Drogensucht beschrieben wird ?
    Das ist sicherlich eine der Interpretationsmöglichkeiten.
    Genauso gut könnte man denken, dass es sich um eine alte Beziehung handelt, Menschen die sich auseinander leben, die lernen müssen, Abschied zu nehmen.Früher oder später.

    Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass die Hagen und Lady Gaga in einen Topf geworfen können. Für die Popcornfraktion war die Hagen nie gut. Die einzige Gemeinsamkeit ist wohl das vermeintlich Schrille, welches man der Hagen anfangs noch abnahm. Total abgedreht ist sie erst später :) , während die Gaga einfach immer nur gaga war. Bei der Gaga ist das eine Masche und umsatzsteigernd, während die Hagen doch irgendwie echter erschien. Mein Eindruck.

    Ich weiss allerdings auch nicht, ob es gut ist, dass heutzutage niemanden mehr etwas aufregt.

    Was waren das für friedensbewegte Zeiten, als man noch gegen die Nachrüstung auf die Ostermärsche ging :)

    Heute gibt es eine Nachricht über tote Soldaten in Afghanistan, zwei Tage später.. vergessen.

    Vielleicht liegt es an der Überzahl der Möglichkeiten, die sich uns heutzutage (noch) bieten.
    Die gab es damals auch schon, aber nicht in dieser Masse, wie es sie heute gibt.

    Aber das ist vielleicht ein anderes Thema, welches morgen wieder vergessen sein wird.

    Carsten



  • E. W. R. 20. Mai 2010, 16:35

    Tja, lieber Carsten ... ein Blues-Bild,

    Ein minimalistischer Roman. 13. Blues
    Ein minimalistischer Roman. 13. Blues
    E. W. R.


    das die Regeln gekonnten Fotografierens, die Du ja kennst, entschlossen ignoriert. Stattdessen schräge Musik.

    Blue Notes
    Blue Notes
    E. W. R.


    "Nina Hagen besingt einen Freund, der nicht mehr ganz klar im Kopf ist. Seine Konfusion, die sie beschreibt, läßt interpratorisch den Gedanken über Drogensucht zu. Der Text ist indes in Gänze einfach lyrisch-abstrakt. Der Track, musikalisch und stimmlich eher von der ruhigen Sorte, ist kein Highlight."

    "NINA HAGEN
    ...ist die Tochter der genialen Schauspielerin Eva Maria Hagen. Anfang der 70er - dies spielt sich in der EX-DDR ab - singt sie noch schlagermäßig ein grausames „Du hast den Farbfilm vergessen“. Ihr Stiefvater Wolf Biermann - kritischer Autor - wird 1976 aus der DDR ausgewiesen. Das übliche eben in dem System: Systemkritiker werden inhaftiert oder ausgewiesen. Nina Hagen folgt ihrem Vater und ändert ihren Musikstil. Der punk-ähnliche Stil findet sein Debüt im Album „Nina Hagen Band“ im Jahr 1979.

    Es folgen noch einige ähnliche Projekte, bis sich die Band später Spliff nennt (bekannt durch „Carbonara“) und Nina Hagen solo weitermacht. Ihr Erfolg geht bis in die USA. Skandale läßt sie nicht aus und wird breiter Masse noch populärer, als sie bildlich die weibliche Masturbation im TV vormacht. War halb so schlimm... sie hat nur mal locker zwischen ihre Schenkel gegriffen. Aber am nächsten Tag waren die Zeitungen voll skandalöser Überschriften.

    Später wird sie Mutter einer Tochter namens Cosma Shiva Hagen. Vater ist ein wesentlich jüngere[r] Punk, der so blass und abstoßend wirkte, dass von Glück geredet werden kann, dass sich wohl die Gene von Nina Hagen durchsetzten. Die bildschöne Cosma Shiva Hagen, mittlerweile ein Twen, darf als eine der besseren deutschen Jungschauspielerinnen genannt werden. Sie ist also nicht in die Fußstapfen der Mutter sonder[n] der Großmama Eva Maria Hagen getreten."

    "Ich finde das Album klasse. Es ist das beste Nina Hagen Album mit Band. „Unbehagen“ ist auch prima, verlor aber schon den Biss des ersten Albums. Die Texte sind provokativ und waren teils shocking-old-people, aber nie so gemein, dass sie mehr als kleine Provokation waren. Heute - man höre sich mal die Texte von Slipknot an - wirken die Texte von Nina Hagen auf dem 79er Album wie der Erstversuch eines 14-jährigen Pubertierenden, sich durchzusetzen.
    Einmalig und der Kick ist einfach - und das bis heute - die schrille Stimme der Nina Hagen, die ebenso Arien in einer Opern singen könnte. Kein Wunder, in der Ex-DDR hatte sie eine mehrjährige Gesangsausbildung."

    Na ja, heute regt Nina Hagen sowieso niemanden mehr auf, und bereits Man Ray hat mit einer Freundin öffentlich das gemacht, was man eigentlich nur privat macht. Für die Popcornfraktion gibt es inzwischen die Nachfolgerin, Lady Gaga. Ich weiß nicht, ob es gut ist, dass niemanden mehr etwas aufregt. Aber das kann sich vielleicht bald ändern, nur dass es dann nicht um Nina Hagen und das andere Ufer gehen wird. Eckhard
  • † Trude S. 19. Mai 2010, 7:05

    wenn ich den Text lese und höre, das Foto anseh ....
    ich muß sagen: tieftraurig, berührend und wie schon gesagt vor mir : es passt ......
  • † Richard. H Fischer 17. Mai 2010, 1:38

    Der Titel paßt - in jeder Beziehung, Carsten. Ein toller Hecht! Lieben Gruß, Richard
  • Ryszard Basta 16. Mai 2010, 20:52

    schade um Fisch
  • Ohnearme 16. Mai 2010, 16:46

    n. hagen & der tote hecht.
    das passt.