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Anja Gabi


Premium (Complete), Grävenwiesbach

Yenidze

Anfang des 20. Jahrhunderts bestand in Dresden die Vorschrift, im Weichbild des Zentrums, zu dem dieses Areal gehörte, kein Fabrikgebäude zu errichten, das als solches erkennbar war. Auch deswegen wollte Zietz auf dem Grundstück direkt an der Eisenbahntrasse unweit der Dresdner Innenstadt ein orientalisierendes Gebäude errichten, das einerseits dieser Forderung entsprach und gleichzeitig auch ein einprägsames Werbemonument für seine Orientalische Tabak- und Zigarettenfabrik „Yenidze“ sein sollte. Der Architekt und spätere Schwager Hitlers, Martin Hammitzsch entwarf daher auf Anregung von Zietz ein Bauwerk in einem fantasievollen „orientalischen“ Stil, das mit der farbig verglasten Kuppel und dem als Minarett getarnten Schornstein von außen wie eine Moschee wirkt. Dieses Erscheinungsbild prägte den umgangssprachlichen Namen „Tabakmoschee“. Vorbild für den Bau soll die Grabmoschee des Emirs Khair Bak in Kairo gewesen sein.

Im für seine historischen, vor allem barocken Bauten berühmten Dresden traf der Neubau im Stil einer völlig fremden, noch sehr wenig bekannten Kultur auf heftige Ablehnung; um die negativen Auswirkungen für den Bauherrn und den Architekten ranken sich Legenden. Allen Anfeindungen zum Trotz erfüllte das Gebäude seinen Werbezweck: Es war in aller Munde und – als die Dresdner sich schließlich mit ihm abgefunden hatten – weiterhin in aller Augen.

Kommentare 3

  • Ulrich-Schulze 8. Dezember 2020, 18:30

    Anja, Deine Recherchen zu den tollen Aufnahmen sind beachtlich (das mit dem Schwager Hitlers war mir nicht bekannt)
    Insgesamt Gratulation zu den schönen Aufnahmen
    LG Ulrich
  • Prisma-photo 15. November 2020, 12:01

    Ich mache hier eine sehr schöne Entdeckung, durch das Foto, aber auch durch Ihre völlig unerwartete Erklärung zu diesem Gebäude. 
    Sehr schönes Foto mit einer herrlich leuchtenden Atmosphäre!
  • Saxon-2 14. November 2020, 20:53

    Sieht gut aus, auch die Umsetzung gefällt mir.
    Gruß Saxon