Zurück zur Liste
Von der Textilfabrik über Technoparties in den Ruin...

Von der Textilfabrik über Technoparties in den Ruin...

5.325 12

SPERRZONE


kostenloses Benutzerkonto, Rheinfelden

Von der Textilfabrik über Technoparties in den Ruin...

1862 gründete Johann Friedrich Gugelmann mit seinem Schwager Arnold Künzli die Weberei Gugelmann & Cie. in Roggwil. Das Unternehmen war sehr erfolgreich und kaufte zahlreiche andere Textil-Betriebe auf, wie z.B. die Berner Spinnerei Felsenau. 1989 entschloss sich das Familienunternehmen, ihre Firma an die Spinnerei an der Lorze AG in Baar zu verkaufen. Einer der Hauptaktionäre dieser grössten Schweizer Spinnerei war der Financier Adrian Gasser, der wegen seines rüden Vorgehens gegenüber Gewerkschaften und wegen verschiedener Firmenschliessungen öfters in die nationalen Schlagzeilen geriet. 1991 beschloss er, auch die Produktion der Spinnerei Gugelmann in Roggwil einzustellen, weil er mit anderen Nutzungen wie Technoparties und einer Kartbahn höhere Renditen aus den Fabrikliegenschaften herausholen wollte. Seither beschäftigt sich die Firma Gugelmann nur noch mit Lagerhäusern und Industrievermietungen und hat sich per 1.1.2003 in Logistikcenter Roggwil umbenannt. Die Firma belegt einen verschwindend kleinen Teil des gesamten Gugelmann-Areals. Die ehemaligen Spinnerei- und Webereigebäude werden anderweitig genutzt. In den 90er Jahren war Roggwil die Schweizer Hochburg für Technoparties. Seit 1993 hat es auf dem Gugelmann-Areal 10 mal gebrannt und auch Überschwemmungen haben das Areal heimgesucht. Heute sind durch Brände auch die Gebäude der grossen Brockenstube und die Gebäude, wo die Technoparties stattgefunden haben zerstört. Einige Hallen wurden bereits abgerissen. Auch der Rest bereitet keinen erfreulichen Anblick mehr.

aufgenommen am 26.12.2003 in roggwil / be

Kommentare 12

  • BrunoZero 3. April 2009, 0:58

    14.10.1995 war ich schonmal dort. da stand die ein oder andere halle noch; ich und wohl über zehntausend andere knapp 16jährige, sogenannte "Raver" waren sauglücklich darüber, gab es einen Typen wie den Herrn Gasser. Der machte Nägel; musste zwar dafür den ein oder anderen köpfen! ...oder wie ging der Spruch?
    ... ich war wirklich da! "Odyssey III" nannte sich der Gspass, wie wir Schweizer zu Sagen pflegen. Vorne rechts hab ich auf dem Platz gesessen und lustige Sachen gemacht... Der Brunnen war zugedreht und auf den Toiletten gabs nur lauwarmes Wasser...

    es ist kalt geworden im Acidfloor...
  • Harald Finster 31. Dezember 2003, 17:01

    Kann mich nur anschließen.
    Ein traumhaft schönes Foto von einem wundervollen Gebäude. Die Architektur ist einerseits schlicht und nur dezent 'verziert' aber anderseits klar gestaltet, eben Architektur, die dieses Prädikat vedient.
    Deine Geschichte zu dem Betrieb stimmt traurig und wütend zugleich. Ähnliche Beispiele lassen sich leider zu hunderten finden. (Mir fällt die Schraubenfabrik Bauer & Schaurte in Hagen ein.)
    Gruß Harald


  • Markus Grünthaler 27. Dezember 2003, 10:25

    @Bernhard: Beat ist bestimmt nicht böse deswegen! Manche Fotos und ihre Geschichte fordern solche Diskussionen geradezu heraus und ich finde das sehr gut!
    Manchmal ist es ganz gut mal seine Meinung dazu loszuwerden.
    Als die Geschicke der Maxhütte noch in den Händen der Unternehmerfamilie Flick lagen ging es ihr sehr gut! Flick tat alles dafür damit es ihr gut ging. Sicher hatte er auch ein Gewinninteresse aber das ist richtig und normal! Den Mitarbeitern war das egal und sie hatten unter seiner Führung alle Sicherheit für ihre Arbeitsplätze. Niemand ließ etwas über den "Alten" kommen ganz im Gegenteil, sie haben ihn regelrecht verehrt! Als er starb wurde die MH in den "freien Markt" verkauft und von da an gings bergab. Gewinne wurden rücksichtslos herausgezogen und nicht mehr investiert wie es Flick tat, sondern in alle möglichen anderen Unternehmungen eingebracht, die nicht unbedingt immer sehr sauber waren! Daran änderten auch diverse Modernisierungen nichts die noch getätigt wurden. Die Tendenz ging seit 1978 ständig nach unten. Von den einstmals über 10000 Beschäftigen waren bei der Schließung nur noch 830 übrig! Wegen der paar Leute hat sich dann auch niemand mehr für den Erhalt des Werkes eingesetzt. Den Verlust an Identität für unsere Region hat auch niemand gekümmert, einzig der Profit und eine unselige EU-Politik waren maßgebend. Auch der kleinkarierte Privatkrieg des BR-Vorsitzenden mit dem neuen Besitzer trug wesentlich zum traurigen Ende bei.Die Mitarbeiter hatten es auszubaden, sie wurden alle arbeitslos, der BR-Vorsitzende wechselte in dne Aufsichtsrat der neu gegründeten Beschäftigungsgesellschaft und hatte wieder sein Auskommen. Auch die meisten anderen "streitbaren" Betriebsräte sind wieder in Lohn und Brot, bei versch. Gewerkschaften! So ist das mit der Solidarität die sie ständig plakativ vor sich hertrugen und von uns eingefordert haben, egal wie groß der Blödsinn auch war den sie unternahmen! Schuld am Untergang der MH sind viele, der Anteil des BR und der Gewerkschaft ist aber relativ hoch, sie haben es zum Prestigeobjekt gemacht und ihre Sturheit bis zum Schluß beibehalten auf den Rücken der Kollegen und ihrer Familien. Sie haben nach dem bay. Staat geschrien, den letzendlich auch die Hände durch "EU-Recht und Beschlüße" gebunden waren. Staat und neuer Besitzer haben viele Kompromißvorschläge gemacht, alle wurde rigoros abgelehnt und dagegen gearbeitet. Sicher wäre es ohne Entlassungen nicht abgegangen aber das Unternehmen wäre erhalten geblieben und es wäre wieder investiert worden. Die Produkte waren 1A-Qualität und die Auftragsbücher waren voll, so aber ist nichts mehr übriggeblieben von fast 150 Jahren Tradition der Stahlerzeugung in Sulzbach-Rosenberg und die Stadt hat das auch zu spüren bekommen und bekommt es auch weiterhin zu spüren, sie stirbt, langsam aber sicher.
    Was bleibt sind die Erinnerungen an eine Zeit in der die Uhren nach der MH ausgerichtet waren und in der Stadt und Region vom Werk lebten und es ihnen gut ging. Von den jetzt vorhanden Schuhschachtelbetrieben kann die Stadt nicht leben und eine neue Identität werden ihr diese Minibetriebe auch nie geben können!
    Erz-u. Eisenstadt war einst der stolze Beiname für unsere Stadt, jetzt wirkt er wie Hohn!
  • Jean Louis 26. Dezember 2003, 23:41

    Wow, Da haben wir mit tausend anderen,, Parties gefeiert! Ja, das waren Zeiten. Habe danach noch ein paarmal in den Schlagzeilen vom Gugelmann-Areal gehört.
    Die Parties lockten tausende von Leute nach Roggwil. In den zahlreichen Hallen war das Musikangebot recht gross. Doch leider entwickelten sich die Parties ziemlich rasch zu Geldmacherei.

    Danke für diesen Jump in die Vergangenheit!! :-))

    ..jean
  • A.Soul- Lichtbildnerin 26. Dezember 2003, 22:34

    :-S...schade...lg angelika
  • Markus Grünthaler 26. Dezember 2003, 21:55

    Hier muß ich Bernhard voll recht geben! Dieses schöne und repräsentative Gebäude in so einen trostlosen Zustand zu sehen tut schon weh! Was hatten die einstigen Firmeninhaber alles an Arbeit und Engagement in ihre Betriebe gesteckt und wurden letzendlich vom alles zerstörenden Profitdenken kaputtgemacht. So wie in der Textilbranche erging es vielen anderen Traditionsbranchen auch. Weltfremde und geldgierige EU-Technokraten entscheiden an ihren Schreibtischen welche Unternehmen eine Zukunft haben und welche nicht. Das sie dabei über Menschenschicksale urteilen stört sie nicht im geringsten.
    In der Stahlindustrie und im Bergbau laufen die Entscheidungen genauso. Zuerst öffnete man die Grenzen für Billigramsch aus Fernost, danach schloß man einfach dadurch "unrentabel" gewordene Betriebe zu um dadurch noch mehr importieren zu müssen! Plötzlich sind eigenproduzierte Waren zu teuer oder finden keinen Markt mehr. Über allen auch noch die EU Quotenpolitik: Wir dürfen nicht mehr das produzieren was gebraucht wird, sondern müssen uns den Markt mit ausländischen Anbietern teilen, weil die ja auch einen Absatz brauchen. Da diese Betriebe im untersten Lohn-u. Sozialniveau wirtschaften überfluten sie den Innlandsmarkt mit Billigprodukten und machen den eigenen Unternehmen das Leben schwer. Hier herrscht keine Chancengleichheit mehr und das war der Tod vieler tradioneller Unternehmen im Land und es werden noch viele folgen. Was tun eigentlich unsere Politiker dagegen??

    Die Ansicht des Gebäudes finde ich sehr schön, auch die Architektur beeindruckt, schade nur der Zustand!
  • Charito Gil 26. Dezember 2003, 20:58

    genau richtig die perspektive !!
    ganz interesant schon wieder !!
    lg
    .. charito
  • Thomas Illhardt 26. Dezember 2003, 20:51

    sieht ja wieder mal super-interessant aus!
    bin auf innenaufnahmen gespannt!
    ciao
    illi
  • SPERRZONE 26. Dezember 2003, 20:47

    @jörg: dachte frontal wäre zu langweilig, deshalb hab ich diese perspektive hochgeladen. frontal kann ja noch kommen ;-)
    @flugi: aber sicher war ich drin ;-)))))
  • Steffen Fritzsche 26. Dezember 2003, 20:43

    Tja schade das diese location so enden muß.Ich gebe da harald voll recht.warste da auch mal drin?
    greetz steffen
  • Jörg Schönthaler 26. Dezember 2003, 20:43

    schade um dieses gebäude . eine andere perspektive würde mir hier besser gefallen ( frontal oder in einem noch steilerem winkel ).
    gute info zum bild.
    grüße jörg