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F. Paul


Premium (Basic), Mainz

Der Kohlependel

Im Jahr 1986 war der sogenannte "Bruderbund" mit der Volksrepublik Polen auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Plötzlich wurde das Braunkohlekraftwerk Hirschfelde nicht mehr ausreichend mit Brennstoff aus dem auf der anderen Seite der Neiße liegenden Tagebau Turoszow versorgt. Was nun? Der in der Nähe liegende Tagebau Berzdorf versorgte gerade so das Kraftwerk Hagenwerder. Südlich von Zittau mußten Braunkohlevorkommen erst erschlossen werden. Und so wurde die Braunkohle in Ganzzügen aus der Niederlausitz herangekarrt, aus Spreewitz oder Drebkau.
Aber wie nun nach Hirschfelde kommen? Die eingleisigen Strecken dorthin waren nur für eine Achslast von 18 Tonnen ausgebaut. Nichts für die Trommeln und Ludmillas. Und so erhielten die 52'er des Bw Zittau in ihren letzten Betriebsjahren noch eine anspruchsvolle Aufgabe: Etwa fünf 2000 Tonnen-Kohlependel täglich waren in Hagenwerder von den russischen Dieselloks zu übernehmen und genau 16,5 Kilometer durch das an dieser Stelle schon enger und steiler werdende Tal der mäandernden Neiße nach Hirschfelde zu befördern, die dem Lauf des Flusses folgende Staatsgrenze mehrmals überschreitend - nur mit Vorspann war das zu schaffen.
Und so starten 52 8157 und 52 8012 am 28.02.1986 mit Gdg 56237 in Hagenwerder. Die Anfahrt erfolgt in der Ebene der Bahnhofsgleise, danach geht es erst einmal leicht hinab zur nur mit 30 km/h befahrbaren Neißebrücke nach Polen und damit in (damals) nicht fotografierfreundliches Territorium... Verhalten ist die Anfahrt, aber langsam schält sich ein schöner, allerdings unregelmäßiger "Vierlingstakt" heraus, bis dieser vom Rumpeln der langen Wagenschlange übertönt wird. Ach, hätte man damals doch eine Tonaufnahme gemacht.....!!!
Zu der ganzen Fahrt an diesem Tag habe ich übrigens einen Reisebericht verfaßt:
http://www.eisenbahnwelt.com/19860228.html

Kommentare 6

  • F. Paul 14. Februar 2009, 18:18

    Nachtrag:
    Zur Frage von Ralf Göhl: So richtig weiß ich auch nicht, warum die Loks in dieser Richtung rückwärts fuhren. Aber die Zittauer Loks fuhren immer so, alle von Zittau in Richtung Mittelherwigsdorf in den achtziger Jahren aufgenommenen 52'er liefen "mit Tender voran"? Lag es an einer zu kurzen Drehscheibe im Bw Zittau?
  • Blechbahner 13. Februar 2009, 0:51

    Einfach Klasse- Eisenbahn wie Eisenbahn sein sollte.
    Lg Stefan
  • FDL Bernsbach 12. Februar 2009, 15:52

    Das muss "Das" Dampfparadis für Eisenbahnfans gewesen sein-fünf solcher Züge mit 2000 Tonnen-ein Traum!
    Wäre schön,wenn Du davon noch mehr zeigen könntest.

    Grüsse Bernd
  • Ralf Göhl 12. Februar 2009, 10:27

    Für mich ist der Hintergrundtext faßt informativer als das Bild selbst mit den rauchenden und dampfenden Loks vor den schweren Zug in der Anfahrt.
    Frage warum mußten die beiden mit der Last unbedingt rückwärts fahren?
    Sicher war ein drehen nicht möglich oder?
    Saalfeld kam ja nicht in die Ecke und mich interessiert nun mal die DR im Wandel der damaligen Zeit.
    Dankeschön :-)
    Geballte Kraft der zwei 44er
    Geballte Kraft der zwei 44er
    Ralf Göhl

    VG Ralf
  • Andreas Tsrebo 12. Februar 2009, 9:29

    gefällt mir gut, wie die beiden im Dunst aufbrechen ... sehr aufschlussreiche Beschreibung ...
    VG
    andreas
  • Sven Marks 11. Februar 2009, 22:57

    Ein schönes Bild auch wenn man von dem Rechtkippen absehen kann aber der Copyright Hinweis fällt einem doch gleich ins Auge und stört dasd Bild. So meine Meinung.

    Gruß Sven