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...über das Lernen

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Olaf Rocksien


Premium (Pro), im Norden

...über das Lernen

Nach nur 14 Jahren hatte Akbar, mit einer für die damalige Zeit bemerkenswerten Toleranz fremden Kulturen und Religionen gegenüber ausgestatteter Mogulkaiser, seine neue Hauptstadt verlassen müssen. Die Brunnen waren versiegt.
Im Jahre 1585 verlegte er seinen Regierungssitz in das nahe Agra, welches erst gut 60 Jahre später durch den Bau eines gewaltigen Mausoleums Weltruhm erlangen sollte - dem Taj Mahal.

Hinterlassen hat uns Akbar eine perfekt erhaltene Residenzstadt aus der Mogulzeit. Eine Geisterstadt, denn die ursprünglichen Bauten wurden nie wieder bewohnt.
Noch heute durchweht sie ein Hauch jener Zeit, die noch zeitlos war.

Ich höre Gemurmel, Kinderstimmen, aus dem Halbdunkel eines Arkadenganges in der Jama Masjid, der Freitagsmoschee hoch oben auf dem Hügel. Eine Koranschule ist es, wie sich bald herausstellt. Der alte Aufseher blickt mich eine Weile wortlos an und nickt, als ich ihn mit einer Geste um die Erlaubnis für ein paar Bilder bitte. Die Kinder lassen sich nicht stören. Als ich mich nach wenigen Minuten leise zurückziehe, schieben mir die dürren, zerbrechlichen Zweigen ähnelnden Hände des Aufsehers einen ausgefransten und verblichenen Quittungsblock hinüber, in den ich eine bescheidene Spende einzutragen gebeten werde. Sorgfältig malt der Mann dann ein paar Unterschriftsbuchstaben unter das Papier, setzt mit bedächtigen Bewegungen den Abdruck eines überdimensionalen Holzstempels darunter, faltet es umständlich viel zu viele Male, um es mir dann mit einem Lächeln zu überreichen - so hat alles seine Ordnung.
Wenige Rupien nur waren es - und doch ausreichend, bescheidene Zufriedenheit in das Gesicht des Mannes zu zeichnen. Sein Geschenk an mich aber war ein anderes und bedurfte keiner Quittung.

Aus dem Halbdunkel vergangener Zeiten trete ich wieder hinaus in das Licht und beschließe, mir für den morgigen Tag eine Fahrkarte nach Varanasi zu kaufen....

Jama Masjid-Moschee, Fatehpur Sikri 1995 - überarbeiteter Reload eines Diascans

Kommentare 13

  • Marc Erpelding 26. August 2007, 16:13

    Wundervolles Bild. Tolle Stimmung und Licht!

    LG, Marc
  • Massimo Santoni 24. November 2006, 16:02

    How beautiful! My compliments!
  • Die Waldvenus 16. Oktober 2006, 12:39

    ist das schön,das warme Licht die innigen Gesichter perfekter Schitt alles stimmig und dann der Text dazu,großes Kino++
  • Anna Voig 11. Oktober 2006, 11:02

    ja..
  • Heidi Roloff 10. Oktober 2006, 16:43

    Ein echter Rocksien eben... :-)))
    LG Roloffski
  • Guido Zeitler 10. Oktober 2006, 16:39

    Ein tolles bild das so viel Lebensgeführl vermittelt. Fotos, die es wie dieses schaffen, den Menschen in eine ander Kultur zu versetzen sind ausgesprochen selten.
    Ich bin begeistert.
    Gruß Guido.


  • philippa. 10. Oktober 2006, 9:29

    Wenn ich mich entscheiden müsste, wahrscheinlich mein Lieblingsbild von dir! Großartig!
  • Abdul Khaliq 10. Oktober 2006, 9:06

    A great composition of documentary.
  • † Klaus Baum 9. Oktober 2006, 22:49

    ich wollte dir schon seit längerem sagen, daß ich deine bilder mag - und vor allem deine sehr differenzierten texte dazu. die absicht, dir etwas ebenso kluges dazu zu schreiben, hat mich diese absicht immer wieder vor mich herschieben lassen.

    lg
    klaus
  • Heidi Schneider 9. Oktober 2006, 21:54

    Sehr schöne Farben, dichtes, stimmungsvolles Bild.
    Fatehpur Sikri hat mir auch sehr gefallen, trotz beginnendem Typhus...
  • Gerlind Arnold 9. Oktober 2006, 21:38

    Schwer zu sagen was mir besser gefällt,
    das Foto oder die Geschichte dazu.
    Wahrscheinlich ist es die Kombination aus Beidem.
    Wunderschön, Olaf.
    Gruß Gerlind
  • sabinsen. 9. Oktober 2006, 21:11

    sehr schönes Bild, das Gelb!, und die Beschreibung des Aufsehers ist so anschaulich.... :-o
  • Northern Lights 9. Oktober 2006, 20:43

    hab mich extra eingeloggt um diese ach so geile kunstwerk zu preisen, daß ist ein top bild, auch die info.

    gruß c