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(1) Tunnel-Bohrmaschinen ... LAPHRIA (FLAVA?)

(1) Tunnel-Bohrmaschinen ... LAPHRIA (FLAVA?)

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

(1) Tunnel-Bohrmaschinen ... LAPHRIA (FLAVA?)

Was ist denn das???
Aus einem alten, trockenen Kiefern-Stumpf (kniehoch, Durchmesser etwa ein halber Meter) - gucken an die zehn Puppenhüllen aus Bohrlöchern heraus. Sogar aus der waagerechten Sägefläche (Abb. 2)!
Ich dachte gleich an Puppen einer Schweber-Art (Fam. Bombyliidae), die ich ja hier schon einmal vom Trauerschweber (Anthrax anthrax) an einem meiner Bienenhotels gefunden und in der fc vorgestellt hatte; der hat ja auch einen "Bohrkranz" am Vorderende.
Nur: Warum sollte gerade an diesem einen Baumstumpf j e d e s möglicherweise von einem Käfer gebohrte Loch durch eine Biene besiedelt gewesen sein, von denen j e d e durch eine Schweber parasitiert wurde??? Nun sind die auch schonmal Hyperparasiten - d.h., sie schmarotzen bei Parasiten von Parasiten, also in diesem Fall möglicherweise bei Bienenarten heimsuchenden (Schlupf-)Wespen; aber das wäre ja noch unwahrscheinlicher!
So viele an einem Ort? Und Reste von eventuellen Lehm- oder Harzdeckeln fanden sich keine, die Bohrlöcher waren glatt und sauber. Was ja vielleicht auch an dem großen Durchmesser der Puppen (ca. 6 mm) liegen konnte ...
Die Puppen hatten allerdings bis zu etwa einem Zentimeter lange Späne hinterlassen!
Ratlos und nachdenklich bin ich damals nach Hause gegangen, habe mir aber eine der Puppenhüllen mitgenommen, weil ich mir über die Art Gedanken machte und bis heute nicht mehr viel dran gedacht habe.
Holzwespen haben andere Puppen, und welche Schmetterlingsart dieser Größe sollte es sein? Weidenbohrer leben ja nicht im Nadelholz. Und: der Stamm war alt, die Exuvien sicher von diesem Jahr, da ganz ordentlich zurecht. Nach einem einzigen Schnee- oder Regenwinter wäre sicher nicht mehr viel davon übrig.
Heute nahm ich mir dann mal die Bilder vor, suchte lange im Internet nach Puppen von Schwebern, wobei es außer denen vom Trauerschweber kaum welche gibt. Und die waren es dem Aussehen nach sowieso nicht.
Irgendwann stieß ich dann zufällig auf irgendeine Puppe der RAUBFLIEGEN (Familie ASILIDAE). Allerdings: Weit über zweieinhalb Zentimeter lang (Exuviengröße) sind die Arten hier auch selten.
HALT! Wir hatten doch vor Jahren - nur ein paar Kilometer von hier entfernt - mal eine Große Mordfliege (Laphria gibbosa) gesehen. Und ich ganz in der Nähe mal eine riesige Hornissen-Raubfliege (Asilus crabroniformis). Letztere braucht Kuhfladen und kein Holz - wieder nix! Aber LAPHRIA wird es sein!
Wohl die (häufigere!) GELBE MORDFLIEGE (LAPHRIA FLAVA); die beiden selteneren Arten (L. gibbosa und ephippium) kommen ebenfalls in Kiefern vor.
Vielleicht mögen die Autoren des wunderbaren Buches "Die Raubfliegen Deutschlands" (2018) eine Exuvie haben; ich weiß nicht, ob man daran auch die einzelne Art feststellen kann.

Keine Angst - der Text unter Abb. 2 bis 6 wird kürzer :-)!!!

Fund: 28.7.2022, bei Ramspau/Opf.

4.8.2022 f - Text korr. 5.8.2022

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