Alfons Gellweiler


Premium (Pro), Aalen (BW)

U.P.

Dieses Porträt, das ich schon einmal hier gezeigt habe, dürft ihr ruhig niedermachen.
Es ist so untrennbar mit Erinnerungen verknüpft, dass es für mich gut bleibt, insbesondere,
wenn ich bedenke, dass Dionysos die Hand mit am Auslöser der Leica hatte.

»Die La-Palma-Karte des Instituto Greografìco Nacional ist untauglich zum Wandern; längst sind die eingezeichneten Wege zugewachsen, verschüttet, oder sie sind durch neue, anders verlaufende ersetzt worden, und so wissen wir eigentlich nicht viel mehr, als dass wir uns im Nordosten der Insel irgendwo oberhalb von Puntagorda befinden. Weit unter uns sehen wir Dörfer, aber wer von uns wollte heute noch absteigen, um anschließend wasserbepackt eine Stunde vielleicht die steilen Hänge bergan zu klettern. Farbige Türen, die rechts des Weges in das Tuffgestein geschlagene Höhlen verschließen, lassen uns vermuten, dass Trauben hier nicht nur angebaut, sondern nach der Weinlese zu Wein verarbeitet werden. Weit vor uns im Gegenlicht glaube ich die Umrisse zweier Menschen wahrzunehmen. Hundegebell. Das ist unsere Chance. In ihrer Weinhöhle werden die beiden auch Wasser haben, und ein Plätzchen für zwei Zelte sollte in der Nähe schon zu finden sein.
Nein, Wasser hätten sie hier oben nicht, sagt der jüngere der beiden Männer, als er mir das Glas mit den rosefarbenen Wein reicht. Wir trinken auf den Durst und auf die schöne Insel und >Fünfzehn Prozent Alkoholgehalt ...< – >Ja, in Deutschland baut man auch Wein an, der ist allerdings weniger stark.< Wir trinken auf den leeren Magen, und hier mag die Ursache für die alsbald sich in und unter uns ausbreitende Heiterkeit
zu suchen sein.

Die Schatten unserer träge am Wegrand verweilenden Rucksäcke werden länger und länger. DieZelthaut gebärdet sich irgendwie widerspenstig heute, unsere Motorik scheint der Eigendynamik des Gestänges, unsere grauen Zellen der Komplexität der Konstruktion kaum gewachsen. Und gegen den Durst haben wir noch immer nur Wein, zwei Einliter-Aluflaschen randvoll mit Malvasia.«

(A.Gellweiler in: Canarias - Kanarisches Lesebuch - Dokumente einer Sehnsucht, Hrsg. C. Gehrke u. W. Göbel, Tübingen 2005,
ISBN 3-88769-338-8)

http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_w?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Daps&field-keywords=canarias+kanarisches+lesebuch&x=14&y=18


M.L.
M.L.
Alfons Gellweiler



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Kommentare 24

  • Brigitte H... 1. Juni 2012, 14:21

    Dieses Gesicht gefällt mir sehr gut, ist für mich ein ausgeprägter Charakterkopf..... Das kleine Schmunzeln , die Pfeife im Mund und die sonnerngegerbte Haut läßt ihn sehr gediegen aussehen.Der Schatten dazu ein Geschenk.... Eine sehr gute Fotoarbeit ..
    LG Brigitte
  • Heidi Schneider 21. März 2009, 8:57

    Schön mit dem Schatten. Auch interessante Perspektive von oben seitlich. Erst langsam erahne ich die Position des Portraitierten. Er sitzt wohl. Und ist das dann wohl dein Schatten daneben? Hast du ihn spontan wegen dem Schatten fotografiert?
  • Hei Gee 18. März 2009, 23:17

    Und wieder ein wunderbares authentisches Porträt, auch wenn das kretische Sariki durch eine Baskenmütze (ist doch eine,oder?) ersetzt wurde.
    Gelassenheit, ein leichtes Schmunzeln, Ruhen in sich selbst und ein offener Blick auf die Welt, das gehört glaube ich zu einem guten Porträt dazu, wahrscheinlich sowohl vom Porträtierten als auch vom Fotografen.
    Du schaffst die eine Hälfte immer wieder.
    lg Heike
  • Günther Ciupka 18. März 2009, 22:42

    das ist eine angenehme erinnerung.
    das foto wunderbar.
    hg günther
  • Alfons Gellweiler 18. März 2009, 18:50


    Ganz herzlichen Dank allen Anmerkenden !

    Alfons
  • Thomas Remme 16. März 2009, 11:33

    Portrait und Text: Sehr unterhaltsam - macht richtig Lust auf mehr!

    LG Thomas
  • .moniKa.t.g. 16. März 2009, 11:21

    Den Schalk hat er aber schon im Nacken, oder? Irgendwie wirkt's auf mich so.

    LG Monika
  • Herbert Rulf 16. März 2009, 0:03

    Was für ein ausdrucksvolles Porträt eines sympathischen Menschen. Und wer die Geschichte dazu liest, glaubt ihn zu kennen.

    Gruß, Herbert
  • Ursula G. 15. März 2009, 23:44

    Ein sehr schönes Portrait.
    Gruß Ursula
  • Carsten Heyer 15. März 2009, 14:58

    was soll man denn da niedermachen. Auch ohne die schöne Geschichte ist das ein uriges individuelles Menschenbild.
    L.G.
    Carsten
  • Franky Möhn 15. März 2009, 11:37

    Klasse wenn man in eine Welt eintauchen und mit einer solch guten Beschreibung wieder auftauchen kann.
    Dazu passend ein Charakterfoto, das in diese Welt gehört.
    +++

    Franky
  • Marco Schweier 15. März 2009, 7:33

    deine geschichte weckt erinnerungen an zeltwanderungen auf kreta...
    ein ausdruckstarkes Bild von einem Charakterkopf, mag auch den schatten dahinter.
    gruss marco
  • die Maike 14. März 2009, 22:11

    Ohh, ist das sympathisch! Der leichte Hauch eines verhaltenen Lächelns in seiner Mimik...
    Ich finds sehr toll :-)
  • kraus-martin 14. März 2009, 20:46

    Starkes Portrait
    LG martin
  • Ernst Landgrebe 14. März 2009, 20:44

    +++

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