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: 17 | t y r a n n o w a l f i s c h . r e x . w ü r g e r

: 17 | t y r a n n o w a l f i s c h . r e x . w ü r g e r

Reiner H.


Premium (Pro), 50° 44' 2.37'' N ~ 7° 5' 59.33'' E

: 17 | t y r a n n o w a l f i s c h . r e x . w ü r g e r

[Diese Geschichte handelt von dem legendären Duell zweier Lügengladiatoren : zwischen dem unbesiegten Champion Käpt´n Blaubär und seinem Vorgänger Nussram Fhakir, der Einzigartige.
Sie ist mein diesjähriger Versuch einer vorweihnachtlichen Geschichte … viel Stoff und hoffentlich finde ich Zeit, jeden der 24 Tage mit Bildern und Worten zu füllen.]



Die nächste Lügengeschichte war dann wieder sehr deutlich zu verstehen, weil sich Nussram dabei nur von der Harfe begleiten ließ. Er hatte sich das Gewand wieder übergeworfen, in einem hohen Eunuchensopran sang er von der Entstehung des Hutzengebirges, in Form einer erfundenen Sage, die man mit viel gutem Willen gerade noch als Lügengeschichte durchgehen lassen konnte. Aber die Melodie war tatsächlich ergreifend, auf eine andere Art als die Oper, diesmal appellierte Fhakir an das zamonische Heimatgefühl. Dann fing er an zu jodeln. Unterstützt von den fhernhachischen Almtuten (unseren heutigen Alphörnern sehr ähnlich), knödelte er eine seltsam rhythmische Melodie in das Megatrherrung, die besonders die anesenden Bergzwerge zu Ovationen veranlaßte. Dazu unterstützte er den Takt, indem er im Kreis herumsprangund sich mit den Handflächen auf die Schenkel schlug, was das Publikum spontan nachmachte.
Schließlich verfiel er wieder in pathetischen Gesang, der vom Glühen der Berge und seiner unauslöschlichen Liebe für sein Vaterland handelte.

Die Blutschinken schluchzten. Für meinen Geschmack war das etwas zu kitschig, aber Nussram bekam zehn Punkte, da gab es nichts zu rütteln. Mir blieb nur, mich erneut mit meiner Geschichte durch die Buhrufe zu schlagen.

Nussram Fhakir räusperte sich und zerstrubbelte sein Haar, damit es ihm in wilden Strähnen ins Gesicht hing. Er ließ sich das yhöllisische Schifferklavier reichen und sang mit einer Stimme, auf die jeder irische Druide stolz gewesen wäre, ein Seemannsgarn von feinster Webkunst. Mit glasigen, tränenumflortem Blick und schluchzenden Tremolo in der Stimme sang er von seiner Liebsten, die ein bösartiger Tyrannowalfisch Rex verschlungen hatte. Sie lebte aber noch im Bauch des Wals und schickte ihm regelmäßig herzzerreisende Flaschenpost.
Die Voltigorken bildeten einen heiseren Chor und sangen den Refrain mit, der von den Trinkgewohnheiten der Meeresgötter handelte. Das Publikum legte sich schunkelnd in den wogenden Rhythmus. Der Inhalt des Liedes steigerte sich noch zu einer dramatischen Rettungsaktion, in deren Verlauf nicht nur die Geliebte gerettet, sondern auch der Walfisch von Fhakir mit bloßen Händen erwürgt wurde. Ich mußte innerlich höhnisch auflachen, das Publikum nicht. Zehn Punkte für Fhakir, Buhrufe und Maiskolben für mich. Voltozan Smeik hatte sich mittlerweile vollkommen entspannt. Solch eine Begeisterung für den einen und vernichtende Ablehnung für den anderen Gladiator hatte das Stadion noch nicht erlebt. Nussram Fhakir erlebte ein sensationelles Comeback.

So ging es fünfzehn Runden lang. Mit jeder Runde wechselte er den Musikstil, die Stimme, das Aussehen und die Art der Erzählung. Er sang zur weinenden Säge einen traurigen Blues, schrie im Takt der Trollfelltrommeln einen ekstatischen Kriegsgesang, brachte Operetteneinlagen, sang mit glasklarer Stimme a capella, betätigte sich selber virtuos am Baßrüttler, dirigierte sein Orchester mit großartigen Gebärden, malträtierte die Glasharfe mit Füßen, steppte die Treppe hinauf und hinunter und vollführte ein paar artistische Kunststückchen, die ich ihm in seinem Alter wirklich nicht mehr zugetraut hätte. Und er kassierte jedesmal zehn Punkte. Die Blutschinken hatten mittlerweile die fettigen Maiskolben entzündet und schwenkten sie im Takt der Musik.

aus : Walter Moers – Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär,
Goldmann-Verlag, ISBN-13 : 978-3-442-45381-8

ich habe den tyrannowalfisch rex - würger etwas manipuliert [in diesem fall : bewegt], damit er dynamischer wirkt.

h i e r . g e h t ´s . w e i t e r :

: 18 | i m m e r . w e i t e r
: 18 | i m m e r . w e i t e r
Reiner H.


http://www.fotocommunity.de/meine-community/fotos/augen-schokolade12/728010

Kommentare 4

  • Waldi W. 3. Januar 2013, 19:28

    da hat die Mira aber total Recht
  • DxFx 3. Januar 2013, 14:28

    wow, nicht übel der Surfer :-)
    für die Geschichte fehlt mir im Moment irgendwie die innere Ruhe.
    LG Dorit
  • Mira Culix 3. Januar 2013, 12:41

    Dein Tyrannowalfisch sieht sehr sportlich-dynamisch aus.
    Das wird schwer für Blaubär!
  • M.Anderson 2. Januar 2013, 23:11

    die Textur wirkt hier sehr gut ... obgleich ich immer wieder betonen muss, dass ich mit Texturen Probleme hab ... hie allerdings stützt sie Bild und Bild.wirkung ... fein

    lg