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Stefan Schwetje


Premium (World), Braunschweig

"Mexiko"

" Mexiko "
Lagerabschnitt BIII
Der Lagerabschnitt BIII - Baubeginn war Ende 1942 - wurde nie fertiggestellt. Er diente während der Ermordung der ungarischen Juden (Sommer 1944) als "Durchgangslager" , weil die hohe Anzahl der Deportierten die Mordkapazitäten in Auschwitz-Birkenau überstieg. Männliche Deportierte wurden daher zunächst im inzwischen liquidierten "Zigeunerlager" im Abschnitt BIIe untergebracht. Die weiblichen Häftlinge kamen in den Lagerabschnitt BIIc und in den Lagerabschnitt BIII, in der Lagersprache als "Mexiko" bekannt.
Der Name "Mexiko", den die Häftlinge diesem Abschnitt gaben, bezieht sich höchstwahrscheinlich auf die nur spärliche Bekleidung der Häftlinge. Die Frauen bekamen häufig nur bunte Flickendecken zum Schutz gegen die Witterung; diese erinnerten die anderen Häftlinge an die Kleidung mexikanischer Bauern. Nur ein sehr kleiner Teil der hier Untergebrachten wurde im Laufe der Zeit ins Lager aufgenommen oder zur Arbeit an andere Orte transportiert. Für die meisten bedeutete der Aufenthalt in "Mexiko" nur die Zeit, die verging, bis sie in die Gaskammern gebracht wurden. Sie hatten nie die Aufnahmeprozedur durchlaufen und waren keine offiziellen Häftlinge des Lagers Birkenau.
In allen als "Durchgangslager" genutzten Abschnitte in Birkenau befanden sich im Sommer 1944 durchschnittlich 30.000 bis 50.000 jüdische Deportierte. Die Lebensbedingungen in "Mexiko" waren noch schlechter als in anderen Lagerabschnitten. Die Baracken verfügten über keinerlei Einrichtungsgegenstände. Ungefähr 1.000 Frauen pro Baracke mussten ohne Matratze und Decke auf dem Boden schlafen, einige sogar unter freiem Himmel.
Im Oktober 1944 waren in "Mexiko" noch 17.000 Frauen am Leben, sie wurden schließlich in den Abschnitt BIIc verlegt. Der Abschnitt BIII wurde abgebaut, die Baracken sollten in das Konzentrationslager Groß-Rosen transportiert werden.
(Quelle: Todesfabrik Auschwitz. Alltag und Topografie in einem Konzentrations- und Vernichtungslager von Gideon Greif und Peter Siebers)

Kommentare 6

  • Urs V58 19. Januar 2017, 22:06

    "Mexiko" steht heute für die angedrohte Mauer ... der Zusammenhang mit Auschwitz-Birkenau ist natürlich etwas gesucht, doch die Gesinnung dahinter?
    LG Urs
  • Karin.M 19. Januar 2017, 12:20

    Du zeigst hiermit einmal mehr die riesige Dimension, die dieses Konzentrationslager hatte! Teilweise noch nicht fertiggestellt aber Unterkunft für so viele Deportierte.Ich bin immer wieder erschüttert,wie grausam Menschen zu Menschen sein können!
    LG Karin
  • Mary.D. 18. Januar 2017, 17:30

    Da grauselt es einem,wenn man das liest.....in der Schule hat man uns nichts von diesen Schandtaten erzählt....es ist erschreckend,wozu Menschen fähig sind!
    LG Mary
  • Joachim Irelandeddie 18. Januar 2017, 16:37

    Erschreckend sind die Umstände unter denen die Menschen dort untergebracht waren um dann doch umgebracht zu werden. Das hierüber noch nicht mal genaue Zahlen bekannt sind, ist sehr schlimm. Wieviele unbekannte Opfer mögen es da noch geben! Wie und ob diese Mörder noch ruhig schlafen konnten frage ich mich auch immer wieder. Schlimmer noch ist für mich, dass sie im Prozess später immer noch der Meinung waren, dass sie rechtens gehandelt hatten! Das es Unrecht war, haben sie wohl gewußt, doch sie haben so versucht sich vor sich selbst zu rechtfertigen da sie ja nur auf "Befehl" gehandelt haben! Aber es waren eiskalte und sardistische Mörder

    lg eddie
  • Nebelhexe 18. Januar 2017, 15:45

    Da fragt man sich wie die Massen-Mörder dabei ruhig schlafen konnten.
    LG

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