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Klacky von Auerbach


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Die Hose

.







Er kam heute etwas früher von der Arbeit heim, denn er war eher fertiggeworden und hatte noch Zeiteinheiten gut. Es hatte geschneit, das wollte er noch etwas ausnützen, denn der Winter war bisher recht zurückhaltend gewesen.

Als er vor seinem Wohnblock ankam, hatte er schon den Blick auf die Haustüre gerichtet, als er die Hose sah. Die hing da ganz einfach im Busch vor dem Haus. "Hm, interessant" dachte er, "Wer hängt denn seine Hose vor die Haustüre?" Er nahm sein Handy und machte ein Bild. "Kann man immer mal brauchen, vielleicht kann ich das sogar in der FC mal hochladen." Er machte noch ein Bild aus anderer Perspektive. Doch dann stutzte er. Die Hose kannte er doch! Er ging näher heran und betrachtete sie genauer, dreht und wendete sie. "Das ist doch meine Hose. Was macht die hier?" Es war ihm ein Rätsel, für das er aber nicht sofort eine Lösung hatte (zumal kein Schoklad ausgeschrieben war).

Er kam ins Grübeln, und so langsam dämmerte es ihm. Es hatte in letzter Zeit viel Zoff mit seiner Partnerin gegeben, zuletzt heute Morgen, bevor er das Haus verließ. Sie hatte ihm noch was hinterhergerufen, aber er hatte, wie eigentlich immer, nicht richtig zugehört, die Tür von außen zugeknallt und war in die Arbeit gegangen. Es dämmerte ihm mehr. Hastig zog der den Schlüsselbund heraus, sperrte die Haustüre auf und ging hoch zur Wohnung in den zweiten Stock. Er sperrte die Wohnung auf. Nein, er wollte sie aufsperren, aber die Schlüssel ging nicht ins Schloß. Er probierte noch einmal, es tat sich nichts. Er schaute das Schloß genauer an, es schimmerte noch ganz neu und war eigenarigerweise von einem anderen Fabrikat als sein Schlüssel.

Nun dämmerte es ihm vollends
und traf ihn wie ein Hammer.
Sie hatte ihn vor die Tür gesetzt, war aber noch freundlich genug gewesen, ihm seine Hose vor die Tür zu hängen.

Er klingelte, doch sie machte nicht auf.
Er klingelte Sturm, nichts tat sich.
Er hämmerte an die Tür, trat sie mit Füssen.
Er tobte und schrie.

Da ging hinter ihm die Tür auf, und Nachbarin Angerhuber schaute mit ihrem lockenwicklerbewehrten Kopf raus. Sie schüttelte nur den Kopf und meinte:
"Tja, hätten's ihr ab und zu ein paar Blumen mitgebracht ...", dann knallte sie ihre Tür wieder zu.

Er setzte sich auf die Treppe und fing an die heulen wie ein Schloßhund.
Er wollte seiner Partnerin doch Blumen mitbringen, aber Valentinstag war noch nicht, und den hatte die Blumenmafia ausgerufen, weil Blumen zu dieser Zeit am teuersten waren. Das sah er nicht ein!
Er schluchzte ...









P. S.
Die Hose hing tatsächlich so dort, mindestens zwei Tage.
Nichts gestellt, nichts geschönt.




P, P. S.
Die Sache hier oben passierte genau 30 Meter von dieser hier unten entfernt. Offenbar ist das Viertel prädestiniert für solche Begebenheiten.

Das Ende eines Abschnitts
Das Ende eines Abschnitts
Klacky von Auerbach

Kommentare 27

  • Frederick Mann 1. Februar 2015, 11:31


    simply
    genial
  • s. sabine krause 31. Januar 2015, 11:19

    : ))) "das ist eine hose! und was für eine!"* die hose von carl sternheim? eine hose allein ist ja noch kein stein des anstoßes – höchstens ein steinchen… wenn sie allerdings gesellschaft erhält, tja dann… meine nachbarin, zum beispiel, garniert ihre überdachte terrasse jeden zweiten waschtag mit den hemden ihres mannes! warum? niemand weiß es. um wallensteins lager nachzuspielen vielleicht… sternheim ist ihr zu heutig. jedenfalls grillt sie am freitag stets ungerührt ihren fisch, umringt vom an bügeln leise im wind baumelndem flanell. wer das anrüchig findet, allen voran ihr mann vielleicht, der ja schließlich in die textilie mit röstaroma später wieder reinschlüpfen muss, ist selber schuld… hier jedenfalls gibt der weiße riese SCHNEE der hose ein versöhnliches, porentief reines gesicht!
    ; ) lg, sabine.
    ------------------------------------------------
    *Carl Sternheim, Die Hose, IV, 4
  • troedeljahn 29. Januar 2015, 11:35

    Klasse mit der Schärfe gespielt. Das gefällt mir sehr.

    Viele Grüße

    Wolfgang
  • Markus 4 29. Januar 2015, 8:24

    Tja, jetzt hat wer anderes die Hosen im Haus an!

    Habedieehre
    Markus
  • crazy ducks 29. Januar 2015, 7:47

    Bei uns in Entenhausen könnte er unterkommen.
    Quak! Aber vegan!
  • Jopi 29. Januar 2015, 7:35

    Hätte ich jetzt so nich erkannt
  • magic-colors 29. Januar 2015, 0:00

    Jetzt dämmert es mir. Es ist deine Hose und du suchst Unterschlupf!!? Nichts da, vom Bierland kommt mir niemand ins Süßland. Soooorry!! :-)) *lächel*
    Geschichtsanerkennende Grüße, aNette
  • Gerhard Busch 28. Januar 2015, 21:41

    Echt deutsche Friedenware verschleiß, motten-, schimmelresitent und rubbelfest. Auf geht's gegen PEGIDOF.
    Gruß Gerhard
  • CODY EIGEN 28. Januar 2015, 19:46

    Der kann doch froh sein,
    dass er noch die Hose hat,
    bei mir gäbe es höchstens einen Schlüpper,
    Und auch das nur,damit ich keinen Ärger bekomme,
    wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses...!!!!
  • Frau Luna. 28. Januar 2015, 19:37

    Oha! Stunk im Westwing?!
    Hast du...ääh, hat der Ärmste denn schon ein Quartier für die kalten Nächte gefunden?
  • Arnd U. B. 28. Januar 2015, 19:27

    Dein Weg ist anscheinend mit Dramen altgriechischer
    Dimension gepflastert (oder sogar neuer?)....Immer sind es aber Einzelschicksale. Mich treibt um, was die Nachfahren Jennerweins machen...
    LG Arnd
  • Klacky von Auerbach 28. Januar 2015, 18:21

    Du kennst die Frauens nicht.
  • Klacky von Auerbach 28. Januar 2015, 18:17

    Das weiß doch jedes Kind.
    Das ist Schnupftabak.
  • Köhlerin 28. Januar 2015, 18:13

    Was ist denn ein Schmalzler?
    Ein Schmalzbuttibrot?
    Ümmer diese Fremdsprachen
    :-)

    LG Köhlerin
  • Klacky von Auerbach 28. Januar 2015, 18:04

    Dieter,
    nicht mir, ihm!
    Mir nur die Stulle bitte.

    Annette,
    tja

    Heide,
    die anderen Sachen, viel war es nicht, hat sie in drei Pappkartons beim Nachbarschaftstreff abgeliefert.

    Köhlerin,
    und seinen Schmalzler.

    Kiste,
    wenn sie doch im Winter so teuer sind.

    Neni,
    aber sie hat sie vorher noch entfärbt.
    Nu machste nix mehr her.

    Alfred,
    er könnte bei Euch Mittwochsblümchen klauen, oder Ihr stellt ihm welche zu Verfügung.
    Falls das Ruder noch rumzureißen ist, was ich bezweifle.

    Ilsabeth,
    in der Disco hört er ganz gut.

    Mira,
    nicht schicken, holen!

    Micha,
    mal erst in die Bude kommen.

    Birdy,
    ja, da stimme ich Dir zu, nicht nur am Sonntag Morgen beim Brötchenholen.