Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Corona Hamburg 111

Heiligabend Dienst gehabt und dabei lange in Bereitschaft gewesen, ohne dass mir die Decke auf den Kopf fiel. Dass dies nicht passiert, darüber ist man in meinem direkten Arbeitsumfeld immer recht besorgt. Ich habe das „Vidom 122“ gelesen. Wurde mir von Leica Historica zugesandt. Dabei gibt es immer wieder Kurioses zu entdecken, neben einer „Leica 16“, die nie gebaut wurde und die Pocket Leica 110 und Menschen, die sich Objektive aus Vergrößerungsgeräten und Diaprojekten per Bastelumbau auf ihre modernen Kameras schrauben. Sicher ein nachhaltiger spielerischer Gedanke, weil es geht. Linsen mit nur einer Blende. Im Zuge dieser Entdeckungen bin ich auf einen tollen Text gekommen in der Bedienungsanleitung der Agfa Automatic 66 aus dem Jahre 1956. Man hielt damals diese Kamera außerhalb aller von mir gelesenen Spielereien für ein Wunderwerk einer überflüssigen Technik und sprach in einem Spiegelartikel von der Druckknopfkamera. Sie wurde aus heutiger Sicht vollkommen falsch als Vollautomat bezeichnet.
In Wirklichkeit tat sie wohl noch recht unkomfortabel (sie war auch gar kein Verkaufsschlager) einen sinnvollen Dienst. Stellte man die Blende ein, so konnte die Zeit vom Gerät berechnet werden, es war kein Nachführabgleich mehr nötig. Später nannte man solche Wunderwerke Zeitautomaten, heute notwendiges und wichtiges Feature von sehr vielen anderen Featuren – es ist lediglich ein Parameter, welches ich nicht selbst einstellen muss. Der Hersteller fand aber damals folgende blumige Worte:

„ … Es kann als bekannt vorausgesetzt werden, daß sich Belichtungsmesser lichtempfindlicher photoelektrischer Zellen bedienen, die über ein Galvanometer durch einen entsprechenden Zeigerausschlag die auf die Zelle treffende Lichtmenge in Zeit und Blendenwerte um- gewandelt anzeigen.

Es ist mit der Konstruktion der Agfa Automatic gelungen, diesen Zeigerausschlag zum Ausgangspunkt der automatischen Verschlußzeitregelung zu machen. Man kann den sich nun abspielenden Vorgang mit der Wirkungsweise einer Luftpumpe vergleichen, deren Lufteintrittsöffnung regelbar ist und deren Kolben unter Federspannung steht. Im Moment des Auslösens wird der Zeigerausschlag arretiert und regelt damit gleichzeitig die in einen Zylinder einströmende Luft.

Bei kleinem Zeigerausschlag wird die Luftöffnung klein sein und eine Verzögerung des Verschlußablaufes verursachen; bei größerem Zeigerausschlag wird die Luftöffnung vergrößert und sinngemäß ein rascher Verschlußablauf erfolgen. Durch eine sinnreiche übertragung der Federspannung des Verschlusses auf die pneumatische Anlage erhalten wir einerseits die erforderliche mechanische Kraft, andererseits aber auch automatisch den genau dosierten Ablauf der Verschlußsektoren, wie er den gemessenen Lichtverhältnissen des Aufnahmeobjektes entspricht. …“

https://www.pacificrimcamera.com/rl/00185/00185.pdf

Dies war wohlgemerkt so formuliert worden, um die Funktion Menschen vor Augen zu halten, die von Fotografie keine Ahnung haben. Wenn ich die heutigen Diskussionen über Fotografie so verfolge, würde das aktuell wohl nur suboptimal funktionieren.
Danach setzte es Kartoffelsalat zum Nachtmahl, heute wird an einem Käsefondue gearbeitet.

25. Dezember 2021



https://kurzelinks.de/bk7i

Corona Hamburg 110
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