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Veränderliche Krabbenspinne - Misumena vatia (0738)

Veränderliche Krabbenspinne - Misumena vatia (0738)

2.241 1

Weißwolf


Premium (World), Güstrow

Veränderliche Krabbenspinne - Misumena vatia (0738)

Die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) gehört zu den häufigeren Arten dieser Familie, was aber auch mit daran liegen kann, dass sie gegenüber anderen Arten leicht gefunden und identifiziert werden kann. Sie ist holarktisch verbreitet und dort sowohl in subarktischen als auch in subtropischen Lebensräumen zu finden; nach Norden hin wird die Art allerdings deutlich seltener. Wie viele Krabbenspinnen zeichnet sich auch sie sich durch einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus aus: die weißen Weibchen erreichen bis 9 mm Körperlänge, die nicht einmal halb so großen Männchen haben braune Beine und einen lebhaft gezeichneten Körper.
Zur Beute gehören vielfach erheblich größere Insekten wie Bienen und Hummeln, die – gerechnet auf die Biomasse – den größten Anteil stellen. Zahlenmäßig überwiegen jedoch – neben allen anderen blütenbesuchenden Fliegen – Schwebfliegen.
Die Grundfarbe der Veränderliche Krabbenspinne ist weiß; gelegentlich zieren roten Streifen die Seiten des Hinterleibs. Das Vorhandensein dieser Streifen ist individuell unveränderlich, weil genetisch determiniert, die weiblichen Spinnen können jedoch aktiv die Grundfarbe ändern, nämlich von weiß zu gelb; daneben ist auch eine passive Verfärbung möglich. Auslöser für den aktiven Farbwandel ist die Farbe der Blüte, auf der die Spinne steht (nicht sitzt!) und die sie optisch wahrnimmt (mit funktionslosen Augen ist der Farbwechsel nicht möglich).
Die weiße Farbe entsteht durch in die Zellen der Epidermis eingelagerte Guanin- und Harnsäure-Kristalle, die darüber liegende Hypodermis ist durchsichtig. Dort hinein kann die Spinne eine gelbe Flüssigkeit pumpen, die sie in Drüsen im Körperinnern vorhält. Der Chemismus ist bis heute nicht ganz aufgeklärt, obwohl seit nunmehr 130 Jahren daran geforscht wird. Soviel jedenfalls ist mittlerweile gesichert: Ausgangspunkt für den Farbstoff ist die essentielle Aminosäure Tryptophan, die aus Proteinen der Beutetiere gewonnen wird. In mehreren komplexen Schritten werden Ommochrome gebildet (Ommine, Ommatine, Ommidine), von denen wohl die Ommatine, v.a. das Xanthommatin (gelb) nebst seinen Derivaten (z.B. Ommatin D, rot), die bedeutendste Rolle spielen. Bis heute ist allerdings unklar, ob die Ommochrome als farbgebende Metabolite aus dem Verdauungstrakt in die Haut transportiert werden oder ob Tryptophan in die Oberhaut gelangt und erst dort in Ommachrome umgewandelt wird. Über den umgekehrten Weg, die Rückfärbung von Gelb nach Weiß, gibt es noch weniger Erkenntnisse.
Die Coloration dauert wohl zumindest einige Tage und hängt qualitativ und quantitativ stark von der aufgenommenen Nahrung, aber auch von der physiologischen Konstitution des Spinnenindividuums ab. Angaben darüber, der Farbwandel könne in Stunden, sogar in Minuten vollzogen werden (HEIMER, 1988, S. 83), sind kritisch zu betrachten.
Diskutiert wird ebenfalls seit langem darüber, ob die farbliche Wandelbarkeit der Tarnung beim Beutefang dient oder dem Schutz vor Räubern. Auf roten und violetten Blüten findet man nur weiße Spinnen. Einige Insekten wie Hummeln haben eine besondere visuelle Stärke für Rot und Violett, die sie wahrscheinlich als weiß wahrnehmen, gelbe Blüten dagegen im Graubereich. Und da Hummeln weiße Spinnen auf weiß erscheinenden Blüten eben nicht sehen, kann die Begegnung für sie fatal enden. Andererseits ist es für Vögel als potenzielle Räuber egal, ob die Krabbenspinne in weißer oder gelber Tracht auf einer roten Blüte steht – beides ist gut sichtbar. Hält sie sich dennoch bevorzugt auf solchen Blüten auf, sind diese aber enorm kontrastreich wie im Bild das Schmuckkörbchen (Cosmos, syn. Cosmea): die Zungenblüten sind rot/violett, die Röhrenblüten leuchtend gelb. Diesen Kontrast können Vögel (und Menschen) aus größerer Entfernung (einige Meter) nicht auflösen, erst aus der Nähe ist ihnen das möglich.
Sehr selten treten pinkfarbene, rötliche oder grünliche Exemplare auf. Das scheint mit der Art der Nahrung zusammenzuhängen, ist also eine passive Farbänderung. Wenn die Spinne eine größere Menge rotäugiger Schwebfliegen vertilgt hat, färbt sich der Hinterleib allmählich um, wird aber nie vollständig bzw. intensiv rot oder braun.

Kommentare 1

  • t0ms0n 20. Dezember 2020, 17:39

    Eine gute Aufnahme. Sehr interessant die detaillierte Beschreibung über den Farbwechsel.
    Gruß Thomas

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Kamera NIKON D300S
Objektiv Sigma Macro 105mm F2.8 EX DG or AF Micro-Nikkor 105mm f/2.8D
Blende 29
Belichtungszeit 1/125
Brennweite 105.0 mm
ISO 100

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