Bildsprache

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_visual_notes_ _visual_notes_ Beitrag 31 von 74
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Zitat: Ehemaliges Mitglied 0815 22.06.14, 07:27Zum zitierten Beitrag...wie Bildstil und Bildsprache auseinander zu halten wären.
Ich denke, jedes Bild hat eine Bildsprache. So wie wir in der verbalen Kommunikation reden und hören, so teilen wir uns visuell in einer anderen Sprache mit und empfangen visuelle Mitteilungen. Es geht dabei wie bei menschlicher Sprache oder Zeichensprache oder Programmiersprachen um das Senden und Verstehen von Informationen. So wie manche eine Sprache virtuos beherrschen und andere nur rudimentär, gibt es auch in der Bildsprache unterschiedliche Niveaus.

Bildstil bedeutet für mich, dass der Sendende einen bestimmten Wertekanon zugrundelegt. Es ist nicht primär wichtig richtig verstanden zu werden, sondern vor allem, Zugehörigkeit zu einer bestimmten Wertegemeinschaft zu demonstrieren, und Abgrenzung gegenüber anderen vorzunehmen. Oft in der Form, dass man den Nicht-Dazugehörenden dann vorwerfen kann, dass sie diese Bilder nicht verstehen. Das ist vielleicht vergleichbar mit Mode, die einerseits durch eine gewisse Uniformität eine Gemeinschaft zusammenhält, andererseits stark auf Abgrenzung zu nicht dazugehörenden Personen zielt.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 32 von 74
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während man den bildstil klar definieren kann, zb style guide der bundesregierung
http://styleguide.bundesregierung.de/We ... ?__site=SG

halte ich Bildsprache eher für eine Metapher, die den Inhalt des jeweiligen Bilds greifbar machen will.
Metapher daher, weil sprache immer aus vokabular und grammatik besteht, die in der wortsprache jeweils klar definiert ist. das gilt nicht für die bildsprache.
daher können fragen nach der definition immer nur aufs glatteis führen.
_visual_notes_ _visual_notes_ Beitrag 33 von 74
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Zitat: Thomas Bregulla 22.06.14, 08:39Zum zitierten Beitrag...weil sprache immer aus vokabular und grammatik besteht...
Ich meine, "Sprache" setzt immer so etwas wie Zeichen und wohl auch eine Syntax voraus, aber nicht ausdrücklich Vokabeln und Grammatik. Beispiele: "Zeichensprache", "Körpersprache" etc., oder eben "Bildsprache".
_visual_notes_ _visual_notes_ Beitrag 34 von 74
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Zitat: Thomas Bregulla 22.06.14, 08:39Zum zitierten Beitraghalte ich Bildsprache eher für eine Metapher, die den Inhalt des jeweiligen Bilds greifbar machen will.
Metapher daher, weil sprache immer aus vokabular und grammatik besteht, die in der wortsprache jeweils klar definiert ist. das gilt nicht für die bildsprache.

"Mustererkennung" entspricht in den visuellen Formen der Kommunikation wohl dem, was in der gesprochenen Sprache Grammatik ist.
Auch die "Gesetze" der Gestalttheorie sind so ein Versuch, Formensprache und Bildsprache klar zu definieren.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 35 von 74
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nun, wenn es für dich solche klaren regeln und schon fast gesetze gibt, ist es für dich sicher hilfreich.
soweit bin ich noch nicht.
_visual_notes_ _visual_notes_ Beitrag 36 von 74
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Zitat: Thomas Bregulla 22.06.14, 09:33Zum zitierten Beitragnun, wenn es für dich solche klaren regeln und schon fast gesetze gibt, ist es für dich sicher hilfreich.
Ich habe nicht von meinen Gesetzen gesprochen, sondern "Gesetze" absichtlich in Anführungszeichen gesetzt und das als einen Versuch der sogenannten Gestalttheorie bezeichnet.

In keiner Form der Kommunikation gibt es "klare Regeln". Bei der verbalen Sprache gibt es Missverständnisse, so wie es auch in der visuellen Kommunikation oft Uneindeutigkeiten gibt, "was uns der Maler denn mit dem Bild sagen wollte".

Mehr noch als Missverständnisse aufgrund der Tatsache, dass Sender und Empfänger nicht denselben Code verwenden, gibt es meiner Meinung nach jedoch absichtliche Versuche, ambivalente Nachrichten zu senden, um Eindeutigkeiten und Verständnis zu vermeiden - egal ob in der visuellen Kommunikation oder in der gesprochenen Sprache.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 37 von 74
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Zitat: Clara Hase 20.06.14, 13:12Zum zitierten BeitragDanke Thomas Bregulla - für beide Absätze.
Englisch gelernt zu haben, ist leider nicht ausreichend, wenn man es nie nutzen musste.



das verstehe icb und es tut mir auch leid für die leute, die dadurch ausgeschlossen sind.
momentan lese ich ein buch über fotokritik, das ich aus meiner sicht sehr lesbar und verständlich geschrieben wurde. das gleiche buch auf deutsch würde ich vermutlich nur mit mühe lesen können.

diese erfahrung habe ich gemacht, als ich einmal ein datenhandbuch ins englische übertragen musste.
die akademisch-deutsche sprache halte ich im vergleich zur akademisch-englischen sprache für sehr komplex weil
- deutsch mit vorliebe im passiv schreibt und lange verschachtelte sätze verwendet.
- englisch hingegen verwendet aktiv und kurze sätze.

mir scheint manchmal als würden deutschsprachige autoren akademischer texte versuchen zu zeigen wie besonders akademisch (komplex) geeignet sie sind, während englischsprachige autoren interesse daran haben, dass ihre texte verstanden werden.

selbstverständlich gibt es immer ausnahmen.

historisch betrachtet haben englisch und deutsch gemeinsame wurzeln, jedoch durch die koloniale expansionspolitik der briten musste sicb die sprache stärker an 'nicht-erstsprachler' anpassen, was zu einer stetigen vereinfachung der sprache führte. diesen weg hat deutsch nicht genommen.
was man meiner ansicht nach in der unterschiedlichen verbreitung und damit umgekehrt auch in der verfügbaren literatur merkt.

ich fürchte auch, dass wenn die englischen texte ins deutsche übersetzt würden, sie nicht einfacher zu lesen wären.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 38 von 74
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@Jürgen, daher spreche ich lieber von der Metapher Bildsprache,
da ich erstens nicht in den ganzen Theorien firm bin, so dass ich nicht mal behaupten könnte Du habest Recht oder nicht - und zweitens der Ansicht bin, dass man viele Bilder auch lesen und verstehen kann, ohne die Regeln und Theorien zu kennen.

Ich kann mit diesen Unschärfen leben.

In dem Buch, das ich momentan lese, fand ich den folgenden Satz: (dem Sinn nach)

Kritiker sollten ehrlich in ihrem Urteil, klar in ihrem Schreiben, direkt in ihrer Argumentation und unvoreingenommen in ihrer Haltung sein. Gute Kritik ist wie eine Unterhaltung: direkt, frisch, persönlich und unvollständig. (und später) Die besten Kritiker erkennen, dass ihre Sichtweisen nie zu dogmatisch sein dürfen, weil sie immer (von aussen) korrigiert werden können.

aus: Criticizing Photographs, Terry Barrett, Seite 10 -About Art Critizizm

Das erzeugt in mir viel Resonanz und das Gefühl es entsprechend auf Bildsprache anwenden zu können, die Teil des Fokus von Kritik ist.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 39 von 74
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Darüber hinaus kann ich Wortsprachen benennen, zB Englisch, Deutsch, Japanisch.
Bei Bildsprache gibt es das nicht.
Selbst die 'Düsseldorfer Schule' wird man wohl nicht als Bildsprache benennen können, vertreten ihre bekanntedten Protagonisten doch sehr unterschiedliche Bildsprachen.
Clara Hase Clara Hase   Beitrag 40 von 74
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Unter Bildstil würde ich als unbelesene die Machart eines Bildes ansehen - da ist auch "modern", "zeitgemäß", "Aufnahme-Technik" drin enthalten kann mit besonderen Vorlieben der Verwendung. Die Verwendung von "unscharf" kann beides bedienen.
Zu Bildstil passt evtl auch das Wort Generation?

Unter Bildsprache kommt eher der Fotograf zum Zuge - sein Ich - sein Anspruch, seine Vorauswahl, oben unten mitte, das wie und auch wo er auf ein Objekt schaut,
und das was er mit dem Bild transportieren möchte. (Transport: Gefühl, Politik, Moral, Witz, Sachlage, Aufschrei, Aufruf, Schönheit, Genre usw usf)
Matthias von Schramm Matthias von Schramm   Beitrag 41 von 74
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Bildsprache(n) werden an kurzen Begegnungen deutlich.
Sinngemäß sagte mal ein "Kollege" zu mir:

"Ich will morgens um 5 Uhr zum Hafen fahren, habe die Vision dort einen Jogger im Nebel zu erwischen mit gigantischer Kulisse im HIntergrund."

Da musste ich feststellen, dass ich eigentlich nur mit Kamera in den Hafen fahre, um zu sehen was ich da vorfinde. Ersteres wäre vielleicht eine Auftragsarbeit gewesen für "was weiß ich was"!
Clara Hase Clara Hase   Beitrag 42 von 74
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o.T.Zitat: Thomas Bregulla 22.06.14, 10:02Zum zitierten Beitrag- deutsch mit vorliebe im passiv schreibt und lange verschachtelte sätze verwendet.
- englisch hingegen verwendet aktiv und kurze sätze.

ich vermag das so nicht beurteilen zu können
aber gerade spanisch lernend, bekamen wir Englandaustauschbesuch und ich musste einen Brief verfassen
-
in dem moment mochte ich partout kein englisch, weil es mir so trocken unmelidiös erschien.
Und das es "aktiv" ist, also voll mit Verben - hm, wäre die Stimmgewschindigkeit nicht auch davon beeinflusst?
Ich finde die Sprache ziemlich nüchtern - was vermutlich auch den trocknen Humor ausmacht, dem ich auch nicht so ganz nach kommen kann, sehe ich sowas mal im Fernsehen.
_visual_notes_ _visual_notes_ Beitrag 43 von 74
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Zitat: Thomas Bregulla 22.06.14, 10:21Zum zitierten BeitragDarüber hinaus kann ich Wortsprachen benennen, zB Englisch, Deutsch, Japanisch.
Bei Bildsprache gibt es das nicht.
Selbst die 'Düsseldorfer Schule' wird man wohl nicht als Bildsprache benennen können, vertreten ihre bekanntedten Protagonisten doch sehr unterschiedliche Bildsprachen.

Doch, ich glaube, genau das ist auch eine Sprache.

Und so wie gesprochene Sprache ja auch Dialekte, Slang, "falsche" Ausdrücke (z.B. Scheinanglizismen) etc. hervorbringt, bis sich schließlich daraus neue Sprachen (oder zuerst Kreolsprachen) entwickeln, bringt auch eine bestimmte Bildersprache wiederum verschiedene "Dialekte" hervor, bis hin zu neuen "Sprachen".

Die Bechers sprechen fotografisch eine ganz andere Sprache als Steve McCurry bei seinem Foto des afghanischen Mädchens mit den grünen Augen. Und Kertész, Brassai oder Cartier-Bresson sprechen wieder eine ganz andere Sprache als die Bechers oder McCurry, aber nach meiner Meinung dieselbe.

Zitat: Thomas Bregulla 22.06.14, 10:15Zum zitierten BeitragIch kann mit diesen Unschärfen leben.
Das muss man ja wohl auch, wenn es um Sprache - egal welche Art von Sprache - geht, ansonsten sollte man wohl Mathematiker werden.
Clara Hase Clara Hase   Beitrag 44 von 74
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Zitat: Jürgen W2 22.06.14, 10:47Zum zitierten BeitragDoch, ich glaube, genau das ist auch eine Sprache.

Und so wie gesprochene Sprache ja auch Dialekte, Slang, "falsche" Ausdrücke (z.B. Scheinanglizismen) etc. hervorbringt, bis sich schließlich daraus neue Sprachen (oder zuerst Kreolsprachen) entwickeln, bringt auch eine bestimmte Bildersprache wiederum verschiedene "Dialekte" hervor, bis hin zu neuen "Sprachen".

Die Bechers sprechen fotografisch eine ganz andere Sprache als Steve McCurry bei seinem Foto des afghanischen Mädchens mit den grünen Augen. Und Kertész, Brassai oder Cartier-Bresson sprechen wieder eine ganz andere Sprache als die Bechers oder McCurry, aber nach meiner Meinung dieselbe.


Ist das nciht wieder Bildstil, der sich aus der Sozialisation, dem Raum in dem Mensch lebt ergibt?
Der Kultur als solches und Gegenströmung?
_visual_notes_ _visual_notes_ Beitrag 45 von 74
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Zitat: Matthias von Schramm 22.06.14, 10:43Zum zitierten BeitragSinngemäß sagte mal ein "Kollege" zu mir:

"Ich will morgens um 5 Uhr zum Hafen fahren, habe die Vision dort einen Jogger im Nebel zu erwischen mit gigantischer Kulisse im HIntergrund."

Da musste ich feststellen, dass ich eigentlich nur mit Kamera in den Hafen fahre, um zu sehen was ich da vorfinde. Ersteres wäre vielleicht eine Auftragsarbeit gewesen für "was weiß ich was"!

Das war eine Auftragsarbeit. Er hat seinen eigenen, inneren Auftrag.
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