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IC 5070 /IC 5067 (Pelikannebel) in (Quasi-) Hubble-Palette mit Herbig-Haro-Objekt H555

IC 5070 /IC 5067 (Pelikannebel) in (Quasi-) Hubble-Palette mit Herbig-Haro-Objekt H555

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Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie


Premium (Basic), Hochsauerland (NRW)

IC 5070 /IC 5067 (Pelikannebel) in (Quasi-) Hubble-Palette mit Herbig-Haro-Objekt H555

Bei der Hubble-Palette handelt es sich um eine bestimmte Farbgebung in der Astrofotografie, die nach Bildern des Weltraumteleskops Hubble benannt wurde.
Mittels 3 unterschiedlicher Spektralfilter, welche jeweils nur Licht mit bestimmten Wellenlängen, nämlich des
a) ionisierten Sauerstoffs (O-III): ca. 501 nm
b) ionisierte Wasserstoffs (H-II = H-Alpha) : ca. 656 nm und des
c) ionisierten Schwefels (S-II): ca. 672 nm
durchlassen, können diesen 3 Filterwirkungen bei der EBV anschließend genau die 3 Grundfarben Blau (für O-III), Grün für H-II und Rot (für S-II) zugeordnet werden.
Damit lassen sich nun die unterschiedlichen Element-Anteile in den Astronebeln besser voneinander trennen und farblich darstellen.
Ich habe daher die Aufnahmen mit O-III-Filtern der Farbe Blau zugeordnet und Aufnahmen mit H-Alpha Filter (= H-II) der Farbe Grün.
Einen S-II Filter für den Rot-Kanal habe ich (noch ;-) ) nicht. Daher habe ich mir einen Trick überlegt, der zwar nicht so exakt wie mit S-II Filter zu S-II Licht führt, aber zumindest in die richtige Richtung geht (daher auch als "Quasi-" Hubble betitelt): Für den Rot-Kanal habe ich zunächst den natürlichen Rot-Kanal aus meinen Aufnahmen mit UHC-S-Filter als Basis genommen (diese enthalten vor allem H-II-Licht mit Wellenlängen bei 656 nm und spektral sehr nah daneben S-II Licht mit 672 nm ). Von dieser Rot-Basis habe ich nun die Aufnahmen, welche ich rein mit dem 7 nm-H-Alpha Filter aufgenommen habe, einfach subtrahiert. (H-Alpha selbst wird ja wie gesagt auf Grün gesetzt).

Was übrig bleibt für den Rot-Kanal, (also = UHC_rot minus H-Alpha), entspricht (zumindest dominant) gerade dem Licht aus Wellenlängen für die S-II Linie. Und Voila: hier ist die Quasi-Zuordnung für den Rot-Kanal entsprechend "quasi S-II Licht".

Mein Quasi-Hubble-Bild zeigt in dieser Farbgebung einen größeren Ausschnitt des Pelikannebels als mein letztes Foto, welches selbst ein Ausschnitt aus meinem ursprünglichen Pelikannebel-Mosaik war.
Zur realen Dimension / Größenverhältnissen: Der hier dargestellte Bereich hat real eine Ausdehnung von um die 10 Lichtjahre. Dabei ist der gesamte, noch deutlich größere, Nebel-Komplex in einer sternreichen Gegend unserer Milchstraße im Sternbild Schwan gelegen und ca. 1800 bis 2000 Lichtjahre von uns entfernt.
Für den jetzt hier dargestellten Bereich sind Ende Nov./ Anfang Dez. 2016 zu den bereits vorhandenen Belichtungszeiten meines früheren Mosaik-Bildes aber auch noch mal weitere 16 x 280 sec. Belichtung mit O-III Filter sowie 25 x 280 Sec mit H-Alpha-Filter hinzugekommen, um ein etwas besseres Signal-Rausch-Verhalten zu bekommen.
Die Gesamtbelichtungszeit des zugrunde liegenden Mosaik-Bildes, aus dem dieses neue Bild herausgeschnitten wurde, liegt damit nun bei ca. 22 Stunden.
Der Pelikan schaut in dieser Ausrichtung wieder "nach oben" wie bei meinem letzten Bild. In diesem neuen Foto erkennt ihr aber noch das "Auge" sowie den oberen Teil des Schnabels. (Dazu am besten 90 Grad verdreht auf das Bild schauen, siehe auch die anderen Fotos des Pelikans zum Vergleich.)
Markant auffallend ist in der hier gewählten Ausrichtung jedoch wieder der Emissionsgrat im unteren Bildbereich sowie der aus diesem herausstehende "Rüssel" etwas unterhalb der Bildmitte. (Der "Rüssel" ist eine Dunkelwolke, die Licht-absorbierende interstellare Materie enthält, ähnlich wie der berühmte Pferdekopfnebel.)
Am Ende dieses Rüssels, und das lässt sich in diesem Foto schon eher erkennen als in meinen früheren Pelikannebel-Fotos befindet sich das
sogenanntes Herbig-Haro-Objekt mit der Bezeichnung HH555: Das ist ein Proto-Stern, der sich gerade erst zu einem richtigen Stern ausbildet, der also noch am Anfang seines Sternenlebens steht. Sichtbar sind aber bereits die Sternenwinde, die mit mehreren hundert km pro Sekunde aus den polaren Regionen in den interstellaren Raum schießen und mit diesem wechselwirken: Es bilden sich Jets, welche in entgegengesetzter Richtung aus der Spitze
des Rüssels hervortreten und den entstehenden Protostern, obwohl dieser selbst nicht direkt sichtbar ist, an dieser Stelle verraten.
Durch die gewählte Farbgebung als Hubble-Zuordnung, aber sicher auch durch die zusätzliche Belichtungszeit für O-III und H-II bei relativ guten Bedingungen, sind die Jets in meiner Pelikannebel-Fotoreihe nun erstmals deutlicher hervorgetreten.

Infos zur Aufnahme-Ausrüstung:

Teleskop: Celestron EHD 800, f_eff= 1422 mm durch Cel. Reducer für EHD800, F/7
Montierung: Cel. AVX
Auto-Guiding mit Lacerta MGEN 2.2 am 9 x 50 Sucher, teilweise ohne Guiding
Kamera: EOS 760d (unmod.), Filter: 7-nm-H-Alpha (Baader), 20-nm O-III (TS), UHC-S (Baader)

Belichtungszeit (gesamt) mit H-Alpha Filter ca. 10,5 h
Belichtungszeit (gesamt) mit O-III Filter ca. 4,6 h
Belichtungszeit (gesamt) mit UHC-S Filter ca. 7 h

Bias-u. Darks-Abzüge, Flats, gestackt und bearbeitet in Fitswork und DPP4
Aufnahmendaten: zwischen 23.Aug. und 04. Dez. 2016, loc: 51.3°n.Br., 310 m NHN

Viel Spaß beim Betrachten. LG. Dirk

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