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Elisabeth Hase


kostenloses Benutzerkonto, Jena

Alte Zeichen

"Standort: Eingesetzt in die nördliche Außenwand der Kirche.

Größe / Material: 87:40:? / Sandstein

Geschichte: Es handelt sich hier um eine eingelassenen Steinplatte mit deutlich erkennbarer Reliefstruktur. Die Darstellung ist heute stark verwittert.

Nach weiteren Recherchen und mehrfachen Rücksprachen mit den in der Vergangenheit in diesem Pfarrbezirk tätigen Geistlichen, die selbst aktiv Geschichtsforschung betrieben, lässt sich ein sehr interessantes Geschichtsbild entwickeln. Bei Grabungen im Chorraum in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden verschiedene Kulturschichten angeschnitten mit zeitgemäßen Münzfunden (z.B. Brakteaten). Unter diesen Schichten wurden die beiden Kreuze gefunden was allein schon auf eine sehr frühe Entstehungszeit schließen lässt. Vergleiche erhärten die Annahme, dass sie aus der Frühzeit des Christentums stammen. Sie werden als vermutlich fränkische Kreuze bezeichnet (erkennbar an dem Halbbogen des einen Kreuzes). Weiterhin ist zu vermuten, dass sie nicht unbedingt Grabkreuze sein müssen, sondern auch ehemals Schmuckkreuze gewesen sein können. Nach dem Auffinden der Kreuze wurde in einer weiter tiefer gelegen Schicht ein Pferdegrab gefunden.
In der nördlichen Außenwand wurde auch die jetzt sichtbar gemachte Sandsteintafel gefunden. Sie zeigt im unteren Bereich eine Ritzzeichnung und darüber auf einem Halbbogen ein Kreuz. Da über den Ursprung dieses Steines nichts bekannt ist, muss man nicht unbedingt eine Verbindung von seinem jetzigen Ort (Kirche/Friedhof) zu seinen Darstellungen herstellen. Es steht der Annahme nichts entgegen, dass er beim Bau des Kirchenschiffes als Baumaterial aus einem ursprünglich ganz anderen Bereich gekommen sein kann. Seine Bedeutung war hinfällig geworden, daher auch seine Verputzung. Er war wie zu erfahren war verschiedentlich schon Gegenstand von Erklärungsversuchen und fand auch Erwähnung in einer Ausstellung in den 1990er Jahren in Erfurt. So sieht man in der Ritzzeichnung einmal eine Kopfdarstellung germanischen Ursprungs zum anderen wird auch die Annahme vertreten, dass es sich um die Darstellung einer nordischen Fruchtbarkeitsgöttin handeln könnte. Stellt man nun eine Verbindung zu den Funden im Chor her könnte sich folgendes Gesamtbild heraus kristallisieren.
An dem Standort der heutigen Kirche befand sich einst ein germanischer Kultplatz der mit dem aufkommenden Christentum in der fränkischen Zeit sich in einen christlichen Ort umwandelte. Bringt man die aufgefundene Platte hierzu in einen Zusammenhang würde das Kreuz über der Zeichnung als Sieg des christlichen Glaubens über den vorherigen nordischen Götterglaubens zu deuten sein. Dies alles geriet in den folgenden Jahrhunderten mit seinen baulichen Veränderungen in Vergessenheit und ist auch nach dem Auffinden noch mit vielen Fragezeichen versehen. Einen völlig anderen Eindruck erhält man allerdings wenn man die fotografische Aufnahme dreht (und was spricht dagegen dass die Platte und ihre Darstellung als sie bedeutungslos wurde beim Einmauern nicht auf dem Kopf stehend eingesetzt und verputzt hat). Ohne viel Phantasie zu besitzen erkennt man einen Galgen mit einer gehängten Person und von da aus eine Hindeutung (Pfeil) auf das Kreuz. Ein Erklärungsversuch hierzu würde zu weit in den Bereich der Spekulation führen ohne letztendlich zu einem wirklichen Ergebnis zu führen. Sollten nicht neuere Forschungsergebnisse zu einer weiteren Klärung beitragen ist bei dem heutigen Stand der Erkenntnisse doch ein nicht geringer Unsicherheitsfaktor mit in Betracht zu ziehen. "(entnommen aus Sühnekreuz.de)

Kommentare 4

  • Elisabeth Hase 19. Februar 2015, 16:23

    @Ursula Elise u. Keims- Ukas, das Original ist nicht erhaben und die andere Version ist beim Umdrehen so geworden. Danke für die Aufmerksamkeit.
  • Keims-Ukas 19. Februar 2015, 7:07

    Stimmt, einmal vertieft und einmal erhaben, für mich das gleiche Motiv wenn man das auf den Kopf stehende Bild (Kreuz unten) drehen würde um 180 Grad.
    Interessant Deine Worte zur Aufnahme, aber eben auch sehr viel Spekulation.
    Top Fotoarbeit und passende Bea zum Motiv.
    LG, Uwe!
  • Ursula Elise 18. Februar 2015, 18:42

    Ist ja ein interessantes Ergebnis deiner Dörfertour! Die Erklärungsversuche habe ich ganz durchgelesen.
    Ich sehe die Zeichen in dem linken von den beiden Fotos rechts vertieft, das rechte erhaben. Gibt's dafür einen Grund?

    Hier ist sowas Ähnliches:


    lgU
  • KGS 18. Februar 2015, 17:40

    Das ist ja sehr interessant! Danke für diesen informativen Text zu den Bildern!
    LG. Kerstin