Schöne bunte Welt

Schöne bunte Welt

Im letzten Licht des orange-rot aufflammenden Himmels kreist über dem Horizont ein Schwarm Krähen. Flinke Eichhörnchen klettern derweil noch munter auf Zweigen und werden von putzigen Erdmännchen und scheuen Hasen auf der mit Klatschmohn betupften Frühlingswiese beobachtet während im Hintergrund der Nebel sich schon über Berg und Tal gelegt hat.
Am nahen, uferseitig mit Orchideen und Tulpen und seeseitig mit Seerosen in farbprächtiger Vielfalt begrenzten See geben sich auf Halm und Zweig in der Abendsonne schillernde Libellen dem Liebesspiel hin.
Der zufließende Bach hat in einer leichten von Baum und Zweig überragten Biegung einen Schwarm bunter Eisvögel angelockt, die sich die kleineren Fische geschnabelt, auf Zweigen über dem Wasser einen Ruheplatz ergattert haben. Bachabwärts an seiner Mündung hat sich der stille Zufluss sanft erweitert und so einigen stolzen Wildpferden eine natürliche Tränke geschaffen. Vis-à-vi, schon der Seeseite zuzurechnend haben im Schilf Vögel der beginnenden Dunkelheit Tribut gezollt und ihren Nestbau eingestellt.
Weiter draußen, auf selbigem Wasser sieht man noch einige Adler das letzte Licht des Abend nutzend sich tote Fische aus dem Wasser krallen währen ein Fischer tief versunken seinen Kahn still über das dunkle Nass gleiten lässt.
Auf einem Hügel zeichnet sich düster die Silhouette der Tal und See beherrschenden mittelalterlichen Burg mit Ihren Türmen und Zinnen ab und nur ein Turmfenster ist durch flackernden Fackelschein erleuchtet.

Ich reiße mein Blick los von der nackten Schönheit, die wie eine Meerjungfrau hingegossen fröstelnd auf einem Felsen am Seeufer mit geöffneten Lippen dem blutrot untergehenden Sonnenball entgegenstöhnt und pfeife die Schar Hunde zurück, die eben noch die, mit bunten Wassertropfen spielenden Kätzchen fangen wollten. Wie in der Luft erstarrt fliegen mir die Meute herrlicher Tiere mit wehende Mähnen und den spritzenden Schaum hinter sich lassend entgegen.

Vorsichtig erhebe ich mich um nicht auf Leuchtpilze, Erdkröten und Frösche zu treten, die sich zahlreich zu meinen Füßen im Pfützenwasser des letzten heftigen Gewitters tummeln und strebe mit den um mich tobenden Hunden der alten windschiefen Kate entgegen, die mir für diese Nacht bescheidene Unterkunft verheißt. Währen ich vorsichtig über die alten Bohlen des Stegs meinen Weg suche, erleuchten mir zuverlässig, die stets nach Sonnenuntergang auf dem aufgehenden Sternenhimmel grünlich tobenden Nordlichter den Weg.
Etwas später, habe ich dann hügelaufwärts einen durch den hell aufgegangenen Vollmond über mir und die treu glimmenden Leuchtpilze unter mir, sicheren Weg durch das dunkle Grün aus Farn und Moos.

Um das Leben hier zu bewältigen verlassen meine beiden Mitbewohner kaum noch unsere Domizil und ergeben sich lieber dem Trunk des röhrenden Hirsches. Ich aber enthalte mich heute dieses Trosts denn morgen früh schon zur Blauen Stunde will ich die Kamera bereit haben, um ein seltenes Himmelphänomen abzulichten: den Sonnenaufgang!


Ihr kennt diese meine Welt nicht?
Und seid doch in ihr Zuhause.

:-)

carlos