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Mein Traum heut Nacht

Mein Traum heut Nacht

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Insulaire


Premium (World), Ile de Ré

Mein Traum heut Nacht

Wolken

Steil führte mich mein Weg hinauf,
Wälder, Felsen, weiter - bergauf,
bis ich auf einem Gipfel stand,
die Welt um mich im Nebel schwand.

Die Kälte schnitt mir in die Haut.
- Stille. - Kein Laut.

Verzweifelt kauerte ich mich
in eine Mulde, weich und dicht,
und sah und fühlte, wo ich saß,
... auf einer Wolke, weiß, blaublass.

Um mich herum nur leerer Raum
- und Wolkenschaum.

Da tauchten aus dem dichten Nichts
Gestalten, dunkel und gesichts-
los, trugen blaue Wolken her,
etwas größer als ich, nicht schwer.

Dunkelblauweiche Wolkenpracht.
- Es wurde Nacht.

Ein Wesen trat an mich heran,
sprach mich mit fremden Lauten an;
doch ich verstand, es schenke mir
eine der blauen Wolken hier.

Ich lachte, weinte, schlief dann ein.
- Kälte, - allein.

Die Sonne schien mir ins Gesicht,
als ich erwachte; - wusste nicht,
was da um mich herum geschah.
Kinder, Erwachs'ne spielten da.

Die blauen Wolken waren jetzt
- alle besetzt.

Durch dieses Jubeln schritt ich still.
Ein Mädchen frug mich, was ich will.
Da klagte, schrie ich voller Qual
in dieses blaue Wolkental:

Ein blaues Wölkchen hier ist "mein".
- Wo könnt es sein?

All diese Menschen standen stumm
und trauervoll um mich herum.
Das Mädchen nahm mich bei der Hand
und zeigte auf die Nebelwand.

Es sagte mir mit ernstem Blick,
- dort läg' mein Glück.

Dem Nebel überließ ich mich;
die weißen Schwaden teilten sich.
Hier lag im sanften Sonnenschein
ein Wölkchen, dunkelblauweich, "mein".

Das Kopfkissen fest im Gesicht
- erwachte ich.

Kommentare 14

  • Insulaire 6. Januar 2013, 23:18

    Dankeschön.
  • Horst Witte 6. Januar 2013, 22:22

    Spontan fiel mir zu deinem Traum ein:

    1. Ein eigener Traum vor etwa 35 Jahren . . . . Ich lag im Sarg und wusste, das Ende ist gekommen. Ich registrierte erstaunt und interessiert, wie allmählich das Leben aus mir entwich . . . wie aus einem Luftballon die Luft . . . ganz langsam. Das war´s dann wohl.
    Ich wurde wach und lag ruhig und entspannt im Bett.

    2. Wolken und Lyrik
    Wolken und Liebe
    Dazu fiel mir Brechts Gedicht "Erinnerung an die Marie A." ein, eines der besten (vielleicht das schönste) Liebesgedichte.
    ....... Ausschnitt:

    "Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
    In meinem Arm wie einen holden Traum.
    Und über uns im schönen Sommerhimmel
    War eine Wolke, die ich lange sah
    Sie war sehr weiß und ungeheur oben
    Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
    . . . . .
    Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
    So sag ich dir: ich kann mich nicht erinnern

    Ich weiß nur mehr: ich küßte es dereinst.
    . . . . .
    Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
    Wenn nicht die Wolke dagewesen wär."


  • MsBari 6. Januar 2013, 14:05

    und immer wieder : wunderschön...
    LG Rosalie
  • Maud Morell 5. Januar 2013, 19:03

    Du bist eine Poetin.
    Dieses Traumgedicht und dein Foto dazu können mich nur begeistern.Du hast viel Fantasie und das ist der Anfang jeden Fortschritts.
    LG von Maud
  • ann margAReT 4. Januar 2013, 20:02

    das ist so schön, die stimmung im bild und deine worte im vers.
    eine schöne gabe ist das, bilder mit deinen eigenen worten zu beleben, so dass sie berühren.
    eine ganz feine arbeit, für mich ist das poesie und so schön gemacht.
    lg ann
  • Norbert Nelles 4. Januar 2013, 19:51

    Träum weiter und vergiss es nicht aufzuschreiben.....das ist wundervoll
    LG Nelli
  • mag ich 4. Januar 2013, 19:10

    man kommt solange wieder herab, bis man keine fehler mehr macht. dann darf man auf die blaue wolke. und dann friert man da oben vielleicht auch nicht mehr. ;-)
  • Joachim Haak 4. Januar 2013, 19:00

    du bist eine tolle Geschichtenerzählerin
    so schön
    muss ich meinen Enkeln mal vorlesen
    LG Jo
  • Romulus Rex 4. Januar 2013, 18:14

    Schöner Traum.
  • SternenKünstler 4. Januar 2013, 18:08


    So fandest Du auf Nebels Wegen,
    den Schatz, der sonst nur rumgelegen.
    Wolken sind für das Ge-Wissen
    mehr als nur ein Ruhekissen ...

    Bewegend Wundervoll, liebe Insu.

    Herzlichst, Carlo

  • Insulaire 4. Januar 2013, 17:26

    Ja, Conny, - und dann im Breitformat.
  • Conny 11 4. Januar 2013, 17:20

    ich beneide dich um die fähigkeit, solch
    worte zu finden.
    wunderschön in verbindung mit dem foto, welches ich oben etwas beschnitten hätte. aber das ist geschmacksache.
    lg conny
  • Insulaire 4. Januar 2013, 16:43

    Dankesehr Drea.
    Die Gedichte sind allesamt von mir selbst.
    Den Traum träumte ich zwar schon vor einiger Zeit,
    doch schrieb ihn sofort nach dem Erwachen auf.
  • Baumbewohnerin 4. Januar 2013, 15:50

    Ich lese es jetzt zum vierten Mal...

    Unglaublich.....von wem ist dieses Gedicht?!
    Das Foto ist auch gut; aber von wem das ist, brauche ich ja nicht extra zu fragen.:-)

    LG
    Drea