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Episyrphus - Schattenflieger im Sonnenfleck

Episyrphus - Schattenflieger im Sonnenfleck

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Frank Köhler


Premium (Basic), Bornheim / Rheinland

Episyrphus - Schattenflieger im Sonnenfleck

Hainschwebfliege Episyrphus balteatus (Diptera, Syrphidae, 7 mm), Bornheim/Rhld., VI.2003.
Vergrößerung ist hier ca. 16-fach, Augenlänge etwa 0,5 mm.
Ein Dank geht an Dr. Fritz Geller-Grimm, Museum Wiesbaden, für die Bestimmung.

Eine der häufigsten Schwebfliegen Mitteleuropas, die nach Marienkäfer und Florfliege zu den meist
behandelten Tieren in der entomologischen "Nützlingsliteratur" gehört. Nach der in der genetischen Forschung
beliebten Fruchtfliege Drosophila ist sie bei den Fliegen unbestritten die "Nr.2", da ihre Larven sich von
Blattläusen ernähren. Die Imagines der Schwebfliegen sind Blütenbesucher, was durch einige tausend Fotos im
Internet gut dokumentiert wird, wobei man nicht nur die üblichen "Sitzfliegen" findet, sondern auch eine Reihe
excellenter Flugaufnahmen.

Unter einem schattigen Kirschbaum in unserem Garten versammelte sich jeden Abend ein Dutzend
Hainschwebfliegen, die im Wind tanzten und sich, sobald zwei Tiere sich zu nahe kamen, in wilde Luftkämpfe
verstrickten. Offenbar handelte es sich um Männchen, die hier ein von anderen Syrphiden bekannten
Revierverhalten zeigen. Ihren Namen verdankt die Hainschwebfliege dem Umstand, dass sie gerne in
Sonnenflecken in höherer Vegetation schwebt. Ein besonderes Verhalten habe ich nun versucht mit diesem Bild
zu dokumentieren: Im Schatten dreht die Fliege bevorzugt ihren Kopf Richtung tiefstehender Sonne, wenn sie
aber in einen Sonnenstrahl gerät, dreht sie sich um.

Technik: Kodak DC4800 mit Eigenbau-Nahlinse, 1/1000 Sek., Blende 8, Aufhellblitz und etwa 400 Versuche,
die sich etwas schwierig gestalteten, da die Fliegen in der Luft ständig driften und die Angewohnheit haben, bei zu
schnellen Bewegungen zu flüchten und bei langsamer Annäherung langsam seitlich oder rückwärts
wegzuschweben. Da die Tiere in etwa 2 bis 3 m Höhe flogen, war nur blindes Fotografieren unter diversen
Verrenkungen möglich. Zum Üben habe ich mir einen Pappstreifen von 4,5 cm unter die Kamera geklebt, dessen
vordere 5 mm den Schärfebereich bei Nahlinseneinsatz markieren.



Kommentare 12

  • Frank Köhler 17. Dezember 2006, 16:52

    Danke für die Anm. Friedemann. Kurz zu den Fragen:

    Eigenbau heißt: alte, starke Linse randlich etwas abschleifen, damit sie in einen Metallring paßt, der sich ins Objektiv stramm einstecken läßt (bei der Kodak gab es kein Gewinde, Linsen und Tele wurden auf einen Adapter gesetzt, der über den Objektivtubus geschoben wurde, dann aber so lang war, das der interne Blitz bei geringem Objektabstand, nicht mehr das ganze Bild ausleuchten konnte (Schatten).

    Stunden? Mehrere, mit Hosentaschen voll Akkus und Speicherkarten - Überprüfung erfolgte am PC. Eine bessere Bearbeitung des Bildes gibts auch noch.

    Museum? Da, aber auch woanders, sitzen die Leute, die solche Tiere bestimmen können. Ohne sichere Bestimmung sind die meisten Insektenfotos ziemlich überflüssig ;-) Beste Grüße Frank
  • Friedemann Lätsch 17. Dezember 2006, 9:40

    sehr coole Arbeit, wie baut man sich eine Nahlinse selber? auch die Idee mit der Abstandsübung ist cool

    Ich hätte die Ausdauer nicht, so viele Bilder zu machen, wie viele Stunden hast du gebraucht, bis mal ein verwendbares dabeiwar?

    Hast du die Bilder nur auf dem Kameramonitor überprüft oder auch vielleicht auf einem mitgenommenen Notebook?

    Auch die Zusammenarbeit mit dem Museeum finde ich toll, hast du denen deine Fotos auch zur Verfügung gestellt, oder machen die selba Fotos?

    viel Erfolg weiterhin,
    Friedemann Lätsch
  • Frank Köhler 23. August 2003, 18:35

    Hallo Ulrich, danke für die Anmerkung. Einige Kollegen sind mit der Schärfe des Bildes nicht zufrieden. Mehr ist meinem Gerät nicht drin, allerdings hatte ich hier noch keine richtige EBV-Erfahrung, so dass ich neben Ausschnit und Fehlerpixelretusche nichts dran gemacht habe. Ich werde das Bild - und andere - sicher noch einmal bearbeiten. Beste Grüße Frank
  • DER ULLARICH 23. August 2003, 17:01

    Hallo Frank,

    eine klassse Aufnahme!!

    Schade nur, dass dieser Arbeitsaufwand doch sehr wenig gewürdigt wird. Auch die 400'er-Ausschußquote ist doch gar nicht so schlecht. Wenn ich überlege, dass ich an windigen Tagen manchmal 100 Bilder verschiesse, nur um ein stillsitzendes Viech zu knipsen.

    Gutes Gelingen weiterhin

    vom ULLi
  • Edeltraud Vinckx 6. Juli 2003, 6:46

    ich verstehe nicht wo hier noch der letzte Tick Schärfe fehlen sollt, für mich ist diese Aufnahme einfach grandios. Das muss man erst mal nachmachen....
    SUPER !!!!!
    lg edeltraud
  • Frank Köhler 2. Juli 2003, 6:19

    Ja, MIM, die Kamera ist recht simpel und wohl schon veraltet, hat aber den Vorteil, dass man alles aus dem Handgelenk knipsen kann. Ich habe etwa 30 "scharfe" Fotos von den sich ständig bewegenden Schwebfliegen hinbekommen - manche schärfer als dieses hier - denke aber, dass das hier nicht nur Namen und Verhalten des Tieres im Bild festhält, sondern ein Unikat darstellt. Gruss FRANK
  • MI M 2. Juli 2003, 3:58

    Hallo Frank,

    auch wenn der letzte Kick Schärfe fehlt, so muss man solch ein Bild ersteinmal in dieser Qualität hinbekommen. Vor allem mit einer recht einfachen Kamera (wenn ich das mal so sagen darf).
    Andere schaffen sowas nur mit technisch hohen Aufwand (Lichtschranke etc.)

    1a-Bild

    Gruß
    MIM
  • Frank Köhler 1. Juli 2003, 21:02

    Welche Regeln, Stephan??? :---)
    Ist doch eine eindeutige Diagonalkomposition mit dominantem Qualitätskontrast nebst minimalistischem Komplementärkontrast - reife Kirschen und Kirschblätter :-) Gruss FRANK
  • Stephan Roscher 1. Juli 2003, 20:10

    Saustark, es wirkt fast so, als würde der flotte Schweber vor der Lichtquelle Reißaus nehmen. Bei einer derart ungewöhnlichen Aufnahme ist es auch hinnehmbar, daß dieses Bild einen kecken Afront gegen alle Regeln fotografischer Gestaltung darstellt. ;-)
    Gruß Stephan
  • Friedhelm Dötsch 1. Juli 2003, 18:56

    Daumen hoch !
    Klasse Foto.

    Friedhelm
  • Andreas Fritz 1. Juli 2003, 17:41

    Gefällt mir gut!

    Meines kennst du ja schon:
    Gruß, Andreas
  • Gernot Blum 1. Juli 2003, 17:31

    Schönes Foto.Muß ich ehrlich sagen.
    V.G.Gernot.