Matthias von Schramm

Seit meinem Beitritt im Jahre 2006 ist viel Zeit vergangen. Deswegen bedarf es einer grundlegenden Erneuerung meines Profiltextes.

Es ist eine Legende, dass mein Vater mir seine Rolleicord III aus den 1950er Jahren in die Hand drückte und mir einen SW Rollfilm dazu gab. Es ist aber wahr, ich erinnere mich daran. Ich war damals immerhin ein achtjähriger Knabe, der auf die Fotoapparate der Verwandtschaft schaute und Fotografie als ergänzendes Medium zu Büchern, Briefen und Geschichten betrachtete. Ich legte also den Film in die Kamera und ging los um Fotos zu machen.

Dieses Gefühl loszugehen um mit Bildern Poesie einzufangen oder einen Reportage-Augenblick zu leisten, ist geblieben. Heute packe ich zumeist meinen Trolley und gehe auf den Fußballplatz um vorzugsweise das Team der 1. Frauen FCSP zu supporten, zu fotografieren und seit dem Jahre 2017 über deren Spiele zu schreiben. Für St. Pauli, für unsere Abteilung, für meinen Fanclub „Die üblichen Verdächtigen“, aber vor allem für mich selbst.

Ich habe mich aus den Schützengräben der Jünger auf der Suche nach dem ikonischen Bild befreit. Ich wollte nie besser sein als andere, nur auf diesem nun über 52 Jahre anhaltenden Wege beginnen, Fotografie zu verstehen.

Dabei bin ich durch die Stadtteile meiner Heimatstadt Hamburg gelaufen und habe geschaut, ob mein Kamerablick mir etwas erzählen kann. Als die Spiele für das fotografierende IPhone per App aufkamen, habe ich Texte und Bilder kombiniert. Ich war innerlich ein Jünger Nam June Paiks, später eher einer von William Egglestone. Immer an gleichen Orten unterwegs – hier nenne ich das „Alstertalromanzen“. Das böse Wort Kunst (mein Vater war anerkannter Kunstmaler) und weniger sein Be- und Vertrieb hat mich getrieben. Bilder wie absurdes Theater, Beiläufigkeiten, Unspektakuläres. Aber vor allem die steigende Kunstfeindlichkeit, der gesellschaftliche Akt Sprachlosigkeit mit Häme in gefälschte Kalendersprüche zu pressen, hat mich stets motiviert.

Ich schrieb dazu vor über zehn Jahren: … „Man stelle sich vor, man sitzt auf einer Bank im Park. Menschen gehen vorbei. Große und Kleine, Schnelle und Träge. Man sieht diese Menschen nie frontal von vorne, immer leicht von der Seite, immer eher abgewendet und immer eingebettet in ihrer Umgebung mit Weg und Park und anderen Menschen. Ebenso in der Bahn hinaus aufs Gleis und gleichzeitig in den Innenraum schauend. Alles nicht direkt, alles nicht Frontal. Alles hinter einem, flüchtig, nur zufällig präsent, gleichbleibend ruhig erzählend wie ein altes Röhrenradio. Gleichzeitig schrill und laut und knackig, wie die Nachrichtenlage im Smartphone. …“ und genau so ist es immer noch.

Fotografie ist Meditation und Befreiung und eine Linse ist zu meinem großen Lebensglück, kein Malerpinsel.

Profilbild Oktober 2024
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Dezember 2024