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Reflexionen (4)

Der Verzauberte oder: Das gewöhnliche Wunder




Karlsruhe, Stadtgarten, 08.10.2008

(Canon 400 D, f/5,6 bei 300 mm, 1/250 s, ISO 200, Programmautomatik, Teilbereichsmessung mittenbetont, Bearbeitung: Adobe Photoshop 7.0, Tonwertkorrektur, Gradationkurven, Rahmen)



Nach einem Märchen für Erwachsene:
"Das gewöhnliche Wunder" von Jewgeni Schwarz

http://www.henschel-schauspiel.de/programm.php?werkid=1278&vn=Jewgeni&nn=Schwarz&rubrik=t&bst=S&autorenID=248



Sicht der Dinge
Sicht der Dinge
Kerstin Stolzenburg


Der Stein
Der Stein
Kerstin Stolzenburg

Ein Weg
Ein Weg
Kerstin Stolzenburg


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Anrufung des Großen Bären


Großer Bär, komm herab, zottige Nacht,
Wolkenpelztier mit den alten Augen,
Sternenaugen,
durch das Dickicht brechen schimmernd
deine Pfoten mit den Krallen,
Sternenkrallen,
wachsam halten wir die Herden,
doch gebannt von dir, und mißtrauen
deinen müden Flanken und den scharfen
halbentblößten Zähnen,
alter Bär.

Ein Zapfen: eure Welt.
Ihr: die Schuppen dran.
Ich treib sie, roll sie
von den Tannen im Anfang
zu den Tannen am Ende,
schnaub sie an, prüf sie im Maul
und pack zu mit den Tatzen.

Fürchtet euch oder fürchtet euch nicht!
Zahlt in den Klingelbeutel und gebt
dem blinden Mann ein gutes Wort,
daß er den Bären an der Leine hält.
Und würzt die Lämmer gut.

's könnt sein, daß dieser Bär
sich losreißt, nicht mehr droht
und alle Zapfen jagt, die von den Tannen
gefallen sind, den großen, geflügelten,
die aus dem Paradiese stürzten.

(Ingeborg Bachmann)

Kommentare 52

  • † werner weis 30. April 2013, 7:57



    oh, eine Persönlichkeit!!!
    oh, der ist stark - stärker als wir

    ja, er wirkt freundlich so
    man mag ihn - die Frage ist, ob man

    ihn in der Polar-Region wieder
    freilassen soll - denn so im Zoo verarscht man ihn doch

    diese Persönlichkeit!
  • Gianmaria Giordanengo 14. Juni 2009, 9:55

    Un bel orso bianco.
    Ciao Gianmaria
  • Hanne L. 30. März 2009, 21:54

    Sehr melancholisch schaut er drein, der 'böse' Bär. Hoffentlich bleibt ihm das Ende eines 'Problembärs' erspart ...
    Liebe Grüße, Hanne
  • Dietmar Stegmann 1. Januar 2009, 22:41

    Eisbären haben für mich etwas Faszinierendes: Kraft, Schönheit, Eigenwille, Wildheit, Unbeugsamkeit, Unzähmbarkeit. Hoffentlich zerstören wir nicht ihren Lebensraum.
    VG Dietmar
    Wer wollte....
    Wer wollte....
    Dietmar Stegmann
  • Arnd U. B. 9. November 2008, 12:31

    Er schaut trügerisch gemütlich....LG Arnd
  • Adrian K 27. Oktober 2008, 15:57

    Schade, dass die Schwarz’ Märchenstücke kaum gespielt werden...
    Gruß Adrian
  • erich w. 27. Oktober 2008, 15:43

    er scheint Dich an zu schauen...
    nachdenklich..
    lg.e
  • Carsten Mundt 22. Oktober 2008, 15:14

    Danke für den Link, so ganz daneben lag ich also gar nicht ;))
  • Kerstin Stolzenburg 22. Oktober 2008, 8:33

    Lieber Adrian, schön! :-)) Für den Begriff "displaced" bin ich allerdings nicht zuständig ;-)), der stammt aus Eckhards Feder. Da der Beeren-Bär allerdings wohl nicht grundlos, sondern mit einem Ziel vor Augen von Berlin nach Münster ausgewandert ist, wird man "displaced" hier wahrscheinlich auch gar nicht anwenden können.
    - Hoffentlich ist das kein "Problembär" ;-)).
    Gruß. Kerstin
  • Adrian K 21. Oktober 2008, 12:52

    Im Zoo war ich nicht, aber im Kreuzviertel (Münster) habe ich einen Bären enteckt, der eigentlich in Berlin Unter den Linden sein sollte.

    http://members.virtualtourist.com/m/1c048/12626/6/


    Ist wohl entlaufen, hoffentlch nicht displaced ;-)

    Gruß Adrian
  • Kerstin Stolzenburg 21. Oktober 2008, 10:38

    Lieber Carsten, danke! Zu diesem "sonderbaren" Gedicht verlinke ich mal einen Interpretationsansatz, da ich das sicher in der ausführlichen Form nicht so ausführen könnte. Natürlich wird man sich darüberhinaus eigene Gedanken machen können; das Gedicht erschien mir sehr vielseitig und passte deshalb auch zum Märchen, weil man auch dieses in ganz verschiedene Richtungen deuten könnte. http://mitglied.lycos.de/PeterMeisel/Bachmann.htm Gruß. Kerstin
  • Carsten Mundt 20. Oktober 2008, 12:33

    Liebe Kerstin,

    auf das "sonderbare" Gedicht :) , dessen sprachliche Figuren man einmal genauer unter die Lupe nehmen müsste, ist noch niemand so richtig eingegangen.

    Sternenaugen und Sternenkrallen.. es gibt ja das Sternbild des " Großen Bären " (bei uns eher als "Großer Wagen" bekannt).

    Unsere Welt ein Zapfen, die Menschen die Schuppen daran. Zapfen, die von Tannen gefallen sind, die aus dem Paradies gestürzt kamen.

    Möglicherweise die Erinnerungen an etwas Göttliches, der Bär als Wesen des Himmels. Unsere Erinnerungen sehnen den Bären, bzw. das Göttliche herbei, gleichzeitig verspüren wir Furcht davor.
    Weil wir uns vom Göttlichen, stellvertretend dafür könnte man auch von der Natur reden, bereits zu weit entfernt haben ? Uns danach sehnen, aber es nicht mehr begreifen können ?

    Fragen über Fragen ...

    lg Carsten
  • Kerstin Stolzenburg 19. Oktober 2008, 18:01

    Du warst doch nicht etwa zwischenzeitlich extra im Zoo? ;-)))

    Ihn hätte die Kamera wohl nicht gestört; ist aber auch ein Eisbär.

    Gruß. Kerstin
  • Adrian K 19. Oktober 2008, 17:10

    Ach, sag bloß ?!...

    ;-)

    Gruß Adrian
  • Kerstin Stolzenburg 19. Oktober 2008, 15:42

    Lieber Adrian, sind das im Bild eigentlich Bären oder Hyänen? ;-))
    "Filmeweise" sollte "reihenweise" - oder so - bedeuten. Ich habe zu der Zeit aber tatsächlich auch gefilmt, mit Super8. Das Surren der Kamera war so geräuschvoll, dass wohl jeder Bär das Weite gesucht hätte :-).
    Gruß. Kerstin